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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 02.07.2003


Ein Gespräch mit der Dipl.-Psychologin und Coach Nadjeschda Hebenstreit
AVIVA-Redaktion

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AVIVA: Du arbeitest in Berlin als Coach, führst aber eine internationale Praxis, da du dich hauptsächlich auf Telefon-Coaching spezialisiert hast – kannst du uns etwas über diese Methode erzählen?
NH:
Im Telefon-Coaching geht es, genauso wie beim sogenannten „face to face“ Coaching, um die Entwicklung von Visionen, die Definition von Zielen und um die Planung der Umsetzung. Die in Deutschland noch relativ unbekannte Methode des Telefon-Coachings hat jedoch einige Vorteile. Z.B. ist es zeitsparend, da man keine An- und Abfahrtswege hat und keinen Parkplatz suchen muss. So können meine Klienten den Coaching-Termin leicht vor oder nach der Arbeit einschieben, wenn sie auf Geschäftsreise sind oder sogar dann Termine mit mir wahrnehmen, wenn sie im Ausland leben. Außerdem gibt es den Effekt, dass man durch die Distanz und die größere Anonymität am Telefon einer fremden Person sehr viel leichter persönliche Dinge erzählt.

AVIVA: Kann man sich das so vorstellen wie bei der Telefonseelsorge, bei der die Ratsuchenden ja auch wildfremden Menschen intime Details über ihr Leben berichten?
NH:
Auch wenn ich inhaltlich keine großen Überschneidungen zur Telefonseelsorge sehe, so funktioniert das Prinzip vermutlich tatsächlich ähnlich. D.h., Klientinnen und Klienten sind mir gegenüber am Telefon erstaunlicher Weise offener, als wenn sie mir gegenüber sitzen. Meiner Erfahrung nach kommt man auch direkter auf den Punkt, irgendwie verläuft das Gespräch fokussierter, vielleicht weil meine Klienten während des Telefonats sehr auf sich konzentriert sind, ich trete als Person mehr in den Hintergrund.

AVIVA: Ist Telefon-Coaching nicht auch fast ein Symptom einer Gesellschaft, in der wir als Individuen immer isolierter leben und arbeiten?
NH:
Sicherlich regeln wir heute viel mehr über Kommunikationsmedien wie Computer oder Telefon – aber ich persönlich habe nicht den Eindruck, dass dies für normal sozialisierte Menschen ein Problem darstellt. Vielen von uns mangelt es eher an Zeit als an Kontakten – wir würden ja gerne, wissen aber leider nicht wann. Trotzdem denke ich nicht, dass Telefon-Coaching für Jede oder Jeden die richtige Methode ist. Einige meiner Klienten hassen es zu telefonieren. Sie waren erst glücklich, als wir uns persönlich getroffen haben.

AVIVA: Das heißt, dass Telefon-Coaching in deinen Augen nicht das Allheilmittel für alle Themen ist?
NH:
Nein, natürlich nicht. Die richtige Methode ergibt sich letztlich aus den Bedürfnissen der Klientin oder des Klienten, sie müssen das für sie persönlich richtige Medium auswählen. Und da das Telefon offensichtlich gewisse Einschränkungen hat, ist Telefon-Coaching auch nicht das Einzige, was ich anbiete.

AVIVA: Sie arbeiten also auch teilweise ohne Telefon?
NH:
Ja, auf jeden Fall. Zum Beispiel starte ich Ende Juli zusammen mit meiner Kollegin Rita Booker ein neues Projekt, den „Success Club“. Der „Success Club“ ist ein neuartiges Gruppen-Coaching Angebot für Unternehmer und Selbständige. Hierbei sprechen wir Unternehmerinnen und Unternehmer an, die ihr Geschäft weiter voran bringen wollen und sich dabei parallel ein branchenübergreifendes Netzwerk aufbauen möchten. Hier lebt das Konzept davon, dass man sich in einer Gruppe Gleichgesinnter auf einen intensiven Arbeitsprozess einlässt, der dann natürlich nicht mehr nur am Telefon abläuft.

AVIVA: Welchen Nutzen haben UnternehmerInnen von dieser Form des Arbeitens? Ist es nicht schwierig, über die beruflichen Probleme vor einer Gruppe potentieller Geschäftskontakte zu sprechen?
NH:
Diese Angstschwelle gibt es mit Sicherheit bei allen. Es hat sich aber gezeigt, dass vor allem dieser Austausch ein großer Faktor der Wirksamkeit des Success Clubs ist. Der Success Club wurde in England schon mit großem Erfolg durchgeführt. Für die Mitglieder kristallisierte sich gerade der Austausch als einer der wichtigsten Erfolgs-Faktoren heraus – sie waren plötzlich nicht mehr alleine, standen nicht mehr einsam auf irgendwelchen Netzwerk-Veranstaltungen auf denen sie allen erzählen müssen, wie toll Ihr Unternehmen ist.

AVIVA: Das heißt, hier wird der Sprung vom Einzelkämpfer zum Teamplayer versucht?
NH:
Genau. Es geht uns explizit darum, dass sich Unternehmer auf einer Vertrauensbasis begegnen – dar Austausch von Visitenkarten ist für tragfähige Geschäftsbeziehungen einfach nicht genug. Im Success Club wird man in eine Kleingruppe integriert, man wird getragen und trägt Andere, der eigene Horizont erweitert sich und man steht nicht mehr mit seinen Themen alleine da.

AVIVA: Gibt es denn überhaupt klassische Coaching-Themen oder bestimmte Situationen, in denen Sie Menschen aufsuchen?
NH:
Meistens sucht eine Person dann Unterstützung, wenn die persönlichen Ressourcen ausgeschöpft sind, d.h. wenn sie den Eindruck hat, alleine nicht mehr weiter zu kommen. Und es gibt sicherlich klassische Coaching-Themen, z.B.: Frustrationen im Beruf, die Konfrontation mit neuen Herausforderungen, Überlastung, ineffektives Zeitmanagement, der Wunsch nach mehr Struktur oder Begleitung in die, oder während der Selbständigkeit.

AVIVA: Und wer nimmt, Ihrer Erfahrung nach, am häufigsten die Hilfe eines Coaches in Anspruch?
NH:
Klassischer Weise wurde Coaching vor allem im Unternehmenskontext eingesetzt. Jeder hat eine Vorstellung von dem gestressten Manager, der seine Produktivität und die seines Teams mit Hilfe eines Coaches verbessern will. Weniger bekannt ist in Deutschland das Coaching für „Privatpersonen“, die sich selbst einen Coach für die eigene Entwicklung finanzieren. Meine Klientel ist sehr heterogen. Was diese Menschen miteinander verbindet, ist die Suche nach dem „Eigenen“ oder danach, wie sie das Eigene erfolgreicher tun können. Außerdem besteht der Großteil meiner Klientel aus Frauen.

AVIVA: Bedeutet das, dass Frauen offener für Coaching sind als Männer?
NH:
Viele Frauen sind prinzipiell eher bereit, Hilfe in Anspruch zu nehmen und auch fähig, mit einem relativ fremden Menschen, der ich ja bin, über persönliche Dinge zu sprechen. Obwohl Coaching oft im Karrierebereich anfängt, gestehen sich vor allem Frauen ziemlich schnell ein, dass das private Umfeld nicht auszublenden ist. Das Leben ist nun mal ein Gesamtbild und so wird ein gutes Coaching automatisch zu einem sehr persönlichen Prozess.

AVIVA: Und Frauen sind ja typischer Weise häufiger einer Doppelbelastung ausgesetzt als Männer.
NH:
Das stimmt, ich habe sogar Klientinnen, die unter einer Dreifachbelastung schwitzen: Sie haben ihren Beruf, die Kinder, den Haushalt und manche promovieren sogar noch „nebenher“. In so einer Situation entsteht verständlicher Weise ein großer Bedarf nach Struktur und Unterstützung.

AVIVA: Coaching ist gerade sehr in Mode. Plötzlich bekommt man den Eindruck vermittelt, dass man ohne diese Dienstleistung nicht mehr leben kann. Wie stehen Sie dazu?
NH:
Ich bin natürlich nicht der Meinung, dass man ohne Coach kein erfolgreiches und zufriedenes Leben führen kann. Ich glaube allerdings, dass man sich häufig das Leben schwerer macht, als es notwendig ist. Vor allem die Deutschen haben da eine rechte Einzelkämpfer-Mentalität und die Tendenz, alles mit sich selbst aushandeln zu wollen. Ich glaube, dass einem der Coaching-Prozess die zu tragende Last erleichtern kann – die eigene Entwicklung läuft mit qualifizierter Unterstützung einfach strukturierter und zielgerichteter ab, die Weiterentwicklung macht Spaß und fühlt sich nicht mehr wie eine Belastung an.

AVIVA: D.h., dass ein Coach tatsächlich der Schlüssel zu einem besseren Leben sein kann?
NH:
Überspitzt gesagt, ja, denn viele Menschen sprechen wirklich sehr positiv auf diese Form der Begleitung an. Als ob jemand einen Knoten gelöst hätte, fangen sie plötzlich an, all die Dinge umzusetzen, über die sie in der Vergangenheit immer nur geredet haben. In einer kürzlich in den USA veröffentlichten Studie zeigte sich übrigends, dass der Return of Investment für eine Firma, die Coaching in der mittleren Management Ebene eingeführt hatte, bei 528% lag! Das ist ein wirklich beeindruckendes Argument für die Wirksamkeit von Coaching und das es mehr als nur ein kuscheliges Gefühl im Bauch produziert.

AVIVA: In Anbetracht der großen Auswahl – wie finde ich denn überhaupt einen für mich passenden Coach? Coaching ist zur Zeit ja ein ziemlich inflationär gebrauchter Begriff.
NH:
Ja, das stimmt leider. Solange „Coach“ keine geschützte Berufsbezeichnung ist, kann sich so ziemlich jeder mit diesem Titel schmücken– und tut es ja auch. Bei einem guten Coach sollte die Biographie schlüssig sein. Wie wurde dieser Mensch zum Coach, welchen Berufsweg hat er oder sie hinter sich und welche Ausbildungen wurden gemacht, die zum coachen qualifizieren. Aber neben dem Lebensweg zählt letztlich vor allem der persönliche Eindruck. Coaching ist, wie gesagt, ein sehr persönlicher Prozess, man sollte also nur mit einem Coach arbeiten, der einem sympathisch ist, alles Andere hat wenig Sinn.



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Beitrag vom 02.07.2003

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