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Beitrag vom 21.02.2008
Der lange Weg ans Licht
Anna Opel
Douglas Wolfsperger porträtiert eine außergewöhnliche Hebamme in Sachsen. Herausgekommen ist ein Genre-Mix mit gutem Soundtrack. AVIVA-Berlin verlost 3 Filmpakete
Edeltraut Hertel ist ausgebildete Krankenschwester und Hebamme. Sie stammt aus Meerane, einer verschlafenen Kleinstadt in der Nähe von Chemnitz. Dort führt sie eine Hebammenpraxis und gibt Hochschwangeren die Gelegenheit, in sich hinein zu horchen und ihre Bäuche lustig anzumalen. Edeltraut Hertel hat aber noch einen anderen Wirkungskreis: sie reist immer wieder nach Tansania, wo sie ehrenamtlich als Hebamme arbeitet. Geburt unterliegt dort, das versteht sich von selbst, völlig anderen kulturellen Konventionen als hierzulande.
Edeltraut Hertel hat eine, für DDR-Verhältnisse, außergewöhnliche Arbeitsbiographie vorzuweisen, in der Wolfsperger das Potential für einen Film erkannt hat.
Afrika war schon der Sehnsuchtsort ihrer Kindheit. Um nach Afrika reisen zu dürfen, hat Edeltraut Hertel im mittleren Alter noch die Hebammenausbildung gemacht und danach einige Jahre in Tansania gelebt und gearbeitet. Das letzte Bild des Films zeigt diese etwas spröde Person beim Abschied von ihren afrikanischen FreundInnen. Sie geht nicht mit leeren Händen. Nein, sie hält ein Huhn unter dem Arm. Ein lebendiges. Und wie diese etwas klobige, liebenswerte Mitteleuropäerin mit dem Huhn eine staubige Landstraße in Afrika entlang wandert, das ist schon ein skurriles Bild.
Zwischen Meerane und Tansania hat sich Wolfsperger dem Thema Entbindung angenähert und eine lockere Dramaturgie gebaut, die der Suche nach Bildern und Situationen untergeordnet ist. Vor allem in der Kleinstadt wird er fündig. Wenn er die BewohnerInnen nach ihren Erfahrungen und Meinungen zum Thema Geburt und Geburtenrückgang befragt, geht er vor wie ein Ethnologe. Und man wird den Eindruck nicht los, dass Tansania aus Wolfspergers Sicht nicht unbedingt ferner und merkwürdiger aussieht, als Meerane.
Diese distanzierte Sicht ermöglicht so manchen Witz im Film. Wolfsperger bewegt sich damit aber oft am Rande dessen, was im Umgang mit LaiendarstellerInnen noch vertretbar ist. Mehr als einmal beschleicht die Zuschauerin das Gefühl, dass die netten MeeranerInnen vorgeführt werden, natürlich, ohne es zu merken. Etwa, wenn Wolfsperger im ortsansässigen Fotostudio dem Fotografen über die Schulter schaut, während dieser die Schwangeren mit den zukünftigen Kindsvätern porträtiert, mit Weichzeichner und in den üblichen zärtlichen Posen, in denen nicht jede/r gut aussieht. Ist das noch ein liebevoller Blick, oder macht sie hier jemand auf Kosten stilistisch weniger versierter ZeitgenossInnen lustig? Auch das Chefarztduo der Geburtsklinik macht neben der ins Bild gestellten Quietsche-Ente auf der Entbindungsbadewanne nicht unbedingt eine gute Figur.
Der ansprechende Soundtrack von Gerd Baumann, der auch die Musik für den Kinoerfolg "Wer früher stirbt ist länger tot" geschrieben hatte, stellt die Verbindungen her zwischen den einzelnen, stilistisch heterogenen Strängen: da steht im Zentrum der Lebensweg von Edeltraut Hertel, die Meeraner GeburtsspezialistInnen kommen zu Wort. Dann ist da noch das ferne Tansania, wo die Frauen unter der Geburt keinen Laut von sich geben dürfen, denn sonst ist die Familienehre beschmutzt.
AVIVA-Fazit: Etwas mehr Tiefgang im Umgang mit dem Thema Geburt und weniger Force in den recht kruden Portraits aller Mitwirkenden hätte dem Film sicher gut getan. Immerhin können Unerfahrene einiges über Geburtsvorbereitung und unterschiedliche Möglichkeiten zu entbinden erfahren. Auch manches schwierige Thema wird angeschnitten, etwa die Pränataldiagnostik und die Zumutungen, die daraus für die Schwangeren erwachsen. Vom Konkurrenzkampf zwischen Kliniken und alternativen Entbindungshäusern erfährt man nicht wirklich etwas. Beide Seiten erhalten aber ausreichend Gelegenheit, sich darzustellen. Das ist auch schon etwas wert.
Regisseur Douglas Wolfsperger stellt den Film, zusammen mit seiner Hauptfigur Edeltraut Hertel, am 26.02.2008 um 20 Uhr im Kant-Kino vor.
AVIVA-Berlin verlost 3 "Der lange Weg ans Licht" – Filmpakete, bestehend aus jeweils 1x2 Freitickets sowie die Bücher "Schwangerschaft und Geburt" von Katharina Marenholtz und Dawn Parisi und "Naturheilkunde für Schwangere und Säuglinge" von Susun Weed . Bitte nennen Sie uns den Titel des Erstlingswerkes von Regisseur Douglas Wolfsperger und senden Sie uns bis zum 18.03.2008 eine mail an folgende Adresse: gewinnspiel@aviva-berlin.de
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Der lange Weg ans LichtVon Douglas Wolfsperger
Mit Edeltraut Hertel u.a.
Musik von Gerd Baumann
100 Minuten
Deutschland 2007
Kinostart: 28. Februar 2008
Weitere Infos unter:
www.der-lange-weg.deSchwangerschaft und Geburt
Katharina Marenholtz und Dawn ParisiSanssouci Verlag
ISBN: 3836300117
Naturheilkunde für Schwangere und Säuglinge Susun Weed, Orlanda
Frauenverlag
ISBN: 392982373X