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Beitrag vom 24.09.2014
Hilde Louise Asbjørnsen - Sweet Morning Music
AVIVA-Redaktion
Wollten die HörerInnen das Timbre und die Beschaffenheit der Lieder der norwegischen Sängerin mit einem Material vergleichen, so wäre es dunkel... AVIVA verlost 3 CDs
... gebeiztes Eichenholz.
Hilde Louise Asbjørnsen liebt Eiche, sie bewegt sich gern in dunklen, engen Räumen, in die wenig Licht eindringt. Von daher ist es gar nicht schwer zu imaginieren, woher die sinistre Intimität ihrer Lieder kommt.
Eigentlich wollte Hilde Louise Asbjørnsen gar keine Sängerin werden. Ihre Beziehung zur Musik war aber seit frühen Kindheitstagen sehr eng. Ihre Mutter hatte einen großen Stapel Vinyl-Platten aus dem urbanen Oslo mit in die norwegische Provinz mitgenommen, in der die kleine Hilde Louise zwischen Schafen und Pferden aufwuchs. Zu ihren frühen GefährtInnen zählten Duke Ellington und Billie Holiday. Besonders hatte es ihr aber Edith Piaf angetan. Sie versuchte die große französische Chanteuse nachzuahmen, sich zu kleiden und zu artikulieren wie sie. Das fiel ihr umso leichter, als ihr spezieller norwegischer Dialekt, mit dem sie aufwuchs, viele Diphtons aufwies, die dem Französischen gar nicht unähnlich waren.
Mit sechzehn nahm ihre Mutter sie zum ersten Mal mit nach Paris. Damals wusste sie noch nicht, dass sie die Stadt einst in ihrer Stimme malen würde, aber der multikulturelle Trubel in der Seine-Metropole versetzte sie im Handumdrehen in Entzücken und irritierte sie zugleich.
Das Leben versetzte sie jedoch zunächst an eine völlig andere Stelle. Sie studierte Theaterwissenschaft. Dieses Studium war nicht etwa Mittel zum Zweck, sondern wenn Hilde Louise Asbjørnsen etwas in Angriff nimmt, dann füllt sie das auch ganz aus. Doch die Dinge nahmen ihren Lauf, als sie neben dem Studium ein Cabarét zu gründen begann. Allabendlich stand sie auf der Bühne und musste sich vor einem Publikum produzieren. Und so wurde aus der angehenden Theaterfrau Schritt für Schritt eine immer selbstbewusstere Sängerin.
Kein anderes Land der Welt hat wohl gemessen an der Bevölkerungsdichte eine derartige Dichte von großartigen Jazz-IndividualistInnen zu bieten wie Norwegen. Zahlreiche Schulen haben sich in Skandinavien herausgebildet, doch Hilde Louise Asbjørnsen ist anders als alles, was man bislang von der Nordkruste Europas kennt. "Dass ich nicht die Jazz-Universität absolviert habe, half mir sicher, meinen eigenen Weg zu beschreiten und meine Sprache zu finden", vermutet Hilde Louise Asbjørnsen. "Ich bin absolut selbstgemacht. Mein Stil resultiert wahrscheinlich aus der Kombination, dass ich nicht weiß, wie Jazz eigentlich klingen sollte, und meiner Faszination für Theater und Cabarét. Die dritte Komponente ist die französische Musik. Aber das war nicht so geplant, es ergab sich ganz von selbst aus meinen Präferenzen." Ihre Songs begannen den Charakter von kleinen Theaterstücken anzunehmen. Sie liefert nicht nur eine Story, von der sie singt, sondern gibt mit ihrem Timbre und der musikalischen Gestaltung Kulissen, Kostüme und Beleuchtung mit. Diese Songs leben, entfalten sich, greifen in die Tiefe des imaginierten Bühnenraums: "Ich bin Sängerin, aber ich weiß, dass die Instrumentierung genauso wichtig ist wie die Stimme. Mit der Stimme erzähle ich die Geschichte, aber die Instrumente müssen für die Szenerie sorgen, in der die Geschichte spielt.
Ich habe mich für recht ungewöhnliche Instrumentierungen entschieden. Meine Band besteht aus Jazzmusikern, aber ich bevorzuge eher eine theatralische Umgebung für meine Lieder. Wir brauchen stets einige Runden, bis wir an den Punkt kommen, an dem meine Lieder wirklich funktionieren."
Die meisten jungen JazzmusikerInnen, so erklärt die Norwegerin weiter, seien heute ängstlich, sich in Klischees zu verfangen. Klischees gehören aber zur Geschichte. Sie beruft sich stark auf die Musik der zwanziger, dreißiger und fünfziger Jahre, trägt diese aber durch die Gegenwart in die Zukunft. Jede Retro-Romantik geht ihr ab. Auf Klischees will sie trotzdem nicht verzichten, denn sie tragen zur Authentizität bei. Und zur Authentizität gehört auch ihr Umgang mit Sprache. Egal ob sie auf Englisch oder neuerdings auch auf Norwegisch singt, schwingt da immer viel Französisch mit, was einerseits der chansonhaften Instrumentierung ihrer Songs geschuldet ist, zum anderen aber auch ihrer intensiven Beschäftigung mit Edith Piaf oder den Texten von Jean Paul Sartre oder Simone de Beauvoir.
In Norwegen ist Hilde Louise Asbjørnsen seit 2001 eine feste Größe der alternativen Jazz-Szene, jetzt schickt sie sich an, Deutschland zu erobern. Für sie selbst ist das ein ganz natürlicher Entwicklungsschritt. "Ich komme nicht aus dem Jazz, musste mir erst mein Standing in kleinen Clubs erarbeiten. Dann war ich nicht mit meinem Label zufrieden und habe mein eigenes Label gründen müssen, um mich adäquat repräsentiert zu fühlen. Auf diese Weise habe ich mir schrittweise eine Position in meiner Heimat erarbeitet. Jetzt ist es an der Zeit, weiter zu gehen und meinen Aktionsradius nach Europa auszudehnen."
Hilde Louise Asbjørnsen
Sweet Morning Music
Grappa / Galileo Music
VÖ: 08. August 2014
www.hildelouise.com
AVIVA-Berlin verlost 3 CDs. Bitte senden Sie uns den Titel des Albums, das Hilde Louise Asbjørnsen auf norwegisch eingesungen hat mit Angabe Ihrer Postadresse bis zum 30.10.2014 per Email an folgende Adresse: info@aviva-berlin.de
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