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Beitrag vom 18.12.2018
DREI GESICHTER. Kinostart: 26. Dezember 2018. Verlosung
AVIVA-Redaktion
Nach TAXI TEHERAN nimmt uns der iranische Regisseur Jafar Panahi in seinem neuen Spielfilm erneut mit auf eine Fahrt durch sein Land. Der Film, im Iran unter widrigsten Umständen gedreht, gewann in Cannes die Palme d´Or für das Beste Drehbuch. Panahi selbst konnte die Auszeichnung persönlich nicht entgegennehmen. Er wurde 2010 wegen "Propaganda gegen das System" zu sechs Jahren Haft verurteilt und erhielt ein 20-jähriges Berufs-, Ausreise- und Interviewverbot AVIVA verlost 2x2 Freikarten
Nach dem Berlinale-Gewinner TAXI TEHERAN, der die Herzen der ZuschauerInnen im Sturm eroberte, nimmt uns Jafar Panahi in seinem liebevollen Roadmovie DREI GESICHTER erneut mit auf eine pointenreiche Fahrt durch seine Heimat. Mit Humor und Herzlichkeit gelingt dem iranischen Regisseur ein hoffnungsvolles Plädoyer für Freiheit und Menschlichkeit, das aktueller und globaler nicht sein könnte. Im Fokus stehen die miteinander verwobenen Schicksale von drei Frauen unterschiedlicher Generationen.
DREI GESICHTER (Three Faces / Se Rokh
Die bekannte iranische Schauspielerin Behnaz Jafari erhält eine Videobotschaft eines weiblichen Fans. Gemeinsam mit ihrem Freund, dem Regisseur Jafar Panahi, macht sie sich auf die Suche nach dem Mädchen. Die Reise in den Norden des Landes birgt überraschende Begegnungen: DorfbewohnerInnen, die einspurige Bergstraßen mit cleveren Hupecodes passierbar machen, alte Frauen, die in ausgehobenen Gräbern Probe liegen, und Stiere, die den Weg versperren. Im Bergdorf des Mädchens angekommen, versuchen die beiden das Geheimnis um das Video endlich zu lösen.
Zum Hintergrund
Soziale Netzwerke sind im Iran sehr populär. Es gibt immer wieder verrückte Versuche, über soziale Medien zu anderen Menschen Kontakt aufzunehmen, insbesondere zu prominenten Filmschaffenden. Trotz seiner Position als offiziell verbotener Regisseur im eigenen Land bleibt Jafar Panahi ein populärer Empfänger solcher Nachrichten – viele von jungen Menschen, die selbst Filme drehen wollen. Normalerweise löscht er sie, aber manchmal ist er von ihrer Aufrichtigkeit und Intensität so berührt, dass er sich mehr Gedanken zu den AbsenderInnen macht. Eines Tages erhielt er eine besorgniserregende Nachricht auf Instagram, während zur gleichen Zeit die Zeitungen von einem jungen Mädchen berichteten, das Suizid begangen hatte, weil es ihr verboten wurde, Filme zu machen. Panahi stellte sich vor, er hätte ein Video von diesem Suizid über die sozialen Medien erhalten und er fragte sich, wie er darauf reagiert hätte. So entstand die Idee zu DREI GESICHTER.
Eine schmale und kurvenreiche Straße
Jafar Panahi wollte einen Blick zurück auf die iranische Kinogeschichte werfen und erkunden, was Künstlern zu verschiedenen Zeiten auf unterschiedliche Weise den Weg versperrt hat. Daraus entstand die Idee, durch die drei verschiedenen Figuren der Schauspielerinnen drei Generationen darzustellen: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Aus der Komposition dieser drei Geschichten entstand das Bild der schmalen und kurvenreichen Straße - eine konkrete Metapher für alle Einschränkungen, die Menschen davon abhält, ihren Weg zu gehen und sich weiterzuentwickeln. Diese Straße, die für das Drehbuch benötigt wurde, existiert tatsächlich, auch wenn sie heute nicht mehr genutzt wird. Autofahrer nutzen für gewöhnlich eine andere, breitere und befestigte Straße.
Zum Regisseur: Jafar Panahi gilt als einer der wichtigsten unabhängigen Filmemacher des Irans und wurde bereits mit hochrangigen Preisen wie dem Goldenen Löwen der Filmfestspiele von Venedig, der Goldenen Kamera des Festivals von Cannes und dem Silbernen sowie dem Goldenen Bären der Berlinale ausgezeichnet.
Behnaz Jafari
Zunächst hatte Jafar Panahi geplant, das Paar im Film von einer anderen Schauspielerin und ihrem Mann, einem Produzenten, spielen zu lassen. Diese Schauspielerin konnte den Film jedoch nicht machen, also schlug er die Rolle Behnaz Jafari vor, die im Iran sehr berühmt ist. Sie hat seit Samira Makhmalbafs SCHWARZE TAFELN (2000) in vielen Filmen sowie in sehr populären Fernsehserien mitgewirkt. Die TV-Episode, die in DREI GESICHTER in einem Café im Hintergrund läuft, wurde tatsächlich gerade im Fernsehen ausgestrahlt, als der Film gedreht wurde.
Nachdem Behnaz Jafari zugesagt hatte, entschied sich Panahi, die andere Rolle selbst zu übernehmen. Er konnte seine Kenntnisse der türkischen Sprache anwenden und mit den Dorfbewohnern persönlich in Beziehung treten. Behnaz Jafari, die für ihren starken Charakter bekannt ist, hat sich dem Projekt mit vollem Einsatz gewidmet und weigerte sich, dafür bezahlt zu werden.
Marziyeh Rezaei & Shahrzad
Die zweite große weibliche Rolle im Film wird von Marziyeh Rezaei gespielt. Panahi traf sie zufällig auf der Straße und war sofort davon überzeugt, mit dieser jungen Frau die perfekte Besetzung gefunden zu haben. Das dritte Gesicht ist die legendäre iranische Filmschauspielerin Shahrzad, deren wahrer Name Kobra Saeedi lautet. Im Iran kennt sie jeder, auch die jüngere Generation. Vielen ist sie besonders durch ihre Rolle in Masoud Kimiais großartigem Film Noir QUEYSAR (1969) im Gedächtnis geblieben.
DREI GESICHTER zeigt auf, wie Schauspielerinnen im Iran schon immer mit einer gewissen Respektlosigkeit behandelt und als "leichte Mädchen" angesehen wurden – und das sowohl vor als auch nach der Islamischen Revolution. Eines von Jafar Panahis Zielen ist es, herauszustellen, wie sehr all diese Frauen wahre Künstlerinnen waren und sind. Dafür steht exemplarisch Shahrzad, der Star des Mainstream-Kinos der vorrevolutionären Ära. Diese ausgesprochen talentierte Schauspielerin ist außerdem Dichterin und Autorin.
Anwesend durch Abwesenheit
Nachdem er seinen Film gedreht hatte, fuhr Panahi nach Isfahan, wo Shahrzad derzeit lebt. Er bat sie um Erlaubnis, ihren Namen zu verwenden. Sie stimmte nicht nur zu, sondern erklärte sich sogar damit einverstanden, eines ihrer Gedichte für den Film zu rezitieren.
Wie alle Stars dieser Periode wurde es Shahrzad nach der Revolution verboten, weiter als Schauspielerin zu arbeiten. In DREI GESICHTER spielt sie selbst nicht mit – ihre Anwesenheit wird simuliert durch ihre Abwesenheit, eine Figur im Schatten oder nur von hinten in der Distanz sichtbar. Wir hören nur ihre Stimme, mit der sie ihre eigene Poesie vorträgt.
Under arrest - Jafar Panahi
Aufgrund seiner kritischen Haltung gegenüber den politischen und gesellschaftlichen Umständen in seiner Heimat sind die meisten seiner Filme dort verboten. Bei den umstrittenen iranischen Präsidentschaftswahlen 2009 unterstützte Panahi die Oppositionsbewegung Grüne Bewegung von Mir Hossein Mussawi gegen den Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Am 1. März 2010 wurde Panahi wie auch seine Frau und Tochter in seinem Haus von der iranischen Polizei festgenommen. Er wurde zunächst ohne Anklage ins Evin-Gefängnis gebracht, wo er knapp drei Monate lang inhaftiert blieb. Er trat in den Hungerstreik, unter anderem weil er keinen eigenen Anwalt bekam. Am 25. Mai 2010 kam er gegen die Zahlung einer Kaution von 200.000 US-Dollar stark abgemagert bis zum Beginn des Strafprozesses frei. Panahi wurde im Dezember 2010 schließlich wegen "Propaganda gegen das System" zu sechs Jahren Haft verurteilt und erhielt ferner ein 20-jähriges Berufs-, Ausreise- und Interviewverbot.
Dies hindert Panahi jedoch nicht daran, weiterhin Filme zu drehen, in denen er die Situation der Islamischen Republik kritisiert, und diese in die Welt hinauszuschicken. Nach DIES IST KEIN FILM (2011), CLOSED CURTAIN (2013), TAXI TEHERAN (2014) ist DREI GESICHTER der vierte Film, den Panahi heimlich produzierte und zur Präsentation auf internationalen Festivals außer Landes schmuggelte.
Im Rahmen der Deutschlandpremiere von DREI GESICHTER am 4. Oktober 2018 auf dem Filmfest Hamburg wurde Jafar Panahi mit dem Douglas Sirk Preis 2018 ausgezeichnet. Solmaz Panahi, die Tochter des Regisseurs, der 2010 zu einem 20-jährigen Berufs- und Ausreiseverbot verurteilt wurde, hat gemeinsam mit Hauptdarstellerin Behnaz Jafari die Auszeichnung entgegengenommen.
DREI GESICHTER
Originaltitel: Se rokh
Produktionsland/-jahr: Iran 2018
Regie: Jafar Panahi
DarstellerInnen: Behnaz Jafari, Jafar Panahi, Marziyeh Rezaei
Lauflänge: 100 Minuten
FSK: 12
Weltkino Filmverleih GmbH
Kinostart: 26. Dezember 2018
Mehr Infos zum Filme sowie Schulmaterial unter: www.weltkino.de und www.facebook.com/DreiGesichter.DerFilm
AVIVA-Berlin verlost 2x2 Freikarten. Bitte senden Sie uns dazu bis zum 05.01.2019 eine Beschreibung der ersten Szenen aus dem Trailer per Email an folgende Adresse: info@aviva-berlin.de
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Quelle/Text: Weltkino Filmverleih GmbH