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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 29.05.2006


Birgit Kofler: Kinderlos, na und?
AVIVA-Redaktion

Ein brisantes Thema: Müssen sich Frauen Kinder wünschen? Nein, sagt die Journalistin und Sachbuchautorin in ihrem neuen Buch. AVIVA-Berlin verlost 3 Exemplare




Selbst kinderlos, weiß die Autorin, wie sehr Frauen ohne Kinder mit Vorurteilen zu kämpfen haben. Dieses Buch ist ein Plädoyer für die Wahlfreiheit, gegen Kult und Kitsch und für eine Auseinandersetzung mit der Realität vielfältiger Frauen-Lebensmodelle.

"Kinderlos, na und?" beleuchtet das Leben der Frauen ohne Kinder von allen Seiten. Viele gewählt und gewollt Kinderlose, darunter auch prominente Frauen, beschreiben die Motive für ihre Lebensstilentscheidung, erzählen über ihren beruflichen und privaten Alltag, räumen mit Vorurteilen wie der angeblichen Einsamkeit, der vermeintlichen späten Reue, dem vorgeblichen Egoismus oder dem behaupteten Fehlen einer wichtigen Erfahrung auf, erzählen, wie sie sich um anderer Leute Kinder kümmern und machen deutlich, wie glücklich ein Leben ohne Nachwuchs sein kann. Expertinnen analysieren Hintergründe zur gewollten Kinderlosigkeit und nehmen das Konzept von Kleinfamilie und perfekter Mutterschaft unter die Lupe, das historisch gesehen viel jünger ist als oft vermutet.

"Kinder sind doch etwas Wunderbares, in einer Mischung aus Autosuggestion und Mitleid vorgetragen. Oder: Du wirst sehen, das wird schon noch. Deine biologische Uhr meldet sich auch," sind die Kommentare, so Kofler, denen Kinderlose permanent ausgesetzt sind. Weil schließlich einer weit verbreiteten Haltung zufolge die natürliche Bestimmung der Frau immer noch in der Aufzucht des Nachwuchses bestehe, müssten Kinderlose häufig die Mutmaßung über sich ergehen lassen, dass ihnen doch sicher etwas abgeht oder mit ihnen etwas nicht stimmt. Kofler: "Wir Kinderlosen kriegen es von allen Seiten ab: Von den konservativen und neokonservativen Familienromantikern und -ideologen, von den neoliberalen Sozialstaatsreformieren, von den modernen Superfrauen, die alles mit links schaukeln. Keiner mag die Kinderlosen. Früher ließen sich im Kampf gegen die Emanzipation noch sehr schlichte Klischees wie das der alten Jungfer oder des Blaustrumpfs instrumentalisieren. Weil das heute nicht mehr so recht zieht, müssen zusätzlich neue Stereotype her. Lauter Egoistinnen, die nur an sich denken. Sie versäumen das Wichtigste im Leben einer Frau. Frustrierte Schreckschrauben. Die hat keinen Mann abgekriegt", zählt Birgit Kofler auf, was sie als deklarierte Frau ohne Kinderwunsch so alles zu hören bekommt.

Was Kofler vor allem ein Anliegen ist: "Mehr Rationalität in die Diskussion zu bringen." Denn diese, meint die Autorin, komme abhanden, kaum seien Themen wie Mutterschaft und Nachwuchs im Spiel. "Wer sich gut überlegt, ob Kinder in ihr oder sein Leben passen, ist verdächtig, potenziell problematisch und verantwortungslos gegenüber der Gesellschaft. Doch Kinder zu kriegen, ist in jedem Fall in Ordnung. Für einen Lebensjob also, der nicht ohne ist, und in der mangelnden Qualifikation ziemlich viel anrichten kann, braucht man weder Ausbildung noch Ernsthaftigkeitsnachweis - für die Elternschaft."

In ihrem aktuellen Buch geht die Autorin alten und neuen Vorurteilen zum Thema Kinderlosigkeit nach. Zum Beispiel jenem, dass es noch nie so viele Frauen gegeben habe, die ihre Reproduktionsverpflichtung verweigern, wie heute. "Am Anteil der kinderlosen Frauen hat sich eigentlich seit der Generation unserer Großmütter nicht allzusehr verändert", rechnet Kofler vor. "Bei den heute 40- bis 44-Jährigen liegt die Kinderlosenquote bei 16 Prozent, bei den heute über 85-Jährigen bei 21 Prozent." Oder dass die Entscheidung zur Elternschaft durch massive finanzielle Anreize befördert würde. "Subventionen fürs Kinderkriegen sind gar nicht so entscheidend dafür, wie gebärfreudig Frauen sind", zieht Kofler internationale Vergleiche heran. "In Deutschland und Österreich gibt es pro Kopf ein Vielfaches an familienfördernden Maßnahmen zum Beispiel im Vergleich zu den USA, wo die Geburtenrate allerdings deutlich höher ist. Eindimensionalen Modelle zu einer komplexen Frage gehen nicht auf."

In Frage stellt Kofler auch das Dogma, Familienvermehrung durch eigene, leibliche Kinder sei die Voraussetzung für Bevölkerungswachstum und für ausreichenden Nachschub beim Produktivfaktor Arbeit. "Weltweit haben wir keineswegs Geburtenmangel. Eine der Alternativen zur Verbesserung der europäischen Bevölkerungsbilanz ohne höhere Geburtenraten ist ohnehin längst Praxis, nämlich die Zuwanderung von Menschen aus anderen Ländern." Inkonsequent sei es auch, dass zwar natürliche Mutterschaft verklärt würde, Adoptionen sich aber immer noch zum Hürdenlauf gestalten. "Und vollends unverständlich wird es, wenn trotz verbreitetem Kinderkult ganze Gruppen von Menschen, die oft gerne Kinder hätten, wie schwule und lesbische Paare von legalen Adoptionsmöglichkeiten oder der künstlichen Befruchtung ausgeschlossen bleiben", kritisiert Kofler.


AVIVA-Berlin verlost 3x " Kinderlos, na und?" aus dem Orac Verlag. Bitte nennen Sie uns einen weiteren Buchtitel der Autorin Birgit Kofler und senden Sie bis zum 22.06.2006 eine eMail an folgende Adresse: gewinnspiel@aviva-berlin.de


Birgit Kofler: Kinderlos, na und?
Kein Baby an Board.
Orac Verlag, erschienen März 2006
Gebunden, 189 Seiten
ISBN: 3701504849
16,90 Euro90008115&artiId=5194750&nav=5081"


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Beitrag vom 29.05.2006

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