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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 01.04.2007


Hannah Höch
Rukshana Adrus-Wenner

Die Berlinische Galerie zeigt in einer faszinierenden Ausstellung rund 160 Werke der führenden Vertreterin des Dadaismus in Deutschland. AVIVA-Berlin verlost 2x2 Tickets




Hannah Höch: Album, um 1933, Collage auf Zeitschriftenseiten, Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur © VG Bild-Kunst
Freie Bühne für die Dadasophin Hannah Höch, geboren 1889 in Gotha, gestorben 1978 in Berlin. Die Grande Dame der DADA-Bewegung wird in der Berlinischen Galerie in einer umfangreichen Ausstellung präsentiert.

Dadaismus war eine literarische und künstlerische Bewegung, die 1916 in Zürich im "Cabaret Voltaire" gegründet wurde. Die Blütezeit der Berliner Club-Dada- Bewegung dauerte nur kurze Zeit, von 1918 bis 1922. Radikal und anarchistisch lehnten die KünstlerInnen alle althergebrachten sowie bürgerlichen Konventionen ab. Bei den Dada-Soiréen, Lesungen, Happenings, in den Schriften und in Ausstellungen sowie anderen Aktivitäten attackierten und kritisierten sie die sozialen und politischen Zustände der Weimarer Republik. Gleichzeitig experimentierten sie mit neuen Ausdrucksformen. Mit alltäglichen objets trouvés schufen sie Werke, die jegliche künstlerische Handschrift vermissen ließen.

Hannah Höch mit ihren Dada-Puppen, 1920, unbekannter Fotograf Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur © VG Bild-Kunst
"Schrankenlose Freiheit für HH" forderte die Künstlerin 1920.
So entwickelte Hannah Höch mit ihrem Lebensgefährten Raoul Hausmann 1918 die Fotomontage-Technik. Auf der "Ersten Internationalen Dada-Messe" von 1920 war Höch als einzige Frau beteiligt. Dort zeigte sie u.a. ihren berühmten "Schnitt mit dem Küchenmesser Dada durch die letzte Weimarer Bierbauchkulturepoche Deutschlands". Sie hat sich in vielen Werken mit den gesellschaftlich vorgegebenen Rollen auseinandergesetzt. So prangerte sie das Phänomen "Neue Frau" - berufstätig, unabhängig, modisch an. Da sie als Redakteurin in der Moderedaktion des Ullstein-Verlags arbeitete kannte sie die medialkreierten Frauenbilder ebenso wie den beschwerlichen Alltag. Die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit kannte sie auch aus Selbsterfahrung mit ihrer Beziehung zu dem verheirateten Künstler Hausmann.

In fünf Sektionen ist das künstlerisches Schaffen Hannah Höchs aus fast 70 Jahren, mit rund 160 schrägen und zauberhaften, verträumten und verspielten, komischen und kritischen, poetischen und politischen, magischen und malerischen Arbeiten zu sehen.

Hannah Höch: Meine Haussprüche, 1922, Collage, Tuschfeder, Deckweiß, Kreide, Blei- und Farbstift auf Pappe Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur © VG Bild-Kunst
Die Bandbreite des eindrucksvollen Oeuvres reicht von den schwarzweißen Fotomontagen aus den 20er-Jahren bis zu den farbigen Pop Art Collagen aus den 60er-Jahren, Zeichnungen, Malereien und Puppen. Der Rundgang folgt keiner Chronologie, die Exponate aus verschiedenen Schaffensphasen treten gegenseitig im Dialog und bieten somit beeindruckende Querverweise zum Oeuvre Hannah Höchs.
Eingebunden in die Schau ist ein biografischer Faden der durch ausgestellte Fotos, persönliche Notizen und Korrespondenz intime Einblicke ermöglicht.
Das Adressenbuch der Collagistin und Sammlerin hat einen besonderen
Auftritt. Ãœber 70 Jahre wuchs das kleine Heft mit Namen, Adressen, angereichert mit zahlreichen unterschiedlichen Notizzetteln zu einem dicken Kontakten-Konvolut, zu einem konstanten Lebensbegleiter.


AVIVA-Berlin verlost 2 x 2 Freitickets für die Ausstellung "Hannah Höch - Aller Anfang ist DADA" von 06.04. bis 02.06.2007. Bitte nennen Sie uns eine weitere aktuelle Ausstellung der Berlinische Galerie und senden Sie bis zum 10.05.2007 eine eMail an folgende Adresse: kultur@AVIVA-Berlin.de


Ausgehend von dem blau gestalteten DADA-Kern geht es zu den vier Themenbereichen. Frauenbilder - Männermythen, Abstraktion - Expression, Traumwelten, Die dunkle Seite. So konstruiert Hannah Höch mit ihren Materialcollagen aus Fragmenten von Schnitt- und Stickmustern abstrakte Formen, und dekonstruiert damit die beabsichtigten weiblichen schöpferischen Rollen. Mit den Traum- und Gegenwelten Mitte der 20er Jahre nähert die Künstlerin sich der magischen Welt der SurrealistInnen an. Die Exponate in der Abteilung "Die dunkle Seite" spiegeln ihre Situation im Nazi-Deutschland wider. Sie wurde als "Kulturbolschewistin" diffamiert und überlebte zurückgezogen.

Sehr empfehlenswert ist das Filmprogramm zur Ausstellung. Zu sehen sind mehrere Kurzfilme sowie eine Dokumentation aus den Jahren 1968 bis 1989 über und mit der Künstlerin in ihrem Haus und Garten in Berlin-Heiligensee, wo sie fast 40 Jahre lebte und arbeitete. Nicht verpassen sollte man auch die Führungen durch das Wohnhaus, die während der Schau angeboten werden.

Hannah Höch: Englische Tänzerin, 1928, Collage, Institut für Auslandsbeziehungen e.V. © VG Bild-Kunst, Fotograf: Liedtke & Michel
Zusätzlich gibt es spezielles Programm für Kinder und Jugendliche, angeboten vom Atelier Bunter Jakob, sowie Führungen und Workshops für Schulklassen.

1989 war die letzte Ausstellung der bedeutendsten deutschen Künstlerin der Klassischen Moderne in Berlin zu sehen. Mittlerweile wird Hannah Höch auch international geschätzt. Die Werke der vielseitigen und renommierten
Künstlerin waren in den letzten Jahren in Madrid, Paris, Washington sowie in New York zu sehen. Ab Januar 2008 werden die Werke der Berlinerin Hannah Höch erstmals mit einer Kunstausstellung im Ursprungsland der Dada im Museum Tinguely, Basel gewürdigt. Die Berlinische Galerie bietet der experimentfreudigen Avantgardistin, der faszinierenden Fotomontagistin und geduldigen Gärtnerin ein Jahr vor ihrem 30. Todesjahr einen exzellenten Auftritt.

Weiterführende und vertiefende Informationen zur Ausstellung sowie einen Einblick zum Leben und Werk Hannah Höchs bietet der schön gestaltete Katalog.

Hannah Höch - Aller Anfang ist DADA
Ausstellungsdauer: 06.04. - 02.06.2007
Veranstaltungsort: Berlinische Galerie
Alte Jakobstraße 124 - 128, 10969 Berlin
Tel.: +49 (0)30 789 02 - 600
Öffnungszeiten: täglich außer Dienstag 10 - 18 Uhr
www.berlinischegalerie.de
Eintritt: 8 Euro (erm. 5 Euro), Freier Eintritt bis 18 Jahre
Katalog: Hannah Höch - Aller Anfang ist DADA. Hrsg. von Ralf Burmeister. Verlag Hatje Cantz.


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Beitrag vom 01.04.2007

AVIVA-Redaktion