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Beitrag vom 09.12.2020
Chanukka 5781 – in diesem Jahr begehen wir das Wunder und Kerzenzünden online und per Livestream
Sarah Ross, Sharon Adler
Am 25. Kislev 5781 (10. Dezember 2020) beginnt das jüdische Lichterfest. Acht Tage lang erinnert das Fest an den Sieg der Makkabäer, den Mut der Frauen, Jael, Judith, und Hannah, und die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem. Nes gadol haja scham.
Das jüdische Lichterfest Chanukka (hebräisch "Einweihung") hat seinen Ursprung in einer Revolution gegen die Assimilierung und Unterdrückung der jüdischen Religion – dem großen Aufstand der Makkabäer gegen die seleukidische Fremdherrschaft unter König Antiochos IV. Epiphanes. Neben dem Gedenken an den Kulturkampf gegen den Hellenismus erinnert Chanukka aber vor allem auch an die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem und an ein großes Wunder.
Folgende Geschichte ist überliefert: Mit der Ausbreitung des Herrschaftsbereiches von Alexander dem Großen bis nach Syrien, Ägypten und Palästina wurde auch die Kultur Hellas´ nach Asien gebracht. Zwar gewährte der makedonische König den Menschen dort, weiterhin ihre Religion auszuüben und bis zu einem gewissen Grad autonom zu bleiben, jedoch konnte der Assimilationsprozess auf längere Sicht nicht aufgehalten werden: So übernahmen viele Juden die hellenistische Kultur, adoptierten die Sprache, Gebräuche und Kleidung der Griechen. Nach Alexanders Tod im Jahr 323 v. Z. und der Auflösung seines Reiches wurde Palästina zunächst von den Ptolemäern aus Ägypten regiert, die dann rund 100 Jahre später von den syrischen Seleukiden abgelöst wurden.
Unter dem seleukidischen König Antiochos IV. Epiphanes spitzte sich der Kampf der Kulturen immer mehr zu: Als im Jahr 168 v. Z. durch sein Religionsedikt der Jerusalemer Tempel Zeus geweiht und den Juden die Anbetung des griechischen G´ttes aufgezwungen wurde, wurde das Volk Israel bis ins innerste Wesen erschüttert.
Wenig thematisiert wird bis heute das Gesetz der syrisch-griechischen Besatzung um 168 v.Z., nach dem jüdische Bräute gezwungen wurden, vor ihrer Hochzeitsnacht eine Nacht mit einem syrischen Statthalter zu verbringen. Dieser Praxis der systematischen Massenvergewaltigung konnte sich schließlich drei Jahre nach Einführung eine Frau erfolgreich widersetzen.
Unter der Führung von Mattatias, vom Priesterstamm der Hasmonäer, formierte sich die konservative Partei der Chassidim (die Frommen) bald zu einer tausendköpfigen Armee, die sich dem Kampf gegen den Hellenismus und der Verteidigung des alten Judentums der Gesetze und der Überlieferung verpflichtet hatte. Dies war der Beginn des Makkabäer-Aufstandes. Nach Mattatias´ Tod (167 v. Z.) führte sein Sohn Juda ha-Makkabi den Kampf fort.
Am 25. Kislev 164 v. Z. eroberte Juda ha-Makkabi mit seiner Armee Jerusalem. Er vertrieb die Syrer, reinigte den entweihten Tempel, entfernte den heidnischen Altar und brachte auf einem neuen Altar wieder Brandopfer dar. An diesem Tag waren genau vier Jahre vergangen, seit Antiochos das Heiligtum besetzt und es in einen Schrein für den heidnischen Zeus verwandelt hatte.
In Verbindung mit der Wiedereinweihung des Jerusalem Tempels berichtet der Talmud folgendes Wunder: Sobald der Tempel gereinigt war, kam der Augenblick, das ewige Licht, die Menorah anzuzünden. Von allen noch vorhandenen Krügen mit Weihöl war aber nur noch eines übrig, das rituell rein war. Obwohl dieses Öl eigentlich nur noch für einen Tag ausreichend war, brannte es - wie durch ein Wunder - für insgesamt acht Tage. So blieb genügend Zeit, um neues geweihtes Öl für die Menorah zu pressen. Zur Erinnerung wurde Chanukka - das achttägige Weihefest - für immer eingeführt.
Um dieses Wunder weithin sichtbar zu machen, wird der Chanukkaleuchter daher an ein straßenseitiges Fenster gestellt.
Da das Chanukka-Fest, das vor allem an dieses Wunder und nicht an den militärischen Sieg der Makkabäer erinnert, in keiner jüdischen Schrift erwähnt wird, ist es nur von untergeordneter religiöser Bedeutung. Seine Geschichte geht auf die Bücher der Makkabäer zurück, die nicht zur heiligen Schrift gezählt werden.
Chanukka ist heute ein beliebtes Familienfest. Die Mitzwa besteht darin, jeden Tag – unmittelbar nach Anbruch der Dunkelheit – ein weiteres Licht des achtarmigen Chanukka-Leuchters anzuzünden, nachdem eine Bracha (Segen) für die Lichter und für das Wunder gesprochen wurde. Im Gegensatz zur Menorah, dem siebenarmigen Leuchter, hat die Chanukkia tatsächlich jedoch neun Arme oder Lichthalter. Der mittlere Arm wird als Schamasch (hebr. Diener) bezeichnet. Nur mit diesem dürfen die anderen Kerzen – von rechts nach links - angezündet werden.
In Erinnerung an das Wunder werden zu Chanukka vor allem in Öl gebackene oder gebratene Speisen wie Sufganiyyot (Berliner) oder Latkes (Kartoffelpuffer) zubereitet.
Milchige Speisen und auch Gerichte mit Käse werden deshalb gegessen, um an Chanukka an die heldinnenhaften Aktionen von Jael, die den grausamen Heerführer Sisera getötet hatte, und von der schönen und klugen Judith, die Holofernes enthauptete, zu erinnern. Vor ihrer Ermordung hatten ihnen beide Frauen, Jael und Judith, Milch – flüssig oder in Form von Käse – verabreicht. Der Prophetin Hannah, Mutter von sieben Söhnen, die alle grausam getötet wurden, kommt hier ebenfalls eine große Rolle zu, und es ist anzunehmen, dass in diesem Fall Muttermilch als Referenz den Bezug zu den milchigen Speisen an Chanukka liefert.
Sewiwon sow sow sow
Gefeiert wird das jüdische Lichterfest in der Regel im Kreise der Familie und mit FreundInnen. Chanukka ist ein fröhliches und ausgelassenes Fest, an dem die Kinder Geschenke, Chanukka-Geld (um sie zur Mitzwah des Spendens, der Wohltätigkeit, zu erziehen) und Süßigkeiten bekommen. Außerdem wird die Chanukkageschichte erzählt, Chanukka-Lieder gesungen und das Dreidelspiel gespielt.
Das typische Spiel der jüdischen Kinder zu Chanukka ist das Spiel mit dem Dreidel. Das jiddische Wort Dreidel, hebräisch sewiwon, bedeutet soviel wie Kreisel. Der Dreidel jedoch ist kein gewöhnlicher Kreisel, denn seine vier Seiten tragen die hebräischen Buchstaben Nun, Gimel, He und Schin - die Anfangsbuchstaben des Satzes "Nes gadol haja scham" ("Ein großes Wunder geschah dort"). Nach der Gründung Israels wurde das Schin durch ein Pe (für "po" = hier) ersetzt, so dass die moderne Version des Satzes lautet: "Hier (in Israel) hat sich ein großes Wunder ereignet". Auch der Dreidel selbst hatte eine Funktion: Zur Zeit der Besatzung durch die Griechen war den Jüdinnen und Juden das Lernen der Tora verboten, und sie mussten es heimlich tun. Immer wenn eine Armeepatrouille kam, spielten die Kinder mit dem Dreidel und versteckten die Tora.
Das Spiel:
Nun steht für: nichts. Weder verliert, noch gewinnt die/der SpielerIn
Gimel steht für: Man gewinnt alles
Hej heißt: Man gewinnt die Hälfte
Schin bedeutet, dass die/der SpielerIn etwas/2 Spielmarken in die Gemeinschaftskasse tun muss
Weihnukkah, Chrismukkah, oder: Was hat Chanukka mit Weihnachten zu tun?
Aufgrund seiner zeitlichen Nähe zum christlichen Weihnachtsfest werden die beiden Feste von nichtjüdischen Menschen irrtümlich häufig miteinander in Verbindung gebracht. Gemeinsam ist ihnen, dass durch das Anzünden von Kerzen die dunkle Jahreszeit erhellt wird.
AVIVA-Berlin wünscht allen LeserInnen schöne, trotz dieser schwierigen Zeit besonders heitere und vor allem gesunde Feiertage, Chag Channuka sameach!
Chanukka digital und Online-Veranstaltung (Auswahl)
MITTWOCH, 16. DEZEMBER 2020 UM 19:30 UTC+01
Keshet Channukah Kerzen zünden und sing along
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HANUKKAH TISH with Shtetl Berlin, Base Berlin and Fraenkelufer Synagoge
Veranstaltung von Shtetl Berlin, Fraenkelufer Synagogue und Base BERLIN
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Jüdisches Zentrum Synagoge Fraenkelufer
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10. DEZ. UM 19:00 UTC+01 – 13. DEZ. UM 22:00 UTC+01
SHTETL BERLIN 2020. Online-Veranstaltung
www.facebook.com und www.shtetlberlin.com
Shtetl Berlin All-Star Konzert: Licht in der Dunkelheit Shtetl Berlin. Chanukka digital im Jüdischen Museum Berlin, 12. Dezember, Zeit: ab 19:30
Zum dritten Abend des diesjährigen Chanukka-Festes am 12. Dezember entzündet Hetty Berg, Direktorin des Jüdischen Museums Berlin, gemeinsam mit den Musiker*innen von Shtetl Berlin das dritte Chanukka-Licht im Glashof des Jüdischen Museums Berlin. Das Publikum kann von zuhause aus ab 19:30 Uhr per Livestream auf dem YouTube-Kanal des Jüdischen Museums Berlin das feierliche Anzünden und im Anschluss das Konzert der Musiker*innen von Shtetl Berlin (vormals Shtetl Neukölln) live verfolgen: Die Stars der jüdischen Musikszene Berlins erinnern mit jiddischen Liedern, Instrumentalmusik und Tanz an den Sinn der Gemeinschaft und das Wunder des Lichts.
Link zum Live-Stream: www.youtube.com und weitere Informationen: www.jmberlin.de
Synagoge Pestalozzistraße
www.synagoge-pestalozzistrasse.de
Chanukka am Brandenburger Tor – Livestream. Veranstaltung von Jüdisches Bildungszentrum Chabad Berlin
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Mehr zu Channukka:
Chanukka auf Hagalil.com
Chanukka kurz und bündig auf Hagalil.com
Brachot zu Channuka: www.hagalil.com
Kindergeschichten auf Hagalil.com, "Chanukka-Heldinnen"
Tel Shemesh, Rabbi Jill Hammer telshemesh.org
Chanukka E-Cards
www.hallmarkecards.com
www.hadassah.org
Gedanken, Infos, Spiele, Geschichten auf Chabad.org
Mehr zu Chanukka auf AVIVA-Berlin:
Myriam Halberstam - Ein Pferd zu Channukka
Das Bilderbuch mit liebevoll gestalteten Illustrationen der amerikanischen Künstlerin Nancy Cote für Kinder ab 4 Jahren erschien im Ariella Verlag, dem ersten jüdischen Kinderbuchverlag Deutschlands. (2010)
Lena Kugler - Chanukkatz oder Ruth, Chanukka und das Katzenwunder
Für kleine LeserInnen gedacht ist die einfühlsame Erzählung "Das Wunder des jüdischen Lichterfestes". Plus: ein Glossar, ein Rezept für Latkes und ein Dreidel-Bastelbogen zum Ausschneiden. (2008)
Judith und das Wunder der Lichter. Ein besonderes Kinderbuch zu Chanukka
Anläßlich einer Aufführung gab das Jüdische Museum "Judith und das Wunder der Lichter" heraus, das die Geschichte des jüdischen Festes erzählt. Mit zahlreichen Illustrationen und Latkesrezept. (Achtung: Die Veranstaltungstermine in diesem Beitrag aus dem Jahr 2004 sind nicht mehr aktuell)
Ruth Melcer, Ellen Presser - Ruths Kochbuch. Die wunderbaren Rezepte meiner jüdischen Familie
Köstliche Speisen, ein bewegendes Familienschicksal, kombiniert mit einer kräftigen Prise jüdischen Witzes: Das liebevoll illustrierte Kochbuch der aus Polen stammenden Münchnerin Ruth Melcer erweist sich als ein ganz besonderer Schatz. (2015)
Jüdische Miniaturen - Deborah und Hermann Simon - Jüdische Familienrezepte
Auf sehr anschauliche Weise und doch in aller Kürze werden in dem kleinen, feinen Kochbuch von Deborah und Hermann Simon die wichtigsten Traditionsgerichte jüdischer Kochkunst (darunter Latkes) zusammengefasst. (2009)