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Beitrag vom 12.07.2008
Annemarie Schwarzenbach – Eine Frau zu sehen
AVIVA-Redaktion
Zum 100. Geburtstag der Autorin und Reisejournalistin beschäftigt sich eine Ausstellung mit deren Leben und Werk. Vom 14. Juni bis 17. August 2008 im Literaturhaus Berlin.
Annemarie Schwarzenbach, am 23. Mai 1908 in Zürich geboren, will zunächst Generälin, Pianistin, auch Tänzerin werden, entscheidet sich dann aber, nach einem Geschichtsstudium in Zürich und Paris, für das Schreiben: Der Dissertation folgt zwei Monate später der Debütroman der 23jährigen. Im September 1931 verlässt sie, die "nur Frauen mit wirklicher Leidenschaft lieben kann", die Schweiz in Richtung Berlin, um hier in der pulsierenden Großstadt als freie Schriftstellerin zu leben. Jeder, der sie sieht, ist von ihrer außergewöhnlichen, androgynen Schönheit bezaubert.
Von der Literaturkritik für ihre im Frühjahr 1933 veröffentlichte "Lyrische Novelle", die in Berlin und Rheinsberg spielt, mit dem Vorwurf "sozialer Sorglosigkeit" konfrontiert, ändert sich angesichts der faschistischen Machtübernahme nicht nur Annemarie Schwarzenbachs literarischer Stil, sondern sie engagiert sich fortan gemeinsam mit ihren FreundInnen Erika und Klaus Mann für die Opposition. Nicht zuletzt um den Preis, mit der eigenen Familie, eine der reichsten der Schweiz, die Hitlers wahre Natur lange Zeit verkennt, in schwere Konflikte zu geraten. Mit ihrem Weggang aus Berlin und der ersten Orientexpedition ab Herbst 1933 wird Annemarie Schwarzenbach eine ruhelos Reisende.
In weniger als zehn Jahren, in denen über 300 Reisefeuilletons und mehrere tausend Fotos entstehen, fährt sie vier Mal nach Persien, vier Mal in die Vereinigten Staaten, mehrmals durch ganz Europa und 1939, in Begleitung von Ella Maillart, in einem Ford von Genf bis nach Kabul - und schließlich, zwei Jahre später, ins "Herz der Dunkelheit", in den Kongo. In die Heimat kehrt sie immer wieder zurück, sei es in ihr geliebtes Engadin oder in eine der zahlreichen Schweizer Privatkliniken, wo sie sich vom Morphium zu befreien sucht. Im November 1942 stirbt sie mit 34 Jahren in Sils an den Folgen eines Fahrradunfalls.
Die anlässlich des 100. Geburtstags von Annemarie Schwarzenbach von ihrem Großneffen, dem Historiker Alexis Schwarzenbach, realisierte Ausstellung, die ihren Titel einer bislang unveröffentlichten Novelle verdankt, inszeniert Leben, Werk und Mythos der 1987 wiederentdeckten Autorin mit einer Vielzahl bislang noch nie gezeigter Briefe, Filme, Fotos, Tagebücher und Manuskripte.
Ausstellungsbegleitend findet vom 14. Juni bis zum 26. Juli ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm mit Lesungen, Vorträgen und Filmvorführungen statt, das Bibiana Beglau, Barbara Bongartz, Alexandra Lavizzari, Ursula März, Roger Perret, Friedhelm Ptok, Michael Töteberg, Wolfgang Schmidt und Alexis Schwarzenbach bestreiten.
Annemarie Schwarzenbach – Eine Frau zu Sehen
Ausstellung zum 100. Geburtstag der Autorin
14. Juni bis 17. August 2008
Eröffnung am Freitag, 13. Juni 2008, 20 Uhr
Literaturhaus Berlin
Fasanenstraße 23
10719 Berlin
Tel: 030 887 28 60
Öffnungszeiten: täglich, außer Montags, 11-19 Uhr
Eintritt: 5 Euro/ 3 Euro
Weitere Infos:
www.literaturhaus-berlin.de
Lesen Sie auch unsere Rezensionen zu "Fast eine Liebe" von Alexandra Lavizzari und "Eine Frau zu sehen" von Annemarie Schwarzenbach.