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AVIVA-BERLIN.de im Oktober 2024 - Beitrag vom 26.07.2012


Who killed Marilyn? Ein Film von Gérald Hustache-Mathieu mit Sophie Quinton. Kinostart: 02. August 2012
Dana Strohscheer

Pünktlich zu ihrem 50. Todestag erwacht Marilyn Monroe wieder zum Leben - in Gestalt einer jungen, charmanten Französin, die auf den klangvollen Namen "Candice Lecoeur" hört. Doch so ähnlich, ...




... wie es sich mit Norma Jean Baker am Anfang ihrer Karriere verhielt, ist es auch mit der blonden Femme Fatale aus der französischen Provinz: Vieles an ihr ist unecht und darauf angelegt, Männer zu verführen. Oder doch nicht?

Vor Beginn ihrer Model- und Filmkarriere arbeitete Marilyn Monroe unter ihrem richtigen Namen in einer Rüstungsfabrik und wurde dort von einem Fotografen entdeckt. Fast genauso ergeht es der brünetten Martine Langevin (Sophie Quinton) im neuen Film von Gérald Hustache-Mathieu. Sie fristet ihr Dasein in der tiefsten französischen Provinz - in Mouthe, gelegen in der kältesten und schneereichsten Ecke Frankreichs. Dort jobbt Martine an einer Tankstelle, wo eines Tages ein Fotograf auf sie aufmerksam wird. Er macht Probeaufnahmen, rät ihr zu gekürzten blondierten Haaren, aufreizender Kleidung und rotem Lippenstift - et voilà, die neue französische Marilyn ist geboren.

Einen ersten Höhepunkt erreicht die Karriere der jetzt unter dem Pseudonym "Candice Lecoeur" arbeitenden Martine, als sie zum Gesicht einer einheimischen Werbekampagne für eine regionale Käsesorte wird. Plötzlich dreht sich alles um sie, jeder will ein Stück von ihr - und vom Käse. Denn die Beliebtheit des Käses "Belle de Jura" steigt mit Candice als Aushängeschild. So nimmt das Schicksal der jungen Frau seinen Lauf - und findet ein abruptes Ende. An diesem Punkt im Film tritt David Rousseau (Jean-Paul Rouve) auf die Bildfläche.

Der erfolgreiche Krimi-Autor leidet unter akuter Schreibblockade. Passender Weise ruft ihn das Erbe seines verstorbenen Onkels in eben jenes Mouthe. Weil sich der Nachlass als große Enttäuschung herausstellt, will Rousseau eigentlich sofort wieder abreisen. Auf dem Rückweg wird er jedoch Zeuge einer Polizeiaktion: Abseits des Dorfes, irgendwo im Niemandsland zwischen Frankreich und der Schweiz, wird die Leiche der jungen Candice geborgen.

Rousseau ist fasziniert von den Reaktionen, die der Tod der Dorfschönheit in der kleinen Stadt auslöst. Weinende Polizisten, schockierte Friseurinnen, zugeknöpfte Ermittlungsbeamte und verdächtige Psychologinnen scheinen um die junge Frau zu trauern. Alle Zeichen im Fall Candice deuten auf Selbstmord hin, doch der Krimi-Autor ist skeptisch. Der Polizist Bruno Leloup (Guillaume Gouix), eineR der vielen VerehrerInnen von Candice, unterstützt ihn bei seinen Nachforschungen.

Auf der Suche nach der Wahrheit verstrickt sich David zunehmend in die Machenschaften des kleinen Ortes und stößt bei seinen Ermittlungen auf erschreckend viele Parallelen zwischen den Leben von Marilyn Monroe und Candice Lecoeur. So ist es für kein Zufall, dass David das Hotelzimmer mit der Nummer "5" zugewiesen bekommt, Marilyns Sterbedatum. Die Ähnlichkeiten setzen sich fort. Der Ehemann der Toten ist ehemaliger Profisportler und ein eifersüchtiger Zeitgenosse. Mit dem Intellektuellen Simon hatte Candice eine Affäre. Und schließllich gehört der Präsident des Départements, Jean-François Burdeau (JFB), zum Kreis von Candices Liebhabern. Je mehr David über sie erfährt, desto stärker ist er von ihr besessen und irgendwann verschwimmen dann Realität und Wunschtraum.

Für die Zuschauenden ist es, als ob zwei Leben parallel gezeigt werden - das der weltberühmten, im Inneren aber von Selbstzweifeln geprägten Marilyn Monroe und jenes von Candice Lecoeur, die noch ganz am Anfang stand. Diese Parallelen sind durchaus beabsichtigt, wie Regisseur Gérald Hustache-Mathieu erklärt:

"Marilyn verkörpert den amerikanischen Traum, tatsächlich IST sie der Traum. (...) Doch sie repräsentiert auch die Kehrseite: Sowohl die Tragödie als auch die Unfähigkeit, glücklich zu sein. Sie war die berühmteste Schauspielerin der Welt, aber wie Arthur Miller einst sagte, war sie auch "die traurigste Frau der Welt". Sie war berühmt, wunderschön und die Männer lagen ihr zu Füßen, aber sie hatte keinerlei Selbstbewusstsein."

So schwelgt Hustache-Mathieu in Elogen an Marilyn, zeigt aber auch deren Widersprüchlichkeit und innere Zerrissenheit. Sophie Quinton ist eine Entdeckung und verleiht der Figur der Candice eine von Schüchternheit geprägte Willensstärke. Ob in der Eingangssequenz, die dem letzten Fotoshooting Marilyns nachempfunden ist oder Candices Auftreten gegenüber jugendlichen Verehrern - immer ist da eine gewisse innere Zurückhaltung zu erkennen, gepaart mit dem Wunsch zu gefallen. Musikalisch unterlegt wird die Winterkrimikomödie mit Musik aus den 1950er und 1970er Jahren.

Die große Frage, auf deren Antwort auch David bis zum Ende des Films warten muss, ist: Ist Candice nun tatsächlich die Reinkarnation von Marilyn?

"Poupoupidou", würde Candice wohl antworten...

Zur Hauptdarstellerin: Sophie Quinton,, Jahrgang 1976, begann ihre Karriere in einem Straßentheater in Cherbourg. In der kleinen Hafenstadt belegte sie am "Lycée Millet Cherbourg" das Fach Theater. Im Rahmen ihres ersten Kurzfilms "Peau de vache" ("Cowhide", 2001) unter der Regie von Gérald Hustache-Mathieu, wurde sie auf dem "Clermont-Ferrand Festival" mit dem Preis als beste Schauspielerin ausgezeichnet. Auch im zweiten Film von Hustache-Mathieu "Fromme Lüge ("Avril", 2006) arbeitete sie wieder mit ihm zusammen. Im Jahr 2002 war sie die Hauptdarstellerin in Gilles Marchands Film "Wer tötet Bambi - Wer hat Angst vorm weißen Mann –?" ("Qui a tué Bambi?", 2002). Für diese Leistung wurde sie für den César als beste Nachwuchsdarstellerin nominiert. 2004 gewann sie den "Suzanne Bianchetti Award" der "Société des Auteurs et Compositeurs Dramatiques." 2008 spielte sie in "Das Zeichen des Engels" (" L´empreinte de l´ange") die Hauptrolle. Aktuell wird sie auch in der Rolle der "Tante Clémentine" in Julie Delpys neuem Film "Familientreffen mit Hindernissen""" ("Le Skylab",Kinostart 09. August 2012) zu sehen sein.

Zum Regisseur: Gérald Hustache-Mathieu,, 1968 geboren in einem südlichen Vorort von Grenoble, hat schon auf einigen international anerkannten Filmfestivals auf sich aufmerksam gemacht. Sein erster Kurzfilm "Peau de vache" ("Cowhide", 2001) wurde auf diversen Filmfestspielen, wie dem "San Francisco International Film Festival" gezeigt und mit dem "European Film Award" augezeichnet. Sein erster Spielfilm "Fromme Lüge" ("Avril") kam 2006 in die deutschen Kinos.

AVIVA-Tipp: Ein Hommage an die große Marilyn Monroe und ihr tragisches Leben, übersetzt in den kältesten Winkel Frankreichs. Candice weiß sich zur Wehr zu setzen, sie hat aus den Fehlern ihres großen Vorbilds gelernt. Von Sophie Quinton alias Candice Lecoeur wird hoffentlich noch einiges zu sehen sein. Charmantes französisches Kino mit amerikanischen Einflüssen.


Who killed Marilyn?
Originaltitel: Poupoupidou
Frankreich 2010
Regie: Gérald Hustache-Mathieu
Drehbuch: Gérald Hustache-Mathieu und Juliette Sales
DarstellerInnen: Sophie Quinton, Jean-Paul Rouve, Guillaume Gouix, Clara Ponsot
Produzentin: Isabelle Madelaine
Kamera: Pierre Cottereau
Schnitt: Valérie Deseine
Musik: Stéphane Lopez
Verleih: Koch Media
Lauflänge: 102 Minuten
Kinostart: 02. August 2012
www.kochmedia-film.de

Trailer auf www.youtube.com

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Beitrag vom 26.07.2012

AVIVA-Redaktion