Triff die Elisabeths - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kultur



AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 30.12.2009


Triff die Elisabeths
Katharina Liese

Dem Hauptdarsteller und Regisseur Lucien Jean-Baptiste ist mit seinem Debüt eine gesellschaftskritische Winterkomödie gelungen, die die Abenteuer einer schwarzen Familie im Skiurlaub porträtiert.




Jean-Gabriel Elisabeth (Lucien Jean-Baptiste) ist ein unzuverlässiger Familienvater von drei Kindern. Seine Ehefrau Suzy (Anne Consigny) hat mehrere Jobs, um die Familie finanziell über Wasser halten zu können. Jean-Gabriel hingegen verliert einen Job nach dem anderen und verzockt das Geld zu guter Letzt bei Pferdewetten oder er vertrinkt es.

Als er seinen Kindern zu allem Überfluss auch noch einen Winterurlaub in den französischen Alpen vorschlägt, ist Suzy bedient und die Ehe droht endgültig zu zerbrechen. Suzy zieht sich zurück, da sie nach all den Enttäuschungen den Glauben an ihren Mann allmählich verliert.

Die Kinder Ludo (Ludovic Francois), Manon (Loreyna Colombo) und der Teenager Yann (Jimmy Woha-Woha) erzählen ihren FreundInnen von den Urlaubsplänen, worauf diese in Gelächter ausbrechen. Eine schwarze Familie aus dem Pariser Vorort im Schnee? Was Absurderes haben sie wohl noch nie gehört...

Jean-Gabriel setzt tatsächlich alles daran, sein Versprechen zu halten, um nicht als unsteter Egoist da zu stehen. Da er auf Suzys Unterstützung verzichten muss, ruft er, in Hoffnung auf Unterstützung, seine Mutter (Firmine Richard), die Bonne Maman der Familie, an. Diese gibt ihm jedoch unmissverständlich zu verstehen, dass sie die Urlaubseinladung in die Berge gerne annehme, jedoch keinen Finger rühre.

Durch Spenden von NachbarInnen, Leihgaben und Gefallen von Bekannten gelingt es Jean-Gabriel den Skiurlaub auf die Beine zu stellen. Den Ferien im Schnee steht also nichts mehr im Weg. Der einzige Wermutstropfen: Suzy bleibt zu Hause.

Nach einigen Turbulenzen im Skiort angekommen, guckt die Vermieterin des Chalets Madame Morgeot (Bernadette Lafont) nicht schlecht, als sie die schwarze Familie sieht. "Ich wusste nicht, dass Sie…zu fünft sind.", ist ihre Reaktion. Vielleicht erscheint es unüblich, eine schwarze Familie in der konservativen Dorfgemeinschaft zu begrüßen. Aber genau diese fünf sind es, die die von Vorurteilen beherrschte Gesellschaft auf den Kopf stellen. Nicht zuletzt sorgt die resolute Großmutter für frischen Wind im Dorf.

Die Familie erlebt einen aufregenden und unvergesslichen Urlaub. Ludo beweist sein Skifahrer-Talent und will mithilfe des Vermieters, der ihn tatkräftig unterstützt, den "Première Étoile" gewinnen. Manon beweist sich vor einem großen Publikum als begabte Sängerin, während Yann nur Augen für seine neue Freundin hat. Das Ehepaar Morgeot (Bernadette Lafont, Michel Jonasz) verbringt viel Zeit mit den liebenswerten Elisabeths, die ihre Dorfidylle und vor allem die Einstellung der Vermieterin gehörig umgekrempelt haben.

Die Familienkomödie von Lucien Jean-Baptiste hat autobiografische Züge. Seine Mutter, eine ebenso resolute Frau wie Bonne Maman, verließ in den 1960ern die Antillen, und ging nach Frankreich. Sie wollte immer, dass er und seine Geschwister den anderen Kindern in nichts nachstehen. Also wurde im Winter in den Skiurlaub gefahren. Auch wenn sich die Kinder den Skipass und die Skier, genau wie die Elisabeths, teilen mussten, Lucien Jean-Baptistes Mutter machte das scheinbar Unmögliche möglich.

AVIVA-Tipp: Lucien Jean-Baptistes unterhaltsame Winterkomödie bewegt sich zwischen Vorurteilen und Ironie, reizt viele Klischees aus, ohne dabei jedoch den Bogen zu überspannen. Eine witzige und sehenswerte Familienkomödie!

Zum Regisseur: Lucien Jean-Baptiste, geboren 1964 auf Martinique, wo er seine Kindheit verbrachte, hatte schon früh sein erstes Rendezvous mit der Schauspielerei. Mit acht Jahren meldete ihn seine Mutter bei einer Casting-Agentur an, durch die er an einer Reihe von für Afrika bestimmte Werbespots mitwirkte, die in Paris gedreht wurden. "Danach hat dann die Vorstadt alle meine Träume platzen lassen. Damals gab es noch keinen Jamel Debbouze, keinen Omar Sy. Es gab wirklich kaum schwarze Schauspieler, die uns dazu hätten ermutigen können, diesen Weg zu verfolgen." Lucien Jean-Baptiste entschied sich daher für die Werbewirtschaft, in der über zwölf Jahre mit einem eigenen Unternehmen tätig war, spezialisiert auf KünstlerInnen. Michel Jonasz, der in "Triff die Elisabeths!" Monsieur Morgeot spielt, war einer der ersten, der dem jungen Unternehmen einen Auftrag gab.
Mit 31 Jahren beschloss Lucien, seine Träume zu verwirklichen. Er ließ alles hinter sich und schrieb sich bei Cours Florent ein, um das Handwerk der Schauspielerei zu lernen, die nun seit 12 Jahren seine ganze Leidenschaft ist. "Triff die Elisabeths!" ist der erste von ihm geschriebene und inszenierte Film.
(Quelle: Presseinformation)

Triff die Elisabeths!
Originaltitel: La Première Étoile
F 2008
90 Minuten
Regie: Lucien Jean-Baptiste
Drehbuch: Marie-Castille Mention-Schaar, Lucien Jean-Baptiste
ProduzentInnen: Marie-Castille Mention-Schaar, Pierre Kubel
DarstellerInnen: Lucien Jean-Baptiste, Anne Consigny, Firmine Richard, Jimmy Woha-Woha, Loreyna Colombo, Ludovic François, Bernadette Lafont, Michel Jonasz
Verleih: KOOL Filmdistribution
Kinostart: 31. Dezember 2009
Der Film im Netz: www.triff-die-elisabeths.de


Kultur

Beitrag vom 30.12.2009

AVIVA-Redaktion