32. CSD in Berlin am 19. Juni 2010 - Verleihung des Zivilcouragepreises an Judith Butler und Martin Dannecker - Lesbisch-Schwules Stadtfest am 12. und 13. Juni - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kultur



AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 12.05.2010


32. CSD in Berlin am 19. Juni 2010 - Verleihung des Zivilcouragepreises an Judith Butler und Martin Dannecker - Lesbisch-Schwules Stadtfest am 12. und 13. Juni
AVIVA-Redaktion

Der CSD Berlin kennt keine Normen! Und genau deshalb wird er am 19.06.2010 wieder ca. eine halbe Millionen Menschen in die Hauptstadt locken. Das diesjährige Motto ist: "Normal ist anders".




32. CSD in Berlin am 19. Juni 2010 - Verleihung des Zivilcouragepreises an Judith Butler und Martin Dannecker

Zum 32. Mal werden Schwule, Lesben, Transsexuelle und Transgender, Inter- und Bisexuelle demonstrativ und voller Stolz für ihre Rechte auf die Straße gehen. Der CSD lebt von einer immensen Vielfalt, die in all ihrer Farbenpracht jedoch schwer erahnen lässt, was es für jeden einzelnen bedeutet, gesellschaftlich ausgegrenzt, diskriminiert oder nicht gleichberechtigt behandelt zu werden. Deshalb gilt es auch 2010 den politischen Forderungen Nachdruck zu verleihen, dieses Jahr erstmals am Brandenburger Tor, mitten im politischen Zentrum Deutschlands. Herzlich willkommen ist jede/r Einzelne, die/ der sich dem Zug durch die Berliner Innenstadt anschließen möchte, Fußgruppen wie WagenteilnehmerInnen, Einzelpersonen wie ZuschauerInnen.

Motto "Normal ist anders" und Leitthema Normalität / Normativität
Das Leitthema Normalität / Normativität beschäftigt sich mit der Frage, ob denn Homo-, Bi-, Trans- und Intersexualität in die Kategorien normal oder abnormal passen oder passen sollten. Immer wieder wird von der Mehrheitsgesellschaft diese Unterscheidung vorgenommen und damit auch Diskriminierung gegenüber schwulen, lesbischen, bi-, intersexuellen und trans (GLBT) Menschen begründet. Einige kurze Beispiele: Warum zahlen Eingetragene LebenspartnerInnen eine höhere Erbschaftsteuer als EhepartnerInnen? Warum werden Transsexuelle gesetzlich gezwungen, sich umoperieren und unfruchtbar machen zu lassen, bevor sie ihren Vornamen und ihr Geschlecht im Pass ändern können? Warum sind händchenhaltende Hetero-Pärchen romantisch verliebt, aber händchenhaltende Homo-Pärchen ekelhaft pervers? Aber auch innerhalb der Community finden sich Vorurteile und normativer Druck, wie Schwule und Lesben zu sein haben, um als "ganz normal" schwul oder lesbisch zu gelten. Bisexuelle gelten vielen als unentschlossen oder verkappt homosexuell. Trans- und Intersexuelle werden auch innerhalb der Community oft rundum als "abnormal" abgelehnt.

Verleihung des Zivilcouragepreises 2010
Zum 10. Mal werden im Rahmen des CSD Finales am Brandenburger Tor die Zivilcouragepreise verliehen, die Personen und Einrichtungen auszeichnen, die sich für die Belange von Minderheiten in besonderem Maße eingesetzt haben. Preisträger sind in diesem Jahr:

Judith Butler
Die Theorien der Literaturwissenschaftlerin und brillanten Philosophin sind in den letzten 19 Jahren zur Popkultur geworden. Ihre zentralen Theorien beziehen sich auf Macht, Sexualität, Geschlechter und Identität. Sie hat den Weg für die Queer-Theory geebnet, indem sie eine grundsätzliche Kritik an der Selbstverständlichkeit der Heterosexualität formulierte. Sie entlarvte die Strategien des Feminismus als halbherzig. Und sie setzte sich unüberhörbar gegen die Kriegspolitik der letzten US-Regierung ein. Gegenwärtig kreisen ihre Theorien auch um die Frage, wie queere Politik aussehen im Rahmen der Friedensbewegung aussehen könnte.
Lesen Sie auch unsere Rezension zu Die Macht der Geschlechternormen und die Grenzen des Menschlichen und Krieg und Affekt von Judith Butler
Martin Dannecker
Sein Standardwerk "Der gewöhnliche Homosexuelle" umfasst 393 Seiten. Er hat viele junge Männer mit seiner Unterschrift vor dem Wehrdienst bewahrt und einem jungen Filmregisseur seine Standpunkte ins Drehbuch diktiert: "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt". hieß der Film. Als er seine Homosexualität entdeckte, beschloss er, selber eine Studie über Homosexualität durchzuführen. 15 Jahre vergingen, bis der Sexualwissenschaftler Martin Dannecker und der Psychoanalytiker Reimut Reiche ihre wegweisende Studie über den gewöhnlichen Homosexuellen veröffentlichten. Prof. Dr. phil. Martin Dannecker gilt heute als einer der wichtigsten Forscher auf dem Gebiet der männlichen Homosexualität und geistiger Vater der deutschen Schwulenbewegung.

"Diese Preisträger sind in herausgehobener Weise geeignet das Motto "Normal ist Anders!" durch ihre Persönlichkeit zu repräsentieren. Martin Dannecker ist einer der Gründerväter für die 2. deutsche Schwulenbewegung. Judith Butler steht global für eine grundlegende Kritik an der Norm der Heterosexualität. Beide haben Normalität verändert, wie kaum ein/e Andere/r.", so die VeranstalterInnen des CSD Berlin zu Ihrer Entscheidung.

Die Route am CSD
Der 32. CSD Berlin endet in diesem Jahr erstmals am Brandenburger Tor und hätte sich keinen besseren Ort für seine politischen Forderungen aussuchen können.
Startpunkt: 13 Uhr - Kurfürstendamm / Ecke Joachimsthaler Strasse
Route: Wittenbergplatz - Nollendorfplatz - Einemstraße - Lützowplatz - Klingelhöferstraße - Hofjägerallee -Siegessäule - Straße des 17. Juni - Brandenburger Tor.
Abschlusskundgebung: ab ca. 17:30 Uhr

Berlin Pride Festival
Was der CSD zum Höhepunkt bringt, leitet zuvor das dreiwöchige Berlin Pride Festival vom 01.- 20. Juni 2010 ein. Das Festival ergänzt die "heiße" Phase der Pride Week zwischen lesbischschwulem Stadtfest und der CSD-Parade. Das größte schwullesbische Kulturfestival Europas bietet ein abwechslungsreiches und hochwertiges Programm mit vielfältigen Veranstaltungen aus Comedy-, Kabarett- und Theaterabenden, Diskussionen, Workshops, einem Fußballevent sowie auch Konzerten und natürlich jede Menge Partys.

Starke PartnerInnen, die dies unterstützen, sind etwa: Friedrichstadtpalast, TIPI-Zelt am Kanzleramt, BKA-Theater, Bar jeder Vernunft, Schwules Museum, Jüdisches Museum, LSVD, Regenbogenfonds e.V., Pink Ballroom, Initiative Queer Nations und viele mehr.



18. Lesbisch-Schwules Stadtfest Berlin am Wochenende des 12. Juni
Unter dem Motto "Gleiche Rechte für Ungleiche" veranstaltet der Regenbogenfonds e.V. zum 18. Mal Europas größtes Lesbisch-schwules Stadtfest im traditionellen Homo-Kiez am Nollendorfplatz in Schöneberg. Auf 20.000 m² präsentieren sich in der Motz-, Eisenacher-, Fugger- und Kalckreuthstrasse die sechs Stadtfest-Welten: "Sportwelt", "Radiowelt", "Reisewelt", "Filmwelt", "Aidswelt" und "Politikwelt" sowie das breite Spektrum lesbischer, schwuler, bisexueller und transidentischer Projekte, Vereine und Organisationen.

Neben den zahlreichen Info- und Verkaufsständen gibt es ein abwechslungsreiches kulinarisches Angebot. Und für Unterhaltung sorgen an beiden Tagen fünf Bühnen: die "Connection-" mit House und Techno, die "Disco-Kugel", "Queere Medien" mit einem Mix der lesbischwulen Kleinkunstszene sowie die "Frauenbühne".
Der Publikumsmagnet des Stadtfestes ist jedoch die Hauptbühne Eisenacher- / Ecke Fuggerstrasse! Und zu den absoluten Höhepunkten gehört auch in diesem Jahr wieder die Promi-Talkshow "Das wilde Sofa". Gerhard Hoffmann und Biggy van Blond prüfen hier täglich von 15 bis 16 Uhr ihre Gäste aus Politik und Kultur auf Herz und Nieren. Im Anschluss an "Das wilde Sofa" ist >Samstag bis 23 Uhr und Sonntag bis 22 Uhr ein buntes Programm von Rock bis Pop angesagt.
Über 100 Projekte, Organisationen und Parteien nehmen dieses Jahr am Lesbisch-schwulen Stadtfest teil und machen es zum größten Schaufenster der Community!

Die Termine:

  • Rathaus Schöneberg zeigt Flagge!
    Zum 15. Mal werden in diesem Jahr wieder vor dem Schöneberger Rathaus die Regenbogenfahnen anlässlich des Lesbisch-schwulen Stadtfestes und des Christopher-Street-Days wehen!
    Flaggen hissen: Donnerstag, 10. Juni um 11 Uhr am Rathaus Schöneberg, John-F.-Kennedy-Platz

  • Das Fest der Liebe
    Samstag, 12. Juni von 11 Uhr bis 24 Uhr
    Sonntag, 13. Juni von 11 Uhr bis 22 Uhr

  • Klaus Wowereit und Elisabeth Ziemer eröffnen das Stadtfest
    Samstag, 12. Juni um 16 Uhr auf der Hauptbühne

  • Das wilde Sofa - die Promi-Talkshow: Glaube Liebe Hoffmann
    Samstag, 12. Juni von 15 bis 16 Uhr auf der Hauptbühne
    Gerhard Hoffmann prüft seine Gäste auf Herz und Nieren, eingeladen sind:
    Frank-Walter Steinmeier (Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion), Carola Bluhm (Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Die Linke) und Rosa von Praunheim (Filmregisseur und Autor)

  • Verleihung des "Rainbow-Award 2010" an den Rechtsanwalt und Notar Dirk Siegfried
    Samstag, 12. Juni um 16 Uhr auf der Hauptbühne

    Das Bühnenprogramm des Stadtfestes finden Sie unter www.regenbogenfonds.de

    Das komplette Programmheft für das 18. Lesbisch-schwule Stadtfest steht zum Download unter www.regenbogenfonds.de zur Verfügung

    Weitere Informationen finden Sie unter: www.csd-berlin.de


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    Beitrag vom 12.05.2010

    AVIVA-Redaktion