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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 21.01.2012


The Artist - Schweigen ist Gold
Kristina Tencic

Auf einen schwungvollen Kinostart kann The Artist am 26.1.2012 hierzulande hoffen – wider Erwarten errang der schwarz-weiße Stummfilm bei den Golden Globes gleich drei Preise, die wohl verdient sind




Warum denn bitte einen Stummfilm? Dieser Frage begegnete der französische Regisseur Michel Hazanavicius ununterbrochen als er vor acht Jahren erstmals Produzenten für seinen schwarz-weißen Stummfilm an Land ziehen wollte. Der Erfolg gibt ihm nun allerdings mehr als Recht: Nicht nur gewann "The Artist" bei seiner Uraufführung in Cannes eine goldene Palme für die beste männliche Hauptrolle und fünfzehnminütige Standing Ovations, auch sahnte der ungewöhnliche Film gleich drei Preise bei den Golden Globes ab. Mit der Wahl zur besten Komödie, zum besten Komödien-Darsteller und der besten Filmmusik in Los Angeles hat der Film nun ungemein große Chancen auch bei den Oscars reich belohnt zu werden.

Dabei ist der Film sowohl eine entzückende und detailverliebte Hommage an das alte Hollywood als auch in seiner Produktionsgeschichte dem Hollywood der frühen Jahren verbunden, wo für jeden neuen Film Haus und Hof des Produzenten verpfändet wurde. Alles auf eine Karte setzen und entweder haushoch gewinnen oder alles verlieren - dafür steht "The Artist", der vierte Film und Herzenswerk Hazanavicius´, dessen Projekt erst ernst genommen wurde, nachdem seine zwei vorherigen Geheimagentenparodien in Frankreich einigen Erfolg zu verzeichnen hatten. Wie bereits in diesen beiden "OSS 17"-Filmen spielt Jean Dujardin die Hauptrolle, der in Frankreich weitaus bekannter ist als deren Regisseur und wohl auch aufgrund dessen etwas Überdenkzeit gebraucht hat, bevor er in das waghalsige Projekt eines Stummfilms einwilligte.

Der Film entführt uns in die goldene Ära der 20iger Jahre, in eine Zeit in der der Fortschritt Einzug hält und die ersten Tonfilme produziert wurden. An diesem Scheidepunkt begegnen sich der gefeierte Schauspieler George Valentin (Jean Dujardin) und sein schmachtender Fan Peppy Miller (Bérénice Bejo). Doch bald darauf wendet sich das Blatt und aus der Statistin und Tänzerin der letzten Reihe wird eine gefeierte Tonfilmschauspielerin, während der dem Stummfilm verhaftet bleibende Valentin in seinem Abstieg begriffen ist und sich dem Alkohol zuwendet.

Nicht zu viel darf verraten werden bei dieser spielerisch leichtfüßigen und indes mit Momenten der Tristesse bestückten stummen Komödie, bei der die aufziehende Melodramatik immer wieder durch den an Charlie Chaplin angelehnten Slapstickcharakter und ironischen Humor gebrochen wird. Es ist vielleicht aber auch die Thematik, die unserer schnellen Internet-Generation aus dem Herzen spricht, in der sich auch viele zurückgelassen fühlen und in der die Sehnsucht steigt, eben keinen 3D-Action-Film zu sehen sondern sich einer nostalgieschwangeren Simplizität zuzuwenden.

AVIVA-Tipp: "The Artist" wirkt in seiner Einfachheit und fast naiven Liebe an das alte Hollywood ganz und gar mitreißend. Lassen Sie sich von der mit Patina und einem Schönheitsfleck belegten Eleganz bezaubern, denn Szenen wie etwa die Anhimmelung des Moviestars durch die in dessen Mantel umschlungene Peppy kann allein das ganz große Kino hervorbringen.

Zum Regisseur: Michel Hazanavicius wurde 1967 in Paris geboren. Nach einigen Fernsehserien und –filmen drehte er 1999 seinen ersten Spielfilm "Mes amis", auf den die in Frankreich 2006 und 2009 erfolgreichen Gangsterkomödien "OSS 117 – Der Spion, der sich liebte" und "OSS 117 – Er selbst ist sich genug" folgten. "The Artist" ist somit sein vierter Film und bereits jetzt erklärtermaßen der erfolgreichste. Hazanavicius ist verheiratet mit der weiblichen Hauptdarstellerin Bérénice Bejo. Das Paar hat zwei Kinder.
Zur Hauptdarstellerin: Als Tochter eines Regisseurs, Miguel Bejo in Argentien geboren, durchlief Bérénice Bejo schon sehr früh eine Schauspielkarriere und wurde bereits 2001 in ihrer Rolle für "Meilleur Espoir féminin" für einen César als Beste Nachwuchsdarstellerin nominiert. Später spielte sie unter anderem an der Seite von Marie-France Pisier und Guillaume Depardieu in Comme un avion (2002) und Michel Serrault und Agnès Jaoui in 24 heures de la vie d´une femme (2003) von Laurent Bouhnik, einer Verfilmung des gleichnamigen Romans von Stefan Zweig 24 Stunden aus dem Leben einer Frau. Neben zahlreichen weiteren Rollen in TV-Serien, und Kinoproduktionen spielte Bérénice Bejo auch an der Seite von Gérard Dépardieu und wirkte in dem Film "Ritter aus Leidenschaft" mit. Ebenso wie in "The Artist" besetzte sie auch in dem ersten OSS 117-Film ihres Lebensgefährten neben Jean Dujardin die weibliche Hauptrolle.

The Artist
Frankreich, USA 2011
Regie und Drehbuch: Michel Hazanavicius
Darstellerinnen: Jean Dujardin, Bérénice Bejo, John Goodman, James Cromwell, Penelope Ann Miller u.a.
Spielzeit: 100 Minuten
Kinostart: 26. Januar 2012
Delphi Filmverleih
theartist-derfilm.de





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Beitrag vom 21.01.2012

Kristina Tencic