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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 04.02.2004


Miwa Yanagi´s Arbeiten vom 31. Januar bis 28. März 2004 zu bewunde
Sabine Grunwald

Die Künstlerin aus Kobe setzt sich fotografisch mit dem Rollenbild der Frau in Japan auseinander. Ihre Serien "Elevator Girls" und "My Grandmothers" präsentiert sie in der Deutschen Guggenheim




In der "Deutsche Guggenheim" sind 21 teilweise großformatige Werke der Fotografin Miwa Yanagi zu sehen. Ihr Ouevre "Elevator Girls" und "My Grandmothers" könnte gegensätzlicher nicht sein.
Die beiden Ausstellungsräume, farblich und thematisch verschieden, sind kongenial auf die Inhalte abgestimmt.

Ihre Fotoreihe "Elevator Girls", placiert in einer schwarzen Umgebung, betont die Unbeweglichkeit und Begrenztheit des Sujets. Die im Kontext der japanischen Konsumgesellschaft eine besondere Rolle spielt und sich kritisch mit einem nicht rein japanischen Phänomen auseinander setzt - shopping.
Die Fahrstuhlmädchen, die in den großen japanischen Kaufhäusern arbeiten, unterliegen einem strengen und komplexen Verhaltenskodex.

1993 produzierte die Künstlerin eine Serie von 4 kleinformatigen Bildern von uniformierten Mädchen in einem Fahrstuhl. Die Motive verschmelzen ineinander, bis zum Schluß nur noch ein Muster übrig bleibt, das in den Kaufhäusern als Verpackungsmaterial Verwendung findet.

Weitere Arbeiten sind im Format mit den größer werdenden Locations gewachsen. Aquarien, Fußballstadien, Shopping-Malls und Flughäfen verbinden sich zu einem einheitlichen Hintergrund.
Die jungen Frauen scheinen jegliche Individualität verloren zu haben und bevölkern, als stereotype Figurinen, Puppen gleich, die Konsumwelt. Die Örtlichkeiten, in unterschiedlichen Teilen der Welt aufgenommen, gleichen sich. Es handelt sich um sogenannte "commercial areas", Konsumtempel.

"Midnight Awakening Dream" zeigt die Zerstörung, den Überfluß des Kommerzes. In einer labyrinthischen Einkaufspassage finden sich Luxusartikel bekannter DesignerInnen wahllos verstreut.
In einem Video zeigt Miwa Yanagi Fahrstuhlmädchen an unterschiedlichen Orten: Kaufhäuser verwandeln sich in Hotels, Krankenhäuser und Gefängnisse. Ein kleiner Gag: Um sich den Film ansehen zu können, muss frau sich auf den Boden knien, "ein kleiner Kotau" vor einer großen Fotografin.

Der zweite Raum, in dem "My Grandmothers" präsentiert wird, strahlt in reinem Weiß. Seine klare, helle Atmosphäre spiegelt die genauen Vorstellungen der Frauen, die Miwa Yanagi in ihren Bildern visualisiert. Frauen aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis wurden von ihr interviewt: Die Fotografin fragt nach ihren Visionen. Kurze poetisch-suggestive Texte begleiten die Fotoserie.
"Wie sehe ich mich in 50 Jahren" zeigt gänzlich unterschiedliche, teils witzige, teils melancholische Vorstellungen vom eigenen Alter.
"Fahre ich mit einer Harley Davidson und einem jungen Lover über die "Golden Gate", lebe ich auf Sri Lanka und übe mich im Paragliding, sehe ich mich eher als Businessfrau im eigenen Disneyland, oder als Wahrsagerin, die den kleinen Mädchen ihre stereotypen Wünsche und Vorstellungen zerstört um sie zu eigenständigem Denken zu bringen?"
Eine vergnüglich und zugleich nachdenklich stimmende Ausstellung zweier unterschiedlicher Welten.
Die Künstlerin arbeitet analog, am Bildschirm werden ihre Aufnahmen digitalisiert und mittels Montage und Verfremdung bearbeitet. Ihre Arbeiten zeigen ein künstlerisch sicheres Auge.

In ihrem Werk konzentriert sich die 1967 in Kobe geborene Fotografin vor allem auf die Rolle der Frau in Japan. Dress Codes und stark reglementierte Verhaltensregeln sind in der japanischen Gesellschaft ein zentrales Thema und bestimmen auch die Arbeiten von Miwa Yanagi. In Kyoto studierte sie Kunst. Danach unterrichtete sie einige Jahre Textilgestaltung, bevor sie 1993 mit ihrer ersten Ausstellung auch international erfolgreich war.

AVIVA-Tipp: Eine utopische Zukunftsvision - großartig fotografisch in Szene gesetzt!




Ausstellungsort:
Deutsche Guggenheim

Unter den Linden 13/15
10117 Berlin
31. Januar bis 28. März 2004
Öffnungszeiten: tägl. 11 - 20 Uhr, donnerstags bis 22 Uhr
Eintrittspreis: 3 Euro, erm. 2 Euro, montags Eintritt frei
Informationen über die Ausstellung und Begleitveranstaltungen:
www.deutsche-guggenheim.de



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Beitrag vom 04.02.2004

Sabine Grunwald