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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 22.06.2005


Only Human
Danielle Daum

Das englisch-spanische Regieduo Teresa Pelegrí und Dominic Harari inszenieren den Nahost-Konflikt als burleske Familienkomödie. Und eine Lösung finden sie auch: Alles an die Kanaaniter zurückgeben!




Es ist Freitag Abend. Leni ist bei ihrer jüdischen Familie, ihrer neurotischen Mutter Gloria, ihrer nymphomanen Schwester Tania, ihrem religiösen-nationalistischen Bruder David und ihrem senilen, waffenvernarrten Großvater Dudu zum Abendessen eingeladen und möchte ihr bei dieser Gelegenheit endlich ihren Verlobten Rafi vorstellen. Schon unter diesen Voraussetzungen verspricht es ein eher anstrengender Abend zu werden, doch als sich herausstellt, daß Rafi nicht Jude, sondern Palästinenser ist, gerät die Situation zusehens außer Kontrolle. Sicher, man ist ja liberal und weltoffen und keineswegs rassistisch, aber muß es denn ausgerechnet ein Palästinenser sein?

Um einen guten Eindruck zu machen und vor allem, um den Diskussionen zwischen den einzelnen Familienmitgliedern aus dem Weg zu gehen, versucht Rafi sich in der Küche nützlich zu machen, doch als ihm in dem Bemühen, einen Topf tiefgefrorener Suppe aufzutauen, diese aus dem Fenster fällt und sieben Stockwerke weiter unten einen Passanten erschlägt ist das Chaos komplett. Er schleicht sich aus der Wohnung um nach dem vermeintlichen Toten zu sehen und natürlich, um die Suppe zurück zu holen. Als er wieder oben ist, betrachtet er ,um sich selbst ein wenig zu beruhigen, die Familienfotos im Wohnzimmer und während die Familie vergeblich auf die Ankunft des Vaters wartet, kommt Rafi allmählich ein Verdacht bezüglich der Identität seines zufälligen Opfers unten auf der Straße.

Nach diesem schwungvollen Einstieg kommt der Film leider aus dem Tritt, denn die Story rechtfertigt die ständige Hektik eigentlich nicht mehr. Die wirklich witzige Ausgangsituation wird nicht weitergeführt. Der Film schöpft das Potential seines Stoffes leider nicht aus.

Dominic Harari und Teresa De Pelegri trafen sich in New York, während sie Film an der Columbia University studierten. Sie begannen das gemeinsame Drehbuchschreiben mit Kurzfilmen, mit denen sie auf internationalen Filmfestivals erfolgreich waren. "Einige Leute meinen, wir sind verrückt, daß wir als Ehepaar auch noch miteinander arbeiten. Vielleicht haben sie recht, aber für uns ist Filmemachen wie Sex oder Ping Pong, eben mehr Freude zu zweit als alleine".

AVIVA-Tipp:
"Only Human" ist eine wirklich lustige Komödie über menschliche und kulturelle Differenzen im täglichen Zusammenleben. Den DarstellerInnen gelingt es ausgezeichnet, ihren Figuren Leben einzuhauchen. Und besonders Lenis Bruder David und ihr seniler, militanter Großvater zeigen, daß de Pelegrí und Harari sich weder vor politischen, religiösen noch sexuellen Tabuverletzungen fürchten.


Only Human
Seres Queridos
Regie: Dominic Harari u. Teresa De Pelegri
DarstellerInnen: Norma Aleandro, Guillermo Toledo, Maria Botto, Marián Aguilera, Fernando Ramallo, Alba Molinero and Marion Martin u.a.
Spanien/Argentinien/GB 2004
Dauer: 93 Min.
Verleih: Arsenal Filmverleih Tübingen
Kinostart: 26.05.2005


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Beitrag vom 22.06.2005

AVIVA-Redaktion