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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 11.04.2006


Trieb, Neurose, Phobie - Psychoanalyse zum Anfassen
Agnes Winklarz

150 Jahre alt wäre Sigmund Freud dieses Jahr geworden. Aus diesem Grund lädt das Jüdische Museum vom 7. April - 27. August 2006 auf die Couch ein.




Schon zu Lebzeiten wollte Sigmund Freud sich seinem Geburtstag entziehen - wollte ihn vergessen, verdrängen, ignorieren.
Doch ein Mal jährlich führt kein Weg dran vorbei, schließlich kann
"dem Unsinn des Geburtstags keine/r entgehen."
Und obwohl Sigmund Freud seine Geburtstage nur müßig hat über sich ergehen lassen, widmete das Jüdische Museum ihm anlässlich seines 150.Geburtstags eine Ausstellung, die durch Kreativität und Einfallsreichtum beeindruckt.

Aber wie nähert man sich der Psychoanalyse, die doch nur in einer geistigen und sprachlichen Sphäre existiert? Sigmund Freud selbst war es, der einst sagte, dass die Psychoanalyse plastisch und visuell nicht umzusetzen sei.

Das Team um Ausstellungskuratorin Nicola Lepp, Gesellschafterin des Ausstellungsbüros Hürlimann + Lepp überzeugt uns vom Gegenteil.
Denn schon beim Betreten der Ausstellung weiß das Auge der BetrachterInnen nicht,
in welche Richtung es sich zuerst wenden soll.
"Trieb", "Neurose", "Phobie"- leuchtet es den BesucherInnen in greller Schrift
von der Decke entgegen.
Eine vier Meter große, aus Zuckerguss geformte Torte des Konditors Manfred Podlesny bildet das Entrée und ein originalgroßes Pferd steht mitten im Raum, von dem auch noch das dazugehörige Wiehern zu vernehmen ist.

Eine Einführung in die Psychoanalyse, das war das Ziel der AusstellungsorganisatorInnen, die sich nicht nur an die Profis, sondern zugleich an den LaiInnen richten wollten um allen einen Zugang zu den Theorien Freuds verschaffen zu können.

Diese basieren auf Gesprächen, die Freud mit 130 PatientInnen führte. Die sechs wichtigsten von ihnen werden vorgestellt:
Anna O., Dora, der kleine Hans, der Rattenmann, Schreber und Wolfsmann.

Mit ihnen beschäftigt sich die Ausstellung und versucht anhand ihrer Fallgeschichten die Inhalte von Sigmund Freuds Theorien wiederzugeben. Spielerisch, witzig und originell nähert sie sich ihren Assoziationen, weshalb auch Pferde, Ratten und Wannen einen Platz in der Ausstellung finden.

Auch heute arbeiten noch 800 PsychoanalytikerInnen allein in Berlin nach seinem Vorbild und obwohl Sigmund Freud und seine Methoden oft als überholt gelten, sind sich in einem Punkt alle einig: Couch und Sessel gehören in jede Praxis.

Was man von dort aus sieht, verdeutlichen Fotos, die 140 PsychoanalytikerInnen von ihren Praxen gemacht haben.
Aber nicht nur Einblicke in reale Praxisräume werden den BesucherInnen gewährt. Denn auch Hollywood-RegisseurInnen ist der Reiz einer Sitzung beim Psychologen nicht entgangen. Filmsequenzen von Woody Allen bis Alfred Hitchcock kann man sich daher in einem weiteren Raum der Vernissage anschauen - selbstverständlich von einer Couch aus.

Veranstaltungsort:
Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9-14, 10969 Berlin
Fon: 030 / 259 93 300
Fax: 030 / 259 93 409

Website: www.jmberlin.de

Öffnungszeiten:
Montag: 10-22 Uhr
Dienstag-Sonntag: 10-20 Uhr
Letzter Einlass für BesucherInnen ist dienstags bis sonntags 19 Uhr, montags 21 Uhr

Ausstellungszeitraum: 7. April bis 27. August 2006

Eintritt: 4 Euro, erm. 2 Euro

Kombiticket für "PSYCHOanalyse" und Dauerausstellung: 7 Euro, erm. 3,50 Euro


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Beitrag vom 11.04.2006

AVIVA-Redaktion