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Beitrag vom 13.10.2005
Der Fischer und seine Frau - Warum Frauen nie genug bekommen
Christiane Müller
Doris Dörries Film, der auf dem Grimms-Märchen basiert, erfüllt die hohen Erwartungen keineswegs. Die Story eines ungleichen Paares ist langweilig und überhaupt nicht witzig.
Den berühmten Ausruf aus dem Märchen der Gebrüder Grimm "Von dem Fischer und seiner Frau" kennt wohl jeder: "Buttje, Buttje in der See, Meine Frau, die Ilsebill, will nicht so, wie ich gern will!" Es ist die Geschichte eines armen Fischers, der einen verwunschenen Butt rettet und dessen habgierige Frau immer mehr Reichtümer von dem Fisch einfordern lässt. Sie wird schließlich sogar Kaiserin und Päpstin, und als sie in ihrer grenzenlosen Vermessenheit schließlich auch noch Gott werden will, straft sie der Fisch, indem er sie wieder in die Armut verbannt.
Doris Dörrie ließ sich für ihre neue Beziehungstragikomödie "Der Fischer und seine Frau - Warum Frauen nie genug bekommen" von dem Märchen inspirieren und adaptierte die Story des bescheidenen Mannes und seiner ewig meckernden, nie zufriedenen Frau in die Gegenwart. Ihre "Ilsebill" heißt im Film Ida (Alexandra Maria Lara), ist Modedesignerin und sehr ehrgeizig. Ida lernt auf einer Japanreise ausgerechnet den genügsamen, etwas faulen Otto (Christian Ulmen) kennen, der sich als Koi-Karpfen-Doktor über Wasser hält und sich für Statussymbole und Karriere überhaupt nicht interessiert.
Bereits das Kennenlernen der beiden, die sich auf den ersten Blick ineinander verlieben, wird von zwei verwandelten Tschagoi-Fischen kommentiert. Die Tiere - auch ein "Liebespaar" - schwimmen im Becken herum und sind nach ihren Maulbewegungen synchronisiert. Die Aquarium-"Gespräche" ziehen sich durch den gesamten Film und sollen wahrscheinlich irrsinnig lustig sein, doch sie sind einfach nur albern und dümmlich.
Auch die weitere Handlung langweilt, weil sie allzu vorhersehbar ist: Ida und Otto heiraten rasch in Japan, leben in Deutschland zunächst in einem Wohnmobil, kriegen ungeplant ein Kind und hausen in einer hässlichen Sozialwohnung. Sie zoffen sich immer häufiger, weil Ida mit der Situation materiell nicht zufrieden ist, Otto hingegen schon. Ida beschließt, selbst für den nötigen Wohlstand zu sorgen und mutiert zum Workoholic. Mit einer Koikarpfen-Muster-Kleiderkollektion hat sie großen Erfolg. Die beiden entfremden sich immer mehr - je größer der Reichtum, desto heftiger die Streits. Zum Schluss sitzen sie wieder im Wohnmobil und freuen sich, weil Ida begriffen hat, dass sie Otto sonst verliert.
Aber es ist nicht nur die Vorhersehbarkeit, die den Film so unspannend macht. Das Problem ist: Er ist nicht komisch. Es gibt zwar ein paar Momente, die zum Schmunzeln sind, etwa, wenn der fiese Vermieter darauf besteht, dass Fisch-Experte Otto seinen fetten, sabbernden Hund untersucht, aber das sind nur sekundenkurze Sequenzen. Meist werden die ZuschauerInnen mit äußerst müden Gags genervt. So bekommt Ida zum Beispiel mitten in einem Edel-Schuhgeschäft ihre Wehen und wird bei der Geburt (die Beine liegen auf wackeligen Schuhkartons!) vom schwulen, tuntigen Verkäufer angefeuert: "Und immer schön hecheln!" Jede x-beliebige US-Sitcom ist zehnmal witziger. Der neugeborene "Darsteller" ist dann auch schon ziemlich groß und wohl ein paar Wochen alt, aber das merkt die doofe Zuschauerin ja eh nicht…
In einer anderen Szene will die mittlerweile wohlhabende, aber sehr frustrierte Ida ihr eingeschlafenes Liebes-Eheleben wieder aufpeppen und Otto als Domina mit Mieder und Peitsche verführen - auch nicht wirklich neu, diese Idee.
Schade, denn wir sind von Dörrie witzigere, bessere Filme gewohnt ("Männer", "Paradies", "Keiner liebt mich"), die immer überraschten und unterhielten.
"Der Fischer und seine Frau" überrascht und unterhält nur äußerst mäßig, obwohl die Produktion sicher teuer war (es wurde zum Teil an Originalschauplätzen in Japan gedreht) und die DarstellerInnen wie Alexandra Maria Lara oder Elmar Wepper zur ersten Schauspielergarde gehören. Es liegt auch nicht an den SchauspielerInnen, dass der Film so öde geraten ist, sondern einzig und allein am uninteressanten Drehbuch. Die talentierte und wandelbare Lara oder der sympathische Christian Ulmen ("Herr Lehmann"), der als "Otto" die gesamte Gefühlspalette subtil und glaubwürdig spielt, sorgen dafür, dass die ZuschauerInnen sich den "Fischer" eventuell sogar bis zum Ende anschauen.
AVIVA-Tipp: Sorry, ein echter Flop. Ein völlig uninteressanter Streifen, der das abgewetzte Thema "Männer und Frauen können nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander" auch nicht erneut zum Glänzen bringt.
Es wird mal wieder bestätigt: Komödien oder leichte Filme mit tragikomischem Einschlag (zu denen "Der Fischer und seine Frau" sicherlich gehören soll) sind einfach nicht die Stärke deutscher RegisseurInnen.
AVIVA-Berlin verlost 3x den Original Soundtrack "Der Fischer und seine Frau". Bitte beantworten Sie folgende Frage: Wann verfassten die Gebrüder Grimm das Märchen der "Fischer und seine Frau? Senden Sie bis zum 02.11.05 eine eMail an folgende Adresse: gewinnspiel@aviva-berlin.de
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"Der Fischer und seine Frau" Regie und Buch: Doris Dörrie
DarstellerInnen: Alexandra Maria Lara, Christian Ulmen, Simon Verhoeven, Ulrike Kriener, Elmar Wepper u.a.
27. Oktober 2005
Verleih Constantin Film
Weitere Informationen im Netz:
www.fischer.film.de und
www.dorisdoerrie.com.