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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 29.05.2003


Meine Bilder werden immer wilder: Eine Ausstellung im Jüdischen Museum
Natasa Konopitzky

"Mein ganzes Leben war ein Fehler, da wurd ich Maler und Erzähler." John Elsas war bis hinauf ins hohe Alter Bankier und Börsianer. Sein künstlerisches Werk begann er als 74jähriger ...




Zu Lebzeiten erntete Elsas höchste Anerkennung in Kritikerkreisen, geriet jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit. Um sein Werk zu retten, verpackte seine Tochter Irma 1937 den Großteil seiner Zeichnungen und Collagen in zwei Kisten und versah sie mit einer Schweizer Adresse. Geöffnet wurden die Kisten erst wieder 1999 von der Stiftung für schweizerische naive Kunst und art brut in St.Gallen. Inhalt: zwischen 15.000 und 18.000 Werke von John Elsas. Irma selbst wurde 1944 in Theresienstadt ermordet.

"Zuerst wird das Bild gemalt, und dann wird es aufgeklebt, weil sich hierdurch die Plastik hebt" 10.11.1929
© Museum im Lagerhaus St. Gallen
Jetzt zeigt das jüdische Museum rund 200 der wiederentdeckten Werke des Frankfurter Künstlers. Er zeichnete und beklebte Blätter mit unterschiedlichen Materalien, unter anderen auch mit seinen eigenen Haaren. Jedes Blatt versah er mit einem kurzen Sinnspruch. Meist ironische Auseinandersetzung mit sich selbst, der politischen Situation in Deutschland, seinem Beruf als Bankier, dem Judenhass und dem Leben allgemein. "Es macht im Leben doch Verdruss, dass man auch einmal sterben muss." Durch eine Operation an seine Wohnung gefesselt produzierte er bis zu seinem Tod im Jahre 1935 ungefähr 25.000 (!) Blätter.

Von 23. Mai bis 17. August 2003 sind die eindrucksvollen und amüsanten Bilder im Rahmen einer Sonderausstellung zu bewundern. John Elsas wird sicher wieder von sich reden machen!

Als Begleitprogramm findet ein Workshop für 5 -10 jährige Kinder und junggebliebene Menschen jeden Alters statt. Mit Schere, Papier, Stoff, Worten usw. werden Gedanken und Ideen gestalterisch umgesetzt und Klebebilder im Sinne John Elsas hergestellt.



Ausstellung
23. Mai bis 17. August 2003
Altbau, 1. Obergeschoss, Nordflügel
Eintritt: kein zusätzlicher Eintritt für die Sonderausstellung, es gilt der reguläre Eintrittspreis
€ 5,-, erm. € 2,50

Begleitprogramm
Anmeldung für den Workshop: Tel.: 030-25993305 oder E-Mail:
ferienprogramm@jmberlin.de
30. Mai bis 30. Juni 2003,
Montags bis Freitags, 10-12 Uhr
Kosten: € 3,-

Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9-14

10969 Berlin
Telefon 030 - 25 99 33 00
Fax 030 - 25 99 34 09
Internet www.jmberlin.de
Öffnungszeiten
Täglich 10.00 bis 20.00 Uhr
Montags bis 22.00 Uhr


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Beitrag vom 29.05.2003

AVIVA-Redaktion