Leichte Kost mit Lachgarantie - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kultur



AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 30.06.2003


Leichte Kost mit Lachgarantie
Kirsten Eisenberg

Trotz vorhersehbarer Lovestory ist Chris Koch mit "Gelegenheit macht Liebe" eine spritzige Komödie voller überraschender und origineller Gags gelungen




Paul (Jason Lee) könnte eigentlich breit grinsend auf sein junges Leben blicken: In ein paar Tagen wird er die hübsche und kluge Karen (Selma Blair) vor den Traualtar führen. Er wird mit ihr in einem netten Appartement wohnen und eine steile Karriere in der Firma seines stinkreichen Schwiegervaters machen. Alles verläuft derart geordnet, dass Paul selbst zu befürchten scheint, die an diesem Abend stattfindende Junggesellenparty könnte das Bilderbuchidyll trüben. Er nimmt sich vor, wenig zu trinken und die spärlich bekleideten Tänzerinnen zu ignorieren...

Am nächsten Morgen sind die Augen und der Schrecken groß: Verkatert wacht Paul neben einer der Hawaii-Tänzerinnen auf. Und in ein paar Minuten kommt Freundin Karen - also raus mit der blonden Becky (Julia Stiles) und rein mit deren vergessenem Höschen in den Toilettenspülkasten. Die Situation und die baldige Hochzeit scheinen gerettet.
Bis die quirlige, lebenslustige Becky unverhofft wieder in Pauls Leben tritt und ihm die Augen öffnet: Will er wirklich sein restliches Leben in steifen Hemdkragen verbringen? Langsam merkt er, dass er und seine Zukünftige so gut zusammen passen wie Streichorchester und Rock n Roll.

Wenn Sie beim Lesen jetzt denken "Öde Story, da weiß ich, worauf es hinaus läuft!", dann verpassen Sie etwas. Denn der Film ist paradoxerweise eine gleichermaßen typische wie außergewöhnliche Hollywood-Komödie. "Gelegenheit macht Liebe" nimmt ein ganzes Genre augenzwinkernd auf die Schippe. Ob solariengebräunter Schwiegervater mit strahlendem Perlweißgebiss oder Spatzenhirn Ray als Hollywood-Cop - der Film spielt mit bloßstellenden Parodien.

Es sind vor allem die kleinen, in den Fluss der Handlung eingearbeiteten Gags, welche die thematisch leichte Kost zur Sahnetorte machen. Wenn Paul, der seiner Zukünftigen beim Tanzkurs gewöhnlich die Zehen platt tritt, im Arm des fetten Tanzlehrers plötzlich grazil übers Parkett schwebt, ist das schon ein Bild für die Götter. Zum Brüllen sind auch Pauls düstere Gedankenbilder à la "Was wäre wenn" in allerbester Ally Mac Beal - Manier.

Klischees werden konsequent und mit dem Mut, sich selbst auf die Schippe zu nehmen, abgebildet und gipfeln im überzogen glücklichen Happy-End. Doch bei allem Witz schafft es der Film trotzdem, eine Botschaft zu transportieren: Sei mutig und nimm Dein Leben ab und zu mal unter die Lupe, bevor Du im Sumpf der Bequemlichkeit versinkst.

Regisseur Chris Koch war für die Story sofort Feuer und Flamme. "Das Drehbuch hatte mich gepackt, weil die Pointen Schlag auf Schlag kommen", erzählt er. Seiner Ansicht nach sollen sich die ZuschauerInnen mit dem Thema sehr gut identifizieren können. "Wenn du heiratest oder andere große Veränderungen in deinem Leben durchmachst, siehst du theoretisch, wie der Rest deines Lebens aussehen könnte. Das kann sehr gruselig sein."

"Als ich dieses Skript las, konnte ich es gar nicht mehr aus der Hand legen. Ich habe wirklich hysterische Lachanfälle gehabt", schwärmt auch Julia Stiles. Die Gewinnerin des MTV Movie Awards und des Chicago Film Critics Award für ihre Leistung in der Komödie "10 Dinge, die ich an dir hasse" glänzte vor allem auch 2001 in "Save the Last Dance".

Sicher trug auch die gute Atmosphäre unter den DarstellerInnen am Set zu diesem gelungenen Film bei. "Wir haben ein paar Tage geprobt, und schon am zweiten Tag haben wir uns weggeschmissen vor Lachen. Ich war sehr glücklich", gesteht Selma Blair, die schon in der modernen Adaption des Klassikers "Les Liaisons Dangéreuses", "Eiskalte Engel", in ihrer Darstellung der tapsigen Cecile Begeisterungsstürme unter den Kritikern auslöste.

Für den 33jährigen Jason Lee, der 1997 mit dem Independant Spirit Award für die Beste Nebenrolle in "Chasing Amy" ausgezeichnet wurde, war es die erste Hauptrolle in einem großen Kinofilm. In "Gelegenheit macht Liebe" beeindruckt er mit enormen mimischen Fähigkeiten und geht in der Rolle des leicht zerstreuten Paul vollkommen auf.



Gelegenheit macht Liebe
Regie: Chris Koch
Mit Jason Lee, Julia Stiles, Selma Blair und James Brolin
USA 2003, 106 Minuten
Twentieth Century Fox of Germany
Bundesweiter Kinostart: 26. Juni 2003


Kultur

Beitrag vom 30.06.2003

AVIVA-Redaktion