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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 23.08.2006


Olga
Jana Muschick

Als sich die ehrgeizige Olga Benario in den Kommunistenführer Prestes verliebt, wendet sich ihr Glück. Das Lebensdrama der Jüdin aus München nimmt in Zeiten des Zweiten Weltkrieges seinen Lauf.




"Missversteht mich nicht, die Vorbereitung auf den Tod bedeutet nicht, dass ich nun aufgebe, sie bedeutet nur, dass ich ihm gewachsen sein werde, wenn er kommt." (Anm. d. Red.: Ausschnitt aus dem letzten Brief von Olga Benario Prestes, 1942).

Das Versprechen: "Wenn ich falle, werde ich nicht weinen!" ist nicht nur eine Versicherung an den Vater, sich beim Spielen nicht traurig zu sein, wenn sie sich verletzt. Gleichzeitig ist es ein Vorsatz, der symbolisch für Olga Benarios (Camila Morgado) kämpferisches Leben steht.
Olgas Revolutions-Karriere ist außergewöhnlich und anfangs sehr erfolgreich. Mit 15 Jahren tritt sie der Kommunistischen Jugend in München-Schwabing bei und liefert sich Straßenschlachten mit den Nationalsozialisten und der Polizei.
Nachdem sie sich mit ihrer Mutter zerstreitet, der die politischen Risiken der Zeit wohl bekannt sind und die Olgas kämpferische Ambitionen absolut ablehnt, verlässt Olga mit 17 Jahren das jüdisch-akademische Elternhaus.

1928 aktiv in Berlin und 1929 tatkräftig in Moskau. Olga tritt der Kommintern bei und erhält eine militärische Ausbildung, die sie dann dazu benutzten muss, um ihren größten Auftrag auszuführen. Sie wird den kommunistischen Führer, Hauptmann Luís Carlos Prestes (Caco Ciocler), auf der Rückreise in seine Heimat Brasilien begleiten und für seine Sicherheit sorgen. Prestes soll dort die Speerspitze der ersten kommunistischen Revolution sein.

Auf der luxuriösen Reise gibt sich Olga erst distanziert und auftragsbestimmt. Gefühle zeigt sie nicht. Doch es kommt, wie es kommen soll und die beiden jungen RevolutionärInnen verlieben sich in einander. 1935 bleibt in Rio de Janeiro für die Liebesbeziehung der beiden kaum Zeit. Die nächsten Schritte für die kommunistische Revolution müssen geplant werden. Olga erweist sich als kompetente und ehrgeizige Partnerin bei der Planung des politischen Kampfes.
Die Aktion, den brasilianischen Präsidenten Getúlio Dornelles Vargas (Osmar Prado) zu stürzen, misslingt gänzlich. Viele werden verhaftet - letzten Endes auch Olga und Luís. Natürlich ließen die "Nebenwirkungen" der intimen Beziehung nicht lange auf sich warten. Im Gefängnis von Brasilien muss Olga erkennen, dass sie schwanger ist. Als "unerwünschte Ausländerin" wird sie nach Deutschland deportiert und die Odyssee durch Hitlers Folterkammern beginnt.

Camila Morgado bewies in ihrem Kinodebüt großes Können. Die junge Brasilianerin musste sich in die verschiedenen Facetten einer Kämpferin, Frau, Mutter und Geliebten einfühlen. Obwohl sie schon viele Jahre am Theater gespielt hat, verlangen ihr die Szenen Großes ab. Der Film ist für Camila Morgado eine außergewöhnliche Herausforderungen, die sie, erstaunlich für eine Anfängerin, hervorragend meisterte. Regisseur Jayme Monjardim ging ein erhebliches Risiko damit ein, die auf dem Gebiet des Kinofilms sehr unerfahrene Morgado zu engagieren. Doch, seine Wahl hat sich als ausgezeichnet erwiesen.

Die Idee zum Film gründet auf der Romanvorlage von Fernando Morais "Olga". Schon kurz nach seinem Erscheinen 1985 wird der Roman zum Bestseller in seiner Heimat und findet über 600.000 LeserInnen.

Die Suche nach geeigneten Drehorten für die europäischen Schauplätze war komplizierter, als erwartet. Olga wurde komplett auf brasilianischem Boden gedreht. Zehn Wochen dauerten die Dreharbeiten in Rio de Janeiro und Umgebung und rund 250 Menschen arbeiteten vor und hinter der Kamera am Gelingen des politisch-dramatischen Werkes.

Der Film wartet mit einem weiteren Debüt auf: Kameramann Ricardo Della Rosa drehte mit Olga seinen ersten Spielfilm. Die Kameraführung überrascht mit opulenten Bildern und fängt sowohl die intimsten als auch die öffentlichsten Momente in Olgas Leben ein. Auch Della Rosas Auftakt muss als gelungen bezeichnet werden. Allerdings fehlten dem geschulten Blick aufwendigere Detailaufnahmen. Großaufnahmen von wichtigen Gegenständen wie der Bombe im Aktenschrank oder den schönen Augen Camila Morgados hätten dem visuellen Empfinden noch mehr Reize bieten können.

AVIVA-Tipp: Ein fantastischer Film. Die Mischung aus politischem Kampf und der Liebe der beiden Revolutionäre ist absolut gelungen. Durch ein größeres Gewicht auf der Beziehung zwischen Prestes und Benario wird der Film abgelöst von dem politischen Schwergewicht und wirkt etwas leichter - wenn man das von einem so tiefgehenden und stark emotional aufgeladenen Film sagen kann. Die brillant dargestellten Charaktere begeistern und bedrücken zugleich - selten wurde ein politisches Liebesdrama so klar und gefühlvoll inszeniert.

Lesen Sie auch unser Interview mit der Hauptdarstellerin des Films "Olga", Camila Morgado.




Olga
Regisseur: Jayme Monjardim
DarstellerInnen: Camila Morgado, Caco Ciocler, Fernanda Montenegro
Brasilien 2004, 99 Minuten
Olga startet am 31. August 2006 im Verleih von Constantin Film in den deutschen Kinos.
Deutschland FSK: freigegeben ab 12 Jahren
www.olga.film.de



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Beitrag vom 23.08.2006

AVIVA-Redaktion