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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 15.09.2006


Frauenfilmfestivals united
Dagmar Trüpschuch

Fünf Tage lang, vom 11 - 15. Oktober 2006, zeigt das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund ?Köln rund 100 Filme aus aller Welt, die unter weiblicher Regie entstanden sind.




Aus zwei mach eins - jahrelang dauerte die Diskussion um die Fusion der beiden Frauenfilmfestivals aus Nordrhein-Westfalen (NRW), die sich jährlich mit der Ausrichtung ihrer Filmfeste abwechselten: die 1983 gegründete ‚Feminale’ in Köln und die seit 1986 bestehende ‚femme totale’ in Dortmund. Im Oktober 2006 zeigen sich die Früchte der Fusion, wenn in Köln erstmalig das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund|Köln (IFFF) stattfindet. Fünf Tage lang präsentieren Filmemacherinnen aus aller Welt über 100 kurze und lange Filme. Das neue Festival kann mit einem jährlichen Budget von rund 460.000 Euro operieren, das sich im wesentlichen aus Mitteln des Landes, des Bundes, der Städte Köln und Dortmund und der Filmstiftung NRW zusammensetzt.

Das fusionierte Frauenfilmfestival wird weiterhin abwechselnd in Köln und Dortmund veranstaltet, ab 2007 jeweils im Frühjahr. "Die Kölner Ausgabe wird sich weiterhin schwerpunktmäßig als eine Werkschau der wichtigen aktuellen internationalen Produktionen von Frauen der letzten beiden Jahre präsentieren", sagt Pressesprecherin Stefanie Görtz. "In Dortmund hingegen wird weiterhin die Auseinandersetzung mit einem wichtigen gesellschafts- und kulturpolitischen Fokus die Filmauswahl außerhalb der Wettbewerbe prägen." Aber auch in Köln werden unter der Rubrik "Filme im Diskurs" thematische Akzente gesetzt.

In diesem Jahr steht der Iran im Mittelpunkt. Der Iran ist als starkes Filmland bekannt und als Land, das trotz Repressalien und Kopftuchgebot eine starke Frauenbewegung hat. In Filmen, Diskussionen und Lesungen wird ein Eindruck über Situation und Lebensräume iranischer Frauen vermittelt. Die iranische Regisseurin Tahmineh Milani wird in Köln als Jurymitglied zu Gast sein und ihren Spielfilm "Cease Fire" präsentieren. Der Film, der in diesem Jahr alle iranischen Box-Office-Rekorde der letzten fünf Jahre brach und über 80 Tage in den Teheraner Kinos lief, stellt die moderne iranische Ehe humorvoll auf den Prüfstand.

Auch im Wettbewerb Horizonte, der acht aktuelle Debüt-Spielfilme von internationalen Regisseurinnen zeigt, ist neben Filmemacherinnen aus Chile, Vietnam, Australien, Japan, Peru, Indien und Deutschland die Iranerin Mona Zandi Haghim mit ihrem Spielfilmdebüt "On a friday afternoon" vertreten. Mona Zandi Haghim begibt sich auf die Spuren einer allein erziehenden jungen Mutter, die als junges Mädchen ins Gefängnis kommt und dort ihren Sohn zur Welt bringt.
Mit besonderer Spannung wird der erste staatlich unabhängige und feministische Film aus Vietnam erwartet. Die Filmemacherin Minh Phuong Doan erzählt von einer unverheirateten, schwangeren jungen Frau, die sich weigert, den Namen des Vaters zu nennen. Daraufhin beschließen die Dorfältesten, ihr den Kopf zu rasieren und ihr Kind auf einem Floß auszusetzen und sein Schicksal den Göttern zu überlassen. "Bride of Silence" ist ein groß angelegtes episches Werk, das im 19. Jahrhundert in Vietnam angesiedelt ist. Auch die Werke der anderen Filmemacherinnen erzählen Lebensabschnittsgeschichten von Frauen, die in verschiedenen Kulturen und Gesellschaftsschichten zu Hause sind. Der beste Spielfilm des Wettbewerbs wird mit einem Preisgeld von 10.000 Euro ausgezeichnet.

Die Sektion Panorama widmet sich den Filmen mit innovativer Erzählform und präsentiert rund 47 aktuelle Filme und Videos aus 22 Ländern. Spiel- und Dokumentarfilme, Animations- und Experimentalfilme geben Einblick in das vielseitige Filmschaffen von Frauen. Unter anderem zeigt die Belgierin Chantal Akerman ihren Film "Là-Bas", eine filmische Tagebuchaufzeichnung aus Tel Aviv.

Queere Blicke wirft die Sektion Querblick auf das Neueste aus der internationalen Lesben- und Transgender-Szene. Genre-Parodien wie die ungarische Produktion "Puszta-Cowboy" von Katrin Kremmler stellen die Geschlechterverhältnisse auf den Kopf. Holly Lewis’ und Bug Davidsons "Terrorist-She-Freaks of Texas" zeichnet in der Tradition der amerikanischen Schulungsfilme die Angst des Saubermann-Amerikas vor der moralischen Aushöhlung durch Dykes dieser Welt. Ein Wiedersehen mit der Liebe in Internatszeiten verspricht "Loving Annabelle". Der Film von Katherine Brooks zieht sein Thema aus dem Spielfilm "Mädchen in Uniform", der bereits 1931 und 1958 für Liebesverwirrungen auf der Leinwand zwischen der rebellischen Schülerin Manuela von Meinhardis und ihrer Lehrerin Fräulein von Bernburg sorgte. "Loving Annabelle" ist die moderne Variante des alten Dramas und ist, laut Carla Despineux, die für das Programm Querblick verantwortlich ist, ziemlich sexy, romantisch und amerikanisch.

Mit dem Programm B-Sides Bollywood - Ikonen des indischen Independent- und Dokumentarfilms ehrt das Festival die beiden Regisseurinnen Aparna Sen und Madhusree Dutta für ihr Engagement und ihr Filmschaffen in Indien. "15 Park Avenue", der neueste Film von Aparna Sen ist in Köln als deutsche Erstaufführung zu sehen. Madushree Dutta präsentiert in ihrer Werkschau unter anderem den in Indien mit dem Filmfare Award ausgezeichneten Film "I live in Behrampada".

Vom 17. bis 22. April 2007 folgt dann die Dortmunder Variante des Festivals mit dem Themenschwerpunkt "Musik". Filmeinreichungen zum Thema und zum Wettbewerb, dessen Preis für den besten Film mit 25.000 Euro dotiert ist, sind ab sofort online unter www.frauenfilmfestival.eu oder www.femmetotale.de möglich.

Weitere Infos zum Programm des Kölner Filmfestivals:
www.frauenfilmfestival.eu
www.feminale.de


Das Frauenfilmfestival findet vom 11. - 16 Oktober 2006 in Köln statt.

Veranstaltungsorte:

Kölner Filmhaus
Maybachstr. 111
50670 Köln

Filmhaus Kino Köln
Maybachstr. 111
50670 Köln

Filmpalette
Lübecker Straße 15
50668 Köln

Filmforum NRW im Museum Ludwig
Bischofsgartenstr. 1
50667 Köln

Metropolis Kino
Ebertplatz 9
50668 Köln


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Beitrag vom 15.09.2006

AVIVA-Redaktion