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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 28.08.2006


Thank you for Smoking
Jana Muschick

Eine bitterböse Satire zu schauen, kann sehr schnell abhängig machen: Fangen Sie gar nicht erst an! Nick Naylor argumentiert für ein qualmiges Thema und bringt die besten Begründungen dafür...




Fotos: © 2006 Twentieth Century Fox
Nick Naylor argumentiert für ein qualmiges Thema und bringt die besten Begründungen dafür warum man mit dem Rauchen unbedingt weitermachen sollte. Er ist der Teufel in Menschengestalt - auch wenn er eigentlich nichts will, außer Geld zu verdienen. Nick Naylor (Aaron Eckhart) ist der oberste Pressesprecher von Big Tabacco und verdient seinen Lebensunterhalt damit, die Rechte der RaucherInnen und Zigarettenhersteller vor allen Anti-Smokern und Krankheitsvorwürfen zu verteidigen. Es stört ihn kaum, dass durch seine Produkte schwere körperliche Krankheiten und sogar der Tod verursacht wird.

Zu seinem Sohn (Cameron Bright) sagt er: "Es ist nicht wichtig, ob man im Recht ist - es ist nur wichtig, wie man argumentiert!" Als Vorbild eignet sich der rauchende Herr Papa eigentlich nicht, doch Joey Naylor macht sich die Diskussionstipps seines Vaters zu eigen, wenn es darum geht, seine Mutter zu überzeugen oder in der Schule zu punkten.

Nick Naylor startet schließlich eine große PR-Offensive gegen die Beschriftung von Zigarettenschachteln mit dem Aufdruck "Poison". Er spielt die gesundheitlichen Risiken mehr als herunter. Naylor sagt: "Warum soll es mich freuen, wenn junge Menschen an Krebs sterben? Wir verlieren dadurch wertvolle Kunden!" Nicks neugewonnener Ruf als Bad Boy des "gesunden" Amerika bringt ihm ungeahnte Vorteile: sein oberster Chef und Boss der Tabakindustrie (Robert Duvall) sowie die hübsche Reporterin Heather Holloway (Katie Holmes) interessieren sich plötzlich brennend für ihn.
Andererseits hat er natürlich NikotinfeindInnen, die ihm und seinen Argumenten offen den Kampf ansagen: eine ziemlich ungewöhnliche doch wirkungsvolle Todesdrohung bringt Nick dazu, erstmals einen Berufswechsel zu erwägen.

Thank You For Smoking ist eine bitterböse Satire auf die heutige PR-Kultur. Schein und Sein sowie Recht und Unrecht sind nicht mehr von einander zu unterscheiden. Es wird mehr Rummel um die Vorteile der Rauchsucht für die Industrie veranstaltet, als dass man sich ihrer Opfer annimmt. Die Gefahren von Nikotin kennt jede/r - die Argumente, die Nick Naylor bringt, sind neu und stark - für alle RaucherInnen und die Tabakindustrie. Allerdings bleibt einem bei dem Anblick eines krebskranken 16-jährigen das Lachen im Halse stecken.

Mit Thank Your For Smoking gibt der Regisseur Jason Reitman sein Spielfilmdebüt. Vorher hat er preisgekrönte Kurzfilme wie "In God we trust" (2001) oder "Gulp" (2000) gedreht. Die Idee zur witzigen Satire hatte Reitman durch den 1994 veröffentlichten bitterbösen Roman "Thank you for Smoking" von Christopher Buckley.
Der Roman wollte verdeutlichen, dass vom Weißen Haus, über die Vorstandsetagen bis nach Hollywood die Wahrheit zu etwas geworden ist, was gemanagt, aber nur selten laut ausgesprochen wird.

AVIVA-Tipp: Der Film ist wirklich ein Kracher: spritzig, witzig und bitterböse bleibt Nick Naylor der König des Argumentierens. Wer schon immer gern gestritten hat, aber mit den Erklärungen nicht zu Rande kam, lernt hier schnell und treffend, wie aus der Pistole geschossen, loszuplappern. Zu Diskutieren bedeutet nicht, Recht zu haben. Auf die Technik kommt es an! Eine ungewöhnliche und aktuelle Satire mit Argumenten für das tödlichste Laster der modernen Neuzeit. Für RaucherInnen und NichtraucherInnen herrlich erfrischend. Ein Film, der für den Kinosommer 2006 ein absolutes Muss ist!



Thank You For Smoking

Regisseur: Jason Reitman
DarstellerInnen: Aaron Eckhart, Maria Bello, Cameron Bright, Katie Holmes
92 Minuten
Filmstart: 31.08.2006
USA 2005
FSK: ab 12 Jahren
www.thankyouforsmoking.de




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Beitrag vom 28.08.2006

AVIVA-Redaktion