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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 07.12.2006


Mondscheinkinder
Jana Muschick

Paul hat eine unheilbare Krankheit: er darf nicht ans Sonnenlicht, weil er sonst Krebs bekommt. Ein Leben in der Dunkelheit bringt Einsamkeit und Melancholie mit sich.




Wenn das gemütliche Heim für ein Kind zum Gefängnis wird, dann geht es ihm wie Paul (Lucas Calmus). Der sechsjährige Junge leidet an einer seltenen Krankheit, denn er ist ein Mondscheinkind. Im Fachterminus bedeutet es, dass jeder Kontakt mit natürlichem Tageslicht eine Veränderung am Erbgut bewirken kann. Die Gefahr, an tödlichem Hautkrebs zu erkranken, macht Pauls Leben zu einem Käfig aus Zwängen.
Wenn seine FreundInnen draußen schaukeln, guckt Paul durch die mit UV-Schutzfolie beklebten Fenster und wartet auf seine Schwester, seine Mutter und ein Stück von dem Spaß, den andere Kinder ohne jegliche Einschränkungen genießen dürfen. Allein in der Wohnung kratzt er an der Folie - das durchbrechende Sonnenlicht ist für seine Augen wie ein Wunder an Farbe und Zauber. Was er am meisten wünscht, darf er nicht haben: normal zu sein wie die anderen und draußen spielen zu dürfen, wenn die Sonne scheint.

Seine zwölfjährige Schwester Lisa (Leonie Krahl) kümmert sich aufopfernd um den jüngeren Bruder. Sie erzählt ihm Astronauten-Geschichten. In den Film sind Zeichentrick-Sequenzen eingebaut, die zeigen, wie Lisa mit Paul durch den Weltraum reist. Die ältere Schwester versucht, den Alltag des Kleinen so phantasiereich wie möglich zu inspirieren. Doch oft wird es für ein junges Mädchen, das selbst seine eigenen Lebensträume verwirklichen möchte, schwierig, sich mit dem Brüderchen zu beschäftigen, wenn draußen ihr Freund und ihr eigenes Leben warten.

Beide JungdarstellerInnen zeigen ein außerordentliches Talent. Der kleine Lucas Calmus spielt das Leben von Paul eindrucksvoll. Er schafft es, die Melancholie, die Trauer darzustellen, die ein so kleines Herz bedrücken müssen, wenn es nicht raus darf, um wild neben anderen SpielkammeradInnen zu schlagen. Auch Leonie Krahl beweist Talent als junge Schauspielerin. Zwar fehlt ihr die ungekünstelte Intensität, mit der ihr Film-Bruder seine Rolle meistert. Doch die von ihr dargestellte Zärtlichkeit, der Missmut über die rauchende Mutter und die heimlichen Sehnsüchte einer aufkeimenden Liebe werden von ihr sehr gut dargestellt.

Regisseurin Manuela Stacke hat ein für viele Eltern schwieriges Thema gekonnt umgesetzt. Ohne voyeuristisch auf eine Krankheit mit dem Finger zu zeigen, fühlt der Film sich in eine Situation ein, die viel Leid aber auch Freude eines problematischen familiären Lebens meisterhaft darstellen.

AVIVA-Tipp: "Mondscheinkinder" ist ein Film für Jung und Alt. Unsere Kinder können erkennen, dass es auch andere Menschen gibt, die es nicht so leicht haben und mit mehr Problemen kämpfen müssen als dem aktuellen Weihnachtswunschzettel. Einfühlsam und verständnisvoll wird auf ein Thema eingegangen, eine Krankheit besprochen, die uns besonders in der Zeit vor Chanukka und Weihnachten nachdenklich stimmen sollten.

Mondscheinkinder
Regisseurin: Manuela Stacke
HauptdarstellerInnen: Lucas Calmus, Leonie Krahl
Weitere DarstellerInnen: Renate Krößner, Lucas Hardt
Deutschland 2005/2006
DVD-Infos:
Sprache: Deutsch
Bildseitenformat: 16:9
Studio: Indigo
DVD-Erscheinungstermin: 16. November 2007
Spieldauer: 87 Minuten
ASIN: B000WSWP08
www.mondscheinkinder-der-film.de


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Beitrag vom 07.12.2006

AVIVA-Redaktion