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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 26.04.2006


FC Venus
Tatjana Zilg

Der Fußballplatz als Austragungsort des Geschlechterkampfes: Anna will um jeden Preis verhindern, dass Paul einen Großteil seiner Freizeit in der Amateurmannschaft verbringt. Komödie von Ute Wieland




"Wenn die Ritter früher sich so wie ihr verhalten hätten, gebe es jetzt mehr Drachen als Prinzessinnen."

Paul (Christian Ulmen) hat es schwer, das ist eindeutig. Allen Anforderungen, die eine moderne Frau an ihren Lebensabschnittspartner haben kann, versucht er gerecht zu werden. Er denkt an das zweijährige Beziehungsjubiläum und wenn es mal richtig gekracht hat, legt er sich nackt, nur mit Sushi bedeckt, auf das gemeinsame Bett, um seine Freundin Anna (Nora Tschirner) zu überraschen.
Bis ihn aus seinem Heimatdorf Imma ein Notruf erreicht, der eigentlich eine Versuchung ist, die aber nicht süß, sondern vielmehr rabaukenhaft ist: Sein alter Freund Steffen (Florian Lukas), Kapitän und zusammen mit Paul Gründer des Fußballvereins Eintracht Imma 95, besteht auf ein altes Versprechen. Da der beste Spieler wegen eines schweren Unfalles für unbestimmte Zeit ausgefallen ist, muss Paul zurückkommen und durch seine sportliche Präsenz dafür sorgen, dass der Verein nicht absteigt.
Dies bringt ihn in eine Zwickmühle: Anna hasst Fußball. Sie ist stolz darauf, dass sie ihn Schritt für Schritt von seiner Begeisterung für das runde Leder abgebracht hat. Was sie nicht weiß, ist, dass Paul immer noch oft vom beliebtesten Ballsport Deutschlands träumt.
So passiert, was kommen muss: Er lügt sie an.
Das Angebot, in Steffens Steuerberaterkanzlei einzusteigen sei für ihn eine einmalige berufliche Chance. Sie könne doch in Imma freiberuflich als Bauingenieurin arbeiten. Anna lässt sich erstaunlich schnell überzeugen und sie ziehen in ein hübsches, geräumiges Haus auf dem Land.

Bereits eines der ersten gesellschaftlichen Events in Pauls alten Freundeskreis öffnet Anna die Augen, in welche fußball-dominierte Welt sie da geraten ist. Steffen (Florian Lukas) heiratet seine Katja (Sandra Borgmann) auf dem Fußballplatz und die Männer haben offensichtlich viel mehr Spaß an dem ungewöhnlichen Hochzeitsfest als ihre Gattinnen und Freundinnen. Der nächste Sonntag bringt Klarheit: Anna stellt Paul beim Training auf dem Fußballplatz.

Verständlicherweise ist sie total sauer, dass ihr sonst so umgänglicher Partner sie einfach angelogen hat - und das bei einer wichtigen Entscheidung wie einem Umzug aufs Land.

Gemeinsam mit ihren weiblichen Leidensgenossinnen entwickelt sie einen gewagten, aber listigen Plan: Sie fordern die Männer zu einem alles entscheidenden Match auf.
Nach einer Trainingszeit wollen die Frauen gegen die Männer als Fußballmannschaft antreten. Gewinnen die Frauen, nehmen die Männer zukünftig mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse der Frauen. Paul soll den Fußball wieder ganz aufgeben und mit Anna zurück nach Berlin ziehen. Gewinnen die Männer, lassen die Frauen ihnen absoluten Freiraum beim Fußball und werden nie mehr über die zeitintensiven Trainings und anschließenden Trinkabende schimpfen. Und die Frauen haben großes Glück: Ihre Elf wird verstärkt durch die Profi-Fußballerin Kim (Anneke Kim Sarnau), eine Freundin von Anna. Nachdem sie den einzigen Single der Männermannschaft, Jurij (Andreas Guenther), verführt hat, darf sie dem FC Venus beitreten.

Aus diesem Film-Plot, der genau rechtzeitig zur wachsenden WM-Euphorie in die Kinos kommt, entwickelte die Regisseurin Ute Wieland eine rasant witzige Komödie, die brillante Szenen mit Persiflagen auf die Geschlechterverhältnisse in postfeministischen Zeiten enthält. Anna`s Fußballphobie, die zunächst etwas aufgesetzt wirkt, wird nachvollziehbarer, wenn ihr Vater als Star-Trainer Laurenz Schmidt (Heinz Hoenig) die Handlung betritt. Es kostet Anna zwar einige Überwindung, ihn zu bitten, die Frauenamateurinnen zum Powerteam hochzupushen. Aber sie stellt ihr Ziel vor die negativen Kindheitserinnerungen:
Der Vater verließ die Mutter, als seine Karriere auf dem Höhepunkt war.

AVIVA-Tipp: Ein rundes Vergnügen. Der Kinogenuss zu zweit könnte dafür sorgen, dass die WM-Zeiten nicht zu ernst genommen werden und die eventuelle Fußball-Manie der männlichen Partner mit einem ironisch-liebevollen Blick durchgestanden wird.

Lesen Sie auch unser Interview mit der Regisseurin Ute Wieland.


FC Venus
Deutschland 2005, 100 Minuten
Regie: Ute Wieland
Drehbuch: Jan Berger
nach dem Originaldrehbuch von Katri Manninen und Outi Keskevaari
Produktion: WÃœSTE Filmproduktion
DarstellerInnen: Nora Tschirner, Christian Ulmen, Florian Lukas, Anneke Kim Sarnau, Heinz Hoenig, Jan Henrik Stahlberg, Leslie Malton, Volker Ippig
Verleih: NFP
Kinostart: 27.04.2006

Der Film im Web:
www.fcvenus.yahoo.de



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Beitrag vom 26.04.2006

AVIVA-Redaktion