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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 03.03.2007


Der erste epileptische Anfall – Dr. med. Günter Krämer
Silvy Pommerenke

Sie suchen Rat, weil bei Ihnen oder einem Ihrer Angehörigen ein epileptischer Anfall aufgetreten ist, oder Sie die Befürchtung vor einer Erkrankung dieses Anfallleidens haben? Dann sind Sie...




...mit dem schmalen Bändchen des Neurologen Dr. Günter Krämer bestens versorgt. In leicht verständlichen Texten nähert er sich dem Thema an, indem er die verschiedenen Formen von Epilepsie und ihr ähnlichen Erkrankungen darstellt. Er führt die unterschiedlichsten Ursachen und Auslöser von epileptischen Anfällen auf, bietet wertvolle Tipps für sinnvolle Untersuchungen und gibt zu guter Letzt einen Ausblick auf die bange Frage vieler Betroffener: "Wie geht es weiter?"

Als Kurzdefinition sei angemerkt, dass epileptische Anfälle "äußere Zeichen einer innerlichen Gewebsreizung des Gehirns" sind. Krämer räumt mit dem immer noch bestehenden Vorurteil auf, dass man in der Regel mit dieser Erkrankung bereits auf die Welt gekommen ist, respektive sie vor allem schon in der Kindheit und Jugend beginnt. Sein Resümee lautet, dass es eigentlich jede/n zu jeder Zeit treffen könne. Wie so oft trifft aber auch hier die Aussage zu: Kann, muss aber nicht! Natürlich sind bestimmte Faktoren förderlich für einen Anfall, beispielsweise Schlafentzug, psychischer Stress und die genetische Anlage. Epilepsien werden aber auch durch Kopfverletzungen nach Unfällen, anderen Krankheiten, oder als Nebenwirkung von bestimmten Psychopharmaka entwickelt.

Im Schnitt bekommt jeder zehnte Mensch bis zu seinem achtzigsten Lebensjahr einen epileptischen Anfall! Dabei liegt die Wahrscheinlichkeit, den ersten Anfall zu bekommen, vor allem in frühester Kindheit und dann im Alter von sechzig Jahren und aufwärts. Bei den meisten bleibt es bei einem einzigen Anfall, nur etwa ein halbes Prozent der Bevölkerung entwickelt eine "aktive", also dauerhafte und regelmäßig wiederkehrende Epilepsie. Dabei sind die eigentlichen Anfälle nicht gesundheitsschädigend, sondern die meisten Verletzungen entstehen meist im Zusammenhang mit Stürzen.

Einen ersten Anfall zu erleiden, bedeutet nicht zwangsläufig, sich einer Dauermedikamentation unterziehen zu müssen. Der oder die Ärztin und die PatientIn sollten gemeinsam das Für und Wider einer Medikamenteneinnahme abwägen. Das größte Problem scheint im Zusammenhang mit dieser Erkrankung die psychische Belastung zu sein. Hier hilft vor allem das Reden darüber mit dem direkten Umfeld, um mit den eigenen Ängsten umzugehen. Abschließend gibt Krämer beruhigend die Auskunft: "Nicht alles was zuckt, ist ein epileptischer Anfall, und bei einem epileptischen Anfall muss man nicht zucken!"

Zum Autor: Dr. Günter Krämer ist Arzt für Neurologie und seit 1994 Medizinischer Direktor des Schweizerischen Epilepsie-Zentrums in Zürich. Er hat bereits verschiedene PatientInnenratgeber zu unterschiedlichen neurologischen Themen verfasst.

AVIVA-Tipp: Prägnant und auf den Punkt gebracht bietet das kurzgefasste Buch einen Einstieg in die Epilepsie-Erkrankung. Es beantwortet Fragen, die man einem Arzt oder Ärztin, meist aus Zeitnot und überquellender Wartezimmer, oft nicht stellen kann.

Der erste epileptische Anfall
Dr. med. Günter Krämer

Trias Verlag, erschienen November 2006
ISBN: 3830433301
14,95 Euro
Kartoniert, 115 Seiten.


Literatur

Beitrag vom 03.03.2007

Silvy Pommerenke