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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 21.09.2007


Renate Günzel-Horatz – Marie
Annegret Oehme

Ein Mädchen begibt sich auf die Suche nach der Geschichte ihrer Großeltern. Die spannende Reise führt sie nicht nur in die Vergangenheit sondern auch in ein ihr fremdes Land – nach Israel.




Marie lebt schon einige Jahre bei ihrer Großmutter und hat ein gutes und warmherziges Verhältnis zu ihr. Zumindest glaubt sie das, bis eines Tages ein merkwürdiger Brief ohne Absender, ein altes verfallenes Haus und eine Truhe mit seltsamem Inhalt Marie in völlige Verwirrung stürzen. Mit der Großmutter kann sie nicht mehr sprechen, da diese kurz nach Erhalt des Briefes stirbt. Wer war diese Frau, die sie zu kennen glaubte? Warum hat sie Maries Mutter enterbt? Warum hinterlässt sie all ihren Besitz, einschließlich zweier Häuser, der noch nicht einmal volljährigen Enkelin?

Als würde Marie all das nicht schon genug belasten, kommen auch noch andere Probleme dazu, denn ihre beste Freundin ist in den gleichen Jungen verliebt wie sie.
Bald steht sie mit ihren Nachforschungen bezüglich der Großmutter allein da, weil das Fragen nach der Vergangenheit ihre FreundInnen stört und sie ihr vorwerfen, nur noch im Damals zu leben und das Heute zu vernachlässigen.

Doch Marie lässt sich nicht abbringen und begibt sich auf eine lange Reise in die Vergangenheit ihres Heimatlandes und die ihrer Familie. Bis nach Israel muss sie reisen, um endlich eine Person zu finden, die ihre Fragen beantworten kann.

Dabei begegnet Marie auch der Geschichte zweier Freundinnen – Sarah und Margarete. Trotz ihrer verschiedenen Hintergründe – die eine aus jüdischem, die andere aus katholischem Elternhaus – verbringen die beiden ihre Kindheit in den zwanziger Jahren miteinander und verstehen nicht, was passiert, als man sie im Jahr 1933 trennen will.

"Marie" widmet sich einem dunklen Kapitel Deutscher Geschichte während der Shoa und legt dabei den Schwerpunkt auf die EnkelInnengenerationen, die wissen wollen, wie ihre Großeltern die nationalsozialistische Diktatur erlebt und überlebt haben.

AVIVA-Tipp: Ein hilfreiches Glossar im Anhang des Buches ermöglicht es, unbekannte Begriffe schnell zu verstehen.
Obwohl "Marie" kein Kinderbuch ist, sondern sich eher an Jugendliche wendet, hätte es der Handlung keinen Abbruch getan, auf die ausgiebig beschriebene Verführungsszene zwischen Marie und ihrem Freund zu verzichten. Weniger ist manchmal eben wirklich mehr. Dennoch ist das Buch von Anfang bis Ende spannend und mit seinen überraschenden Wendungen sogar für "Große" lesenswert.

Zur Autorin: Die 1943 geborene Kinder- und Jugendbuchautorin Renate Günzel-Horatz begann zunächst, kleine Geschichten für ihre beiden Töchter zu schreiben, bevor sie sich Romanen und Erzählungen zuwandte. Für ihre Werke, die sich hauptsächlich an Kinder und Jugendliche richten, wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. Neben Themen wie frühe Schwangerschaft, Liebe, Selbstmord und Internet, schreibt sie auch über Religion.

Renate Günzel-Horatz
Marie
Fischer Taschenbuch Verlag, erschienen September 2007
ISBN 978-3-596-80720-8
6,95 Euro
208 Seiten, Broschur


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Beitrag vom 21.09.2007

AVIVA-Redaktion