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Beitrag vom 08.08.2014
Eva Hesse - One More than One
Dorothee Kröger
"Can It Be Different Each Time?", fragte die New Yorker Künstlerin. Der Ausstellungskatalog geht dieser Frage mit Abbildungen ihrer Werkausstellung in Hamburg, Tagebuchnotizen, Interviews...
...und Zeitungsartikeln in biographisch-philosophischer Melange nach.
One More than One – Line as object
Unter diesen dialogischen Ausstellungstiteln stellte die Hamburger Kunsthalle vom 29. November 2013 bis zum 2. März 2014 die Objektkunst der international bekannten, aus Hamburg stammenden Künstlerinnen Eva Hesse und Gertrud Goldschmidt vor. Die früh verstorbene Eva Hesse, die die meiste Zeit ihres Lebens in New York lebte, entwickelte einen eigenen Ansatz für Objektkunst und gab prägende Impulse für die Minimal – und Prozesskunst.
Die Ausstellung "One More than One" setzte sich aus einer Vielzahl von Leihgaben internationaler Museen und Privatsammlungen zusammen. Präsentiert wurden circa 50 Zeichnungen und Skulpturen, unter denen sich auch einige Schlüsselwerke Hesses wie die fünfteilige Arbeit Sans II (1968), Repetition Nineteen (1968) und Accession (1968)befanden.
Der reich bebilderte Ausstellungskatalog "One More than One" fokussiert Zeichnungen und Skulpturen der Künstlerin aus den Jahren 1966 bis 1970, ihrer Spätphase. Ergänzt werden die Abbildungen in Englisch und Deutsch durch ausführliche Erläuterungen zu Eva Hesses Werk, Interviews mit Bekannten, GaleristInnen und Familienmitgliedern, sowie zu ihren Ausstellungen. Damit öffnet der Katalog auf vielseitige Weise einen Zugang zu dem faszinierenden Werk Hesses und schlüsselt Unzugänglichkeiten auf.
Kunst im Exil
Die Jüdin Eva Hesse verließ Deutschland 1938 und emigrierte mit ihren Eltern und der älteren Schwester zunächst über die Niederlande und England schließlich nach New York. Die Traumatisierung des Holocaust und der Selbstmord der Mutter schürten Ängste, mit denen sich die Künstlerin bis zu ihrem Tod auseinander setzte.
In den USA besuchte sie unter anderem die New York High School of Industrial Arts, Cooper Union for the Advancement of Science and Art und Yale School of Art and Architecture.
Ihr Werk, das sich durch seine serielle Struktur ausweist, entstand in Auseinandersetzung mit befreundeten Minimal-Künstlern, wie Mel Bochner und Sol LeWitt. Daneben sprach sie selbst von literarischen Einflüssen, wie die Samuel Becketts, Jean-Paul Sartres und Albert Camus´. Die Thematik des Absurden, welches nur einen Sinn hat, als sie sich nicht mit ihm abfindet, überführt Hesse in das "Prinzip der scheinbar sinnentleerten Wiederholung". Ins Extrem getrieben, begegnet sie so dem Widersinnigen und Fremden. Eva Hesses Werk ist charakterisiert durch eine stetige Widersprüchlichkeit, die sie in ein Spannungsverhältnis bringt, jedoch nicht (auf)löst.
"Wiederholung und Differenz", "Ordnung und Chaos"
Mittels ungewöhnlicher Materialien, wie Polyester, Glasfaser und Latex einerseits und ihren Zeichnungen andererseits, ging es Hesse bei einer Vielzahl ihrer Werke, wie zum Beispiel Sans II und Repetition Nineteen III, um die Modularität in der Wiederholung. Hesse nutzte einen begrenzten Variationsspielraum, der mit einer exakten Wiederholung bricht, sich durch die serielle Struktur aber auch einer unbeschränkten Variation entsagt. Durch die Wiederholung zeigt sie steigernd, übertreibend und aktualisierend die Möglichkeit der Veränderung und verneint damit die Sinnlosigkeit.
"Ich glaube, ich werde mich im Vergleich zu den meisten Leuten immer ein bisschen anders fühlen und dies auch sein wollen. Darum nennt man uns Künstler." (Eva Hesse in einem Brief an ihren Vater Anfang der 1950er Jahre)
Eva Hesse (1936–1970) ist eine der herausragenden Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. In Hamburg geboren, emigrierte sie 1938 über Holland nach New York. Als Eva Hesse im Alter von nur 34 Jahren an einem Gehirntumor starb, hinterließ sie ein faszinierendes und höchst eigenständiges Werk. In der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre experimentierte sie mit neuen Materialien, die in der Objektkunst bis dahin noch keine Verwendung gefunden hatten, wie Polyester, Glasfaser und Latex. Hesses Skulpturen, die sich heute in den großen Museen der Welt befinden, verbinden auf einzigartige Weise komplexe und zum Teil konträre Aspekte: hart und weich, fragil und präsent, abstrakt und assoziationsreich.
(Quelle: Verlagsinformation)
AVIVA-Tipp: Diejenigen, die die Hamburger Ausstellung verpasst haben, erhalten mit dem Ausstellungskatalog die Möglichkeit, sich mit Eva Hesses Werk auseinander zu setzen. Es lohnt sich! Neben den Abbildungen, die zum Innehalten anregen, finden sich eine Vielzahl philosophischer Diskurse im Werk Hesses, die hier ausführlich in die Auseinandersetzung miteinbezogen werden.
Eva Hesse
One More than One
HerausgeberInnen: Hubertus Gaßner, Brigitte Kölle, Petra Roettig
Hatje Cantz Verlag, erschienen 2013
240 Seiten, 138 Abbildungen
Deutsch, Englisch
ISBN 978-3-7757-3754-8
35,00 Euro
www.hatjecantz.de
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Weitere Informationen im Jewish Women´s Archive:
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