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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 12.10.2008


Julia Blackburn - Billie Holiday
Sabine Grunwald

Die Autorin entwirft ein leidenschaftliches Portrait einer der größten Jazzsängerin des 20. Jahrhunderts, deren hartes Leben bereits im Alter von nur vierundvierzig Jahren zu Ende ging




Nachdem die Biographie "Billie Holiday" von Julia Blackburn bereits im November 2006 als gebundenes Buch im Berlin Verlag erschienen ist, ist der Titel ab September 2008 ebenfalls im Berlin Verlag auch als Taschenbuch erhältlich.

Billie Holiday oder "Lady Day" wie sie genannt wurde, gehörte zusammen mit Sarah Vaughan und Ella Fitzgerald zu den bekanntesten schwarzen Jazz-Sängerinnen ihrer Zeit. Die begnadete Künstlerin hatte nie eine professionelle Ausbildung erhalten. Ihre Shows waren geprägt von ihrem einzigartigen Flair und ihren gefühlvollen Interpretationen.
Gefühle zeigte sie nicht nur auf der Bühne sondern auch in ihrem Privatleben. Drei mal war sie verheiratet, mit Jimmy Monroe, dem Trompeter Joe Guy und mit Louis McKay. Keine ihrer Ehen war glücklich – ihre Beziehungen waren geprägt von Gewalt und sie wurde moralisch wie finanziell ausgenutzt. Durch ihre Heroinsucht kam sie immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Sie durfte aufgrund des damaligen Antidrogengesetzes nicht in Clubs singen, in denen Alkohol ausgeschenkt wurde, was sich finanziell nachteilig für sie auswirkte.

Julia Blackburns Biographie stützt sich größtenteils auf 150 bis jetzt unveröffentlichte Tonband-Interviews, die in den 70er Jahren von der inzwischen verstorbenen Linda Lipnack Kuehl, durchgeführt wurden. Zu Wort kommen: Bobby Tucker, der Pianist von Billie Holiday, sowie Jimmy Fletcher, ein ehemaliger Rauschgiftfahnder, der 1947 dabei war, als die Sängerin wegen Drogenbesitzes verhaftet wurde. Freddie Green, der Billie und ihrer Mutter half, als ihnen in Baltimore nur ein Zimmer in einem Bordell als Unterkunft zur Verfügung stand, und "Pony" Kane, die mit Billie befreundet war, als diese im Alter von neun Jahren für ein Jahr in ein katholisches Erziehungsheim für farbige Mädchen eingewiesen wurde.

Billie Holiday wurde rasch zu einer Legende, auch ihre Autobiographie Lady sings the Blues von 1956, trug zu ihrem Mythos bei.
Um ihre Person ranken sich Geschichten und Gerüchte, die mit dem Jazz und den Großen der damaligen Szene wie Teddy Wilson, Artie Shaw und Benny Goodman eng verzahnt waren. Sie steht für eine Gesellschaft der USA, in der die Rassendiskriminierung an der Tagesordnung war. So musste sie beispielsweise bei Auftritten mit "gemischten" Bands, den Hintereingang benutzen. Auch wurde von den Behörden ihr Engagement gegen die Lynchjustiz nicht gerne gesehen, die sie in ihrem Song "Strange Fruits" anprangerte.

Von ihren Männern ausgenutzt, von den Behörden verfolgt und ein "Opfer" ihres eigenen exzessiven Lebens, starb Billie Holiday am 17. Juli 1959 mittellos in einem New Yorker Krankenhaus. Sie wurde auf dem Saint Raymonds Cementery, in New York bestattet.

Ihr Leben wurde 1972 unter dem Titel "Lady Sings The Blues" verfilmt. Die Hauptrolle spielte die amerikanische Soul-Sängerin Diana Ross.

Zur Autorin: Julia Blackburn, Tochter der Künstlerin Rosalie de Meric und des Dichters Thomas Blackburn, lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Suffolk, England und Italien. Weitere Bücher: Daisy Bates in der Wüste (1995), Des Kaisers letzte Insel. Napoleon auf St. Helena (1996), Das Buch der Farben (1997), Die Gemeinschaft der Aussätzigen (2000), und Der Alte Goya (2004).

AVIVA-Tipp: Julia Blackburn ist mit ihrem Buch über Billie Holiday ist ein hochinteressantes Kaleidoskop von unterschiedlichen Meinungen und Ansichten gelungen. Die ausgewerteten Interviews sind allerdings zu widersprüchlich, um ein eindeutiges Bild über die Sängerin zu liefern. Besonders schade: Es gibt nur ein einziges Foto der Künstlerin im ganzen Band.

Julia Blackburn
Billie Holiday

Originaltitel: With Billie
Aus dem Englischen von Barbara Christ
Berlin Verlag, erschienen 20. September 2008
384 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 9783833305559
11,90 Euro



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Beitrag vom 12.10.2008

Sabine Grunwald