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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 10.04.2011


Jamuna Devi - Jamuna
Christina Boge

"Er sieht mich an, als müsse er sich Sorgen machen, aber ich kann ihm ja schlecht sagen, dass ich das Geld besorgen werde. Dass ich es mit meinem Körper verdienen werde und er es mit seinem...




... Grips nie verdienen kann, so sieht es doch aus."

Jamuna ist sechzehn. Als Tochter eines Libanesen und einer Deutsch-Perserin lebt sie in einem der Problembezirke der Hauptstadt, dem Multi-Kulti-Viertel Berlin-Neukölln. Schwierigkeiten hat das Mädchen, das sich unter dem Kampfnamen "Jamuna" gegen den Rest der Welt behaupten will, eigentlich schon genug: Ihre Mutter geht offenbar fremd, Schwarm Amrit zeigt ihr die kalte Schulter, und selbst ihre Sozialarbeiterin kümmert sich lieber um schicke Fingernägel als um Jamunas Probleme.

Doch nun hat der Vater auch noch Spielschulden gemacht. Und Jamuna fühlt sich schuldig. Um ihn vor seinen brutalen Gläubigern zu schützen, sieht sie nur einen Ausweg: Sie ist jung, sie ist hübsch – also meldet sie sich beim Escortservice an. Wie einfach der Schritt und wie schnell das Geld verdient – Jamuna ist selbst verblüfft, und überwältigt von ihrem Erfolg geht das Mädchen bald einen Schritt weiter: So wird sie zum "süßen Geheimnis", das für 400 Euro zuschaut und gegen Aufpreis auch mal mitmacht. Entschlossen tauscht Jamuna Schule und Hausaufgaben gegen eine berauschende Welt voller Sex und Drogen.

Nach Außen scheint die Erzählerin dabei aufmüpfig, kühl und ebenso desinteressiert an ihrer Umwelt wie ihre Umwelt an ihr. Doch manchmal lässt Jamuna ihr sensibles Inneres aufblitzen, das sie hinter einer Menge derber Sprüche und abstrusem Humor zu verstecken sucht.

In locker-flockiger Manier schildert Jamuna ihre Erlebnisse. Ihre Geschichte schockiert, doch kommt sie ein wenig zu plakativ daher. Übertrieben exzessiv sind die Beschreibungen ihrer Treffen mit Freiern, zu laut ist der Ton ihres Reports. Jamunas Geschichte ist eigentlich zu ernst, um als bloße Unterhaltungsliteratur abgetan zu werden. Doch sie rüttelt nicht auf, sie macht nicht nachdenklich. Es gelingt ihr allenfalls, zu provozieren.

AVIVA-Fazit: "Jamuna" ist die konfuse Erzählung eines jungen Teenagers, dem die Härte der Realität mit voller Wucht begegnet. Ob es sich um eine Biographie handelt, bleibt offen. Der direkte, doch ordinär-jugendliche Schreibstil der Erzählerin ist streckenweise schwer lesbar. Ein disharmonierendes Durcheinander aus teils tatsächlich geistreichen, teils aber auch schlicht niveaulosen Phrasen verwirrt. Bestenfalls in den verletzlichen Momenten der Erzählerin ist der literarische Wert dieses Werks zu erkennen.

Zur Autorin: Jamuna Devi ist ein Pseudonym. Die Autorin lebt in Berlin. (Verlagsinformation)

Jamuna Devi
Jamuna

Eichborn, erschienen April 2011
Gebunden, 160 Seiten
ISBN 978-3-8218-6158-6
14,95 Euro

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Beitrag vom 10.04.2011

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