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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 01.04.2007


Mavis Staples – We´ll Never Turn Back
Tatjana Zilg

Vor über 50 Jahren stand sie mit ihrem Vater und Geschwistern zum ersten Mal auf der Bühne. Jetzt nahm sie die Freedom Songs der Civil Rights Bewegung und einige Traditionals neu auf und ...




... lässt sie in bewegender Eindringlichkeit erklingen.
Gemeinsam mit Ry Cooder, der das Album produzierte, schrieb sie zudem neue eigene Songs, die in Intensität und Tiefe den Blues-, Soul- und Gospel-Perlen absolut ebenbürtig sind.

Die Familie der Grande Dame mit der ausdrucksstarken Stimme ist für die jüngere amerikanische Geschichte nicht nur in der Musik von Bedeutung gewesen.
Noch zu ihrer Schulzeit gründete ihr Vater The Staples Singers. Gemeinsam mit seinen Kindern sang er in Kirchen und anderen Versammlungsorten der Südstaaten Traditionals und Gospels und ermutigte die schwarze Bevölkerung zum Einstehen für ihre Rechte. Auch der Einstieg in die kommerzielle Musik gelang ihnen schnell.
1956 war ihr erster Hit "Uncloudy Day" als Vinyl beim VeeJay Label erhältlich. Nach dem High School Abschluss von Mavis nutzte die Familie den gewonnenen Freiraum für ehrgeizigere musikalische Aktivitäten und tourte durch ganz Amerika.
Der Erfolg kam ohne zu Zögern: Sie wurden zu einer der bekanntesten Soul- und Gospel-Gruppen Amerikas. Ihre Alben erschienen bei den Labels United, Riverside und VeeJay. Ihr politisches Engagement ging mit der Karriere stets Hand in Hand. Mit Dr. Martin Luther King verband die Familie eine tiefe Freundschaft. Mitte der 60er wurden sie zum musikalischen Mittelpunkt des Civil Rights Movement.
Nach dem Signing bei Stax Records im Jahre 1968 fanden ihre Songs eine immer grössere Resonanz bei den HörerInnen. Zwischen 1971 und 1975 gelang ihnen achtmal der Eintritt in die Top 40. "I´ll Take You There" und "Let´s Do It Again” erreichten sogar den 1. Platz.

1969 veröffentlichte Mavis beim selben Label ihr erstes Solo-Album. Es ging ihr aber nie darum, fortan einen Bestseller nach dem anderen zu veröffentlichen, vielmehr ließ sie sich viel Zeit für ihre Solowerke. Zum Teil liegen sehr große Zeitabstände zwischen den einzelnen Releases. Mit ihren Soul-Perlen setzte sie so ganz besondere Akzente in der Musikgeschichte. 1993 kürte das People-Magazin ihr Album "The Voice" zu einem der 10 Besten des Jahres. Als Schauspielerin war sie in vielen Filmen - sowohl auf der Kinoleinwand als auch auf dem TV-Monitor - zu sehen. Die MTV – Tochter VH1 zählt sie zu den "100 Greatest Women of Rock and Roll", das Rock and Roll Museum in Ohio/Cleveland nahm sie als Solokünstlerin sowie auch mit The Staples Singers in seine Hall Of Fame auf.

Mit "We´ll Never Turn Back" setzt sie einen weiteren Meilenstein in ein Leben, das sie ganz der Musik, dem politischen Widerstand und ihrer Familie gewidmet hat.
Gleich der erste Track "Down In Mississippi" ist eine bemerkenswerte Kombination aus einer Hommage an den Blues-Sänger J.B. Lenoir, ihrer raumgreifenden Soul-Stimme und einem biografischen Zeitzeuginnen-Bericht. Anstelle des Original-Textes singt sie zum Blues-Rhythmus von einem Tag in ihrer Kindheit am Mississippi, wo sie zum ersten Mal die Segregations-Regeln überschreitet und dabei von ihren Großeltern Rückenstärkung erhält. Es war die Zeit der getrennten Einrichtungen für Schwarze und Weiße in allen Bereichen, selbst die Brunnen waren mit Schildern "For Whites Only" und "For Colored Only" versehen.

Wohlbekannte Traditionals wie "We Shall Not Be Moved", "Eyes On The Prize" und "On My Way" füllt sie in jeder Zeile mit einer Intensität, die angenehm erschaudern lässt und die Widerstandslieder neu erfahrbar und unvergesslich macht. Die Hoffnung nie aufzugeben und das eigene Licht zum Leuchten zu bringen, dazu ermuntert "This Little Light Of Mine", dem Ry Cooder einige Lyrics hinzufügte.
In der Melodie sehr sanft gehalten ist "My Own Eyes" mit einem autobiografischen Songtext von Mavis Staples, in dem sie von ihren persönlichen Erlebnissen während des Civil Right Movements erzählt, aber auch auf aktuelle Geschehnisse wie die Hurrikan-Katastrophe in New Orleans eingeht.

AVIVA-Tipp: Musik wie der Mississippi River: Reißend, kraftvoll, erhellend, gefährlich, eindringlich und bewegend. Zeitlos ist auch der rebellische Geist, der durch die Songs weht. Nicht nur die Diskriminierung in den USA hat noch längst kein Ende gefunden, auch in Deutschland sind Themen wie soziale Gerechtigkeit und Anti-Rassismus nach wie vor von hoher Aktualität.

Mavis Staples im Web: www.mavisstaples.com

Mavis Staples
We´ll Never Turn Back

Label: Anti, SPV; VÖ April 2007



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Beitrag vom 01.04.2007

AVIVA-Redaktion