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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 08.08.2012


Nanne Emelie - Once Upon A Town
Susanne Schwarz

US-amerikanische Künstlerinnen wie Norah Jones und Melody Gardot haben den Jazz für die Popkultur tauglich gemacht.. Nun wird Nanne Emelie als dänische Antwort darauf gehandelt. Für die Sängerin...




... ist das Musikbusiness Neuland, "Once Upon A Town" ist ihr Debut.

Seit der Veröffentlichung wurde sie hochgelobt. Die "Financial Times Deutschland" gab dem Album fünf von fünf möglichen Punkten und fragte gar rhetorisch, ob da "ein neuer Stern am skandinavischen Jazz-Himmel" leuchte.

Keine Frage, Emelie versteht sich auf den Gesang. Kein Ton, der nicht präzise getroffen, kein Laut, der zu kurz oder zu lang gezogen, zu wenig voluminös wäre. Sie hat eine sehr klare und angenehme Stimme, die wie auf Kommando manchmal voll tönt und dann wieder nur zart haucht.

Aber eben wie auf Kommando – auch die Arrangements präsentieren sich zu sehr geglättet: Es zieht sich eine relativ klare Rhythmik durch die Lieder, die auch vom Aufbau an klassische Pop-Songs erinnern. Vielleicht ist Nanne Emelie auch einfach eher ein neuer Stern am skandinavischen Pop-Himmel. Das ist doch auch schön und verspricht nichts, was das Album nicht halten kann.

Was das Album dann doch interessant macht, sind die Einflüsse lateinamerikanischer Rhythmik und Melodieführung, die an manchen Stellen durchkommen. Gleich zum Einstieg mit "Copenhagen Summer Breeze" tragen sie zu einer leichten, lockeren Stimmung bei, die zu einem einnehmenden Kontrast mit der melancholischen Melodieführung führt. Hier werden Pop-Aufbau und -Rhythmus einerseits durch jazzige Elemente per Flügelhorn und Trompete ergänzt sowie andererseits durch eine portugiesische Gitarre und lateinamerikanische Perkussion. Diese Einflüsse hat Emelie aus ihrer Zeit in Kuba "importiert". Mittlerweile lebt die Sängerin zwar wieder in Dänemark, ihre musikalische Ausbildung, die sie auf Kuba genossen hat, bleibt ihrer Musik aber erhalten.

Auf "Once Upon A Town" wechseln sich ruhige Balladen und erfrischende "Gute-Laune-Macher" ab, die sogar tanzbar sind. "Turn Around" ist so ein Fall, der stilistisch in Richtung Funk geht, oder auch "Girl Talk".

Textlich geht es in "Once Upon A Town" hauptsächlich um leichte Alltagsemotionen: Momentaufnahmen des Kopenhagener Sommers, Emelies persönliche Wahrnehmung des Lebens hier und da, den Tag mit den "Mädels" im Café neulich und natürlich die Liebe.

Mal schlicht, mal Femme Fatale – die Highlights des Albums

Um einen herausragenden Song des Albums handelt es sich bei "Doubting Tomas". Der Text ist durch die Bibelmetaphorik interessant und mit einer einfachen Instrumentierung durch Klavier und Cello wirkt das Ganze angenehm authentisch:

"What are you afraid of?
You´ve got everything it takes to part the waters
You´re timings fine for heaven´s sake"


Nicht ganz so schlicht, aber das zweite Sahnestück auf "Once Upon A Town" ist "The Last Thing I`ll Do". Das letzte Lied des Albums legt jazzige Eleganz an den Tag und gibt zum Endspurt noch einmal alles. Auf Perkussion, Klavier und Saxophon treffen noch eine verzerrte E-Gitarre und eine selbstbewusste Gesangsstimme, die sich perfekt in das lässige Instrumental eingliedert. Lyrisch schlägt Nanne Emelie hier ebenfalls einfallsreiche Wege ein. Hier schaffen es die Worte in Zusammenhang mit der Musik, ergreifend zu wirken, und bieten einen gelungenen dramatischen Abschluss des Albums:

"Cars flying by, blood in my eyes
Driving real fast, away from the past
Out of the blue, the last thing I´ll do"


Insgesamt aber ergibt die Zusammenstellung von Instrumenten und Stimme auf dem Album eine luftig-lockere Lounge-Atmosphäre.

Zur Sängerin: Nanne Emelie wuchs im dänischen Kollund auf. Zum Gesang kam sie mehr durch Zufall, als sie während eines Aufenthalts in Kuba MusikerInnen kennen lernte. In der Folge nahm sie Gesangsunterricht und beginnt nun ihre musikalische Karriere mit ihrem Debut-Album "Once Upon A Town". Ausgebildet ist Emelie eigentlich zur Yoga-Lehrerin.
Nanne Emelie im Netz: nanneemelie.com

AVIVA-Fazit: "Once Upon A Town" ist ein durchaus schönes Pop-Album. Es hat ein paar Sternstunden, bei denen der Funke wirklich überspringt. Wer allerdings eine moderne Jazz-Pop-Platte für intensiven Musikgenuss sucht, bleibe doch lieber bei Norah Jones.

Tourtermine unter: nanneemelie.com/#/calendar

Nanne Emelie
Once Upon A Town

Label: VME, VÖ März 2012

Weiterhören auf AVIVA-Berlin:

"My One and Only Thrill" von Melody Gardot

"Feels Like Home" von Norah Jones

"The Art of Staying Young and Unhurt" von Lena Swanberg


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Beitrag vom 08.08.2012

AVIVA-Redaktion