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Beitrag vom 22.06.2010
Lyambiko - Something Like Reality
Miriam Hutter
Die Sängerin und ihre Band haben nach "Saffronia" mit "Something Like Reality" erneut ein wunderschönes Album vorgelegt. Diesmal hat die Band zu ihrem typischen Lyambiko-Sound mehr soulige,...
... poppige Elemente hinzugenommen, die für gute Laune sorgen.
Der Sängerin Lyambiko liegt die Musik im Blut: schon ihr Großvater hat in den 1930er Jahren in einer Jazzband gespielt und ihr tansanischer Vater war Chorsänger und machte ebenfalls Welt- und Jazzmusik.
Lyambiko wurde in Greiz/Thüringen geboren und hat schon in jungen Jahren angefangen Musik zu machen. Sie lernte Saxofon und Klarinette zu spielen und nahm auch Unterricht in klassischem Gesang.
1999 zog sie nach Berlin, wo sie in verschiedenen Jazzbars ihre ersten Auftritte hatte. Bei einem Auftritt im A-Trane hörte Jazzlegende Mark Murphy Lyambiko singen und war restlos begeistert.
Im Jahr 2001 tat sich Lyambiko mit dem Bassisten Robin Draganic, dem Pianisten Marque Lowenthal und dem Schlagzeuger Thomas Zwingenberger zusammen, der 2007 durch Heinrich Koebberling ersetzt wurde. Schon mit dem ersten Album "Out of this Mood" (2002) hatte Lyambiko großen Erfolg. Vom Boston Globe als vielversprechendste Sängerin seit langer Zeit gerühmt, zeigte sich ihre Beliebtheit auch in den Top Ten der Jazzcharts, in die schon die ersten Alben Eingang erhielten.
Nach dem zuletzt erschienen eher ruhigen "Saffronia" (2009) mit dem Lyambiko Nina Simone Tribut zollte, ist "Something Like Reality" nun ihr siebtes Album, das sich von seinem Vorgänger stark unterscheidet.
"Für mich war es wichtig, dass das Album groovt, nicht zu abgefahren ist, ein bisschen in Richtung Soul und Pop geht und einige Balladen hat", sagt die sympathische Sängerin. Diesem Anspruch werden die MusikerInnen mit "Something Like Reality" gänzlich gerecht.
Unterstützt durch Bläserarrangements, sorgt schon der erste Song "Don´t stand by me", der an einen Swing Shuffle erinnert, für sommerliche Stimmung. Weiter geht es mit dem heiteren "Taxi", das, wie auch das vorige und drei weitere Lieder auf der CD aus der Feder des Schlagzeugers Heinrich Koebberling stammen, wobei sein "Storm in a Teacup" besonders hervorzuheben ist. Eingeleitet von sanften Pianoklängen, beeindruckt der Song vor allem durch das Fehlen eines konventionellen Zeitrhythmus´.
Das balladeske "Clothoid" welches an "Taxi" anschließt, wurde von Fumi Udo, die mit dem Schlagzeuger verheiratet ist, geschrieben.
Darauf folgen der "Work Song" von Nat Adderly (der sich in einer anderen Fassung auch auf dem allerersten Lyambiko-Album findet),und Matt Dennis´ vielinterpretiertes "Angel Eyes" in einer ruhigen, aber doch mit kräftiger Stimme vorgetragenen, Interpretation Lyambikos.
Auch aufregende Coverversionen von Tracy Chapmans sozialkritischem "Crossroad" (1989) und "Black Hole Sun" (Soundgarden) finden sich auf diesem vielfältigen Album. Letzteres, ursprünglich ein Grunge-Hit, wird hier nur von einem zurückhaltenden Bass und verhaltenem Percussion begleitet, die zum Ende hin jedoch an Lautstärke gewinnen.
Weiter geht es auf "Something Like Reality" mit "Mind over Matter", einer gefühlvollen Ballade von Finn Wiesner, einem mit der Band befreundeten Saxofonisten.
Vervollständigt wird das Album durch Songs der bandeigenen Musiker Robin Draganic und Marque Lowenthal.
Besonders beeindruckend sind die vom Pianisten Marque Lowenthal geschriebenen Stücke "Breaking News" und "Chasing Dragonflies". Lowenthal ist nicht nur ein ausgesprochen virtuoser Pianospieler, vielmehr zeigt sich hier auch seine Begabung als Komponist und Texter, denn beide Lieder gehen in Ohr und Fuß.
Die Stimme der Wahlberlinerin Lyambiko ist auf eine sehr angenehme Weise kratzig und vermag es dennoch, sehr emotional, aber eben auch sehr lässig zu klingen.
Und wer die Sängerin schon einmal live gesehen und gehört hat, weiß, dass ihre Konzerte immer einen Besuch wert sind. Möglich wird ein solcher in Berlin am 18. September 2010, da wird Lyambiko im Postbahnhof zu erleben sein.
AVIVA-Tipp: Die Einflüsse von Soul und Pop, die sich auf diesem Album finden, machen "Something Like Reality" zu einem Hörerlebnis, das auch eingefleischten Jazzfans Freude machen wird.
Im Vordergrund steht die dunkle, kräftige Stimme der Sängerin, doch bleibt genügend Raum für die sie begleitenden Musiker, ihre Virtuosität unter Beweis zu stellen.
Unbedingt hörenswert!
Lyambiko im Netz: www.lyambiko.com
Lyambiko - Something Like Reality
Label: Sony Music, VÖ: Juni 2010
Weiterhören auf AVIVA-Berlin:
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