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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 24.05.2011


Yuja Wang - Rachmaninov
Leonie Schwarzer

Die gerade erst 24 Jahre alt gewordene Yuja Wang beweist auf diesem Album ihr beeindruckendes musikalisches Talent. Nach ihren großen Erfolgen in den Vereinigten Staaten und China...




... ist es nun höchste Zeit, auch die europäische HörerInnenschaft auf die Ausnahmepianistin aufmerksam zu machen.

Die zart und zerbrechlich wirkende Chinesin greift für diese CD virtuos in die Tasten und fesselt die ZuhörerInnen zugleich an leidenschaftliche Melodien.
Wer auf ihre Biographie schaut, ist beeindruckt, auf welch große Musikkarriere die junge Pianistin zurückblicken kann. Die 1987 in Peking geborene Yuja Wang erhielt mit sechs Jahren Klavierunterricht und studierte dieses Fach dann später in ihrer Heimatstadt, Kanada und den USA. Sie arbeitete unter anderem mit den New Yorker Philarmonikern, dem San Francisco Symphony Orchestra und dem London Symphony Orchestra zusammen. 2009 kürte das renommierte Grammophone Magazine sie zum "YOUNG ARTIST OF THE YEAR".

Nach ihren zwei Soloalben "Sonatas & Etudes (Werke von Chopin, Ligeti, Scriabin, Liszt)" aus dem Jahr 2009 und "Transformation (Werke von Stravinsky, Brahms, Ravel, Scarlatti)" aus dem Jahr 2010 folgt hiermit nun das erste Album mit Repertoire für Klavier und Orchester, das unter die Haut geht und gleichzeitig zum Dahinträumen einlädt.
Die Aufnahmen gehen auf die Idee des Dirigenten Claudio Abbado zurück, der schon mit vielen namhaften MusikerInnen zusammengearbeitet hat und dem es gelang, das Mahler Chamber Orchestra mit Yuja Wang in harmonischen Einklang zu bringen. Allein der Altersunterschied der beiden KünstlerInnen von über 50 Jahren erzeugt eine besondere Spannung. Es entstand eine Aufnahme, die sich stilistisch am Komponisten orientiert und gleichzeitig jugendliche Leichtigkeit vermittelt.

Das Klavierkonzert Nr. 2 c-moll op. 18, welches 1901 uraufgeführt wurde, spiegelt eine Vielzahl von Stimmungen wider und Yuja Wang schafft es mühelos, diese Nuancen auf das Klavier zu übertragen. Auch die schwierigste Technik lässt sie leicht und sauber klingen. In den drei Sätzen folgen rasende, wirbelnde Läufe auf zarte, schwelgerische Melodien und es macht der Zuhörerin Spaß, sich den sehnsuchtsvollen Gefülswallungen hinzugeben. Die Komposition dieses Werkes verhalf Rachmaninov (1873-1943) dazu, seine zweijährigen Schaffenskrise zu beenden, nachdem seine erste Symphonie bei der Uraufführung durchgefallen war. Genau diese innere Zerrissenheit, die beiden Extreme der Hoffnung und Einsamkeit, lassen sich beim Hören dieses Werkes erahnen. Mal bilden die Streicher einen Teppich, auf dem das Klavier brillieren kann, dann streiten sich die beiden wieder um die Aufmerksamkeit des Publikums. Yuja Wang schwebt sanft über die Tasten und schlägt im anderen Moment wütend auf sie ein.

Ganze 33 Jahre nach dem Konzert komponierte der mittlerweile seelisch gefestigte und international anerkannte Rachmaninov die Rhapsodie über ein Thema von Paganini op. 43. Yuja Wang selbst bezeichnet es als ihr "(...) Lieblingsstück von Rachmaninov für Klavier und Orchester" und als "Rock´n´Roll in klassischer Musik." Ihre eigene Begeisterung schlägt sich spürbar nieder in der Intensität, mit der sie die Musik ausfüllt. Jede Variation entfaltet ihren eigenen Charakter und dennoch erscheint das Stück als stimmige Einheit, da sich das Thema immer weiter durch die Musik entwickelt. Diese farbenfrohe Komposition ist abwechslungsreich und zeigt die ganze Bandbreite des Könnens von Yuja Wang. Von hochromantischen, gefühlsintensiven Melodien bis zu energischen Auftritten des Klaviers haben diese Variationen alles zu bieten. Yuja Wang bringt das Klavier zum Erzählen, es berichtet von den ersten Sonnenstrahlen im Frühling und dem donnernden Gewitter im Herbst.

Yuja Wang
Rachmaninov

Label: Deutsche Grammophon, Universal Music Classics & Jazz, VÖ: Mai 2011
www.deutschegrammophon.com

Yuja Wang im Netz: www.yujawang.com

Weiterhören auf AVIVA-Berlin:

Hélène Grimaud spielt Chopin und Rachmaninov


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Beitrag vom 24.05.2011

AVIVA-Redaktion