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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 24.01.2012


Jewrhythmics - Jewrhythmics
Sharon Adler

"Yiddish is dead? Long live Yiddish!" schreibt die Discoformation aus Tel Aviv-Moscow im Manifest zu ihrem Debütalbum. Jiddische Klassiker kombiniert mit Synthie-Sounds der 80er-Disco-Ära. Extrem!




Jiddisch erlebt schon seit geraumer Zeit ein Revival, ob Jiddische Sprachkurse oder unzählige nichtjüdische Bands, die Klezmer performen – Jiddisch gilt als schick!
Glücklicherweise gibt es aber auch eine Menge jüdischer KünstlerInnen, die auf Jiddisch performen und damit Erfolg haben.

"Jiddisch ist das - mit althebräischen Wörtern angereicherte – mittelalterliche Mittelhochdeutsch. Jiddisch war zwar innerhalb des europäischen und russischen Judentums weit verbreitet, aber innerhalb des jüdischen (Groß-)Bürgertums bis zur Shoa als die Sprache der Underdogs verpönt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Jiddisch mit der massiven jüdischen Emigration nach Amerika die Umgangssprache der jüdischen Einwanderer. Doch wieder wurde es zu einer letztlich aussterbenden Sprache, die durch das Englische abgelöst wurde." so Jean Trouillet und Stefan Hantel (Shantel) im Booklet zu "Kosher Nostra".

"Yiddish is dead? Long live Yiddish!" schreiben Jewrhythmics im Manifest zu ihrem Debütalbum. Die lange Zeit als Ghettosprache Totgesagte erlebt seit Ende des 20. Jahrhunderts in Europa und den USA, vor allem aber außerhalb Israels wieder eine erstaunliche Renaissance. Disco-Music wiederum ist ein Genre, das kurzzeitig verpönt, doch nie totzukriegen war.
Das Projekt Jewrhythmics wagt den Schritt in musikalisches Neuland, indem es verbindet, was bisher nicht verbunden wurde: Jiddische Klassiker eingebettet in Synthie-Sounds der 80er-Disco-Ära.

Dabei arbeiten Jewrhythmics auf der Disco-Achse Moskau/Tel Aviv. Die eine Stadt, in der 70/80er-Sounds von den Radiosendern rund um die Uhr ausgestrahlt werden, trifft auf jene andere, in der sich das mittelöstliche Zentrum der Techno-Clubkultur befindet. Doch Jewrhythmics reproduzieren den Disco-Sound nicht einfach nur digital, sondern im Sinne einer Reminiszenz an die frühe Disco-Ära mit einer Vielzahl von analogen Synthezisern der 70er & 80er und klassischen Instrumenten (Gitarren, Akkordeon, Klarinette und mehr). Über diese so entstehenden sphärischen Klänge legt sich der ursprüngliche und unverfälschte jiddische Gesang einer untergegangenen, zerstörten Welt.

Die experimentierfreudige Discoformation bringt auf ihrem Debütalbum nicht nur den durch die Interpretation von Dick-Dale bekannten Klassiker "Misirlou" nach Hause, sondern schafft insgesamt neun zeitlose Stücke wie etwa "Ich hob dech lib" oder "Chiribim" voller synthetischer Klänge und bekannter Texte, die eine außergewöhnliche Melange ohne Pathos bilden – neue, so noch nicht gehörte Sounds sowohl für jüdische Familienfeste als auch für die angesagten Clubs in der westlichen Hemisphäre.

Jewrhythmics Manifest

Um die geheimnisvollen Kräfte der Kunst zu bändigen, muss man sie aus einer wilden Attacke heraus gebären, nahezu so als würde man sie zu Boden ringen, um sie der Menschheit entblößt zu präsentieren. Unsere Gefühle und Gedanke sind nicht unsere eigenen, denn wir sind lediglich eine Verlängerung des längst Vergangenen, das in uns weiterlebt. Aus den Tiefen des Tel-Aviv-Moscow Widerstands mit fanatischem Augenmerk aufs Detail und Verwendung analoger Maschinen von vorvorgestern entstehen Songs aus der Symbiose von Yiddish und Italo Disco. Tote Musik mit einer toten Sprache, die sich in einem Untergrund-Club genauso passend anhört wie auf einer Bar Mitzwa. Koschere Ernährung für die nicht notwendigerweise koscheren Seelen.
Jiddisch ist tot? Es lebe Jiddisch!


Misirlou Video: www.youtube.com

Jewrhythmics Websiten:

www.jewrhythmics.com
www.myspace.com/jewrhythmics
http://www.youtube.com/jewrhythmics

Jewrhythmics – Jewrhythmics
Essay Recordings
VÖ: 27.01.2012
Cat.No.: AY 27 (EAN: 4250536400027)
www.essayrecordings.com

Tracklisting
01. Misirlou
02. Chiribim
03. Papirossen
04. Goldene Chassene
05. Hava Nagila
06. Kinder Yoren
07. 5th Avenue Square Dance
08. Vu is dos Gessale
09. Ich hob dech lib
Bonus
10. Misirlou Video

Jewrhythmics
Misirlou (digital & vinyl ep)

Essay Recordings
Kat. Nr.: AY 13 (EAN: 4250536400010)

Tracklisting
A1 Pete Herbert Re-Rub 5:44
A2 OMFO Jewpiter Remix 4:14
B1 Ajello Remix 6:24
B2 Nikakoi Remix 5:30

Digital bonus: Help me Jones Dans l´espace Remix


(Quellen/Copyright: Essay Recordings/Jewrhythmics)


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Beitrag vom 24.01.2012

Sharon Adler