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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 27.10.2010


Kyrie Kristmanson - Origin of Stars
Tatjana Zilg

Als junges Mädchen lauschte die Kanadierin den Tönen aus dem Heimstudio ihres Vaters und der Wunsch war geweckt, selbst auf die Suche nach ihrem musikalischen Ausdruck zu gehen. Später wurden ...




... PJ Harvey, Sinead O´Connor und Daniel Lanois zu ihren FavoritInnen und gaben den Ansporn, eigene Größe und Professionalität zu entwickeln.

Die erste Gitarre hielt Kyrie im Alter von neun Jahren in den Händen, mit dreizehn Jahren eine Trompete, der sie bis heute treu geblieben ist, wie auf einigen Songs ihres bereits dritten Albums zu hören ist. Den Weg zur Profi-Musikerin beschritt sie mit Zielstrebigkeit, Talent und Entdeckerinnenfreude. Mit vierzehn Jahren schrieb sie die ersten eigenen Songs, drei Jahre später produzierte sie ihre erste eigene Platte.

Gegenwärtig ist sie 20 Jahre alt und plant in naher Zukunft, von Kanada nach Paris zu ziehen. Nicht die Musik ist dafür der Hauptgrund, sondern das Vorhaben, an der Universität Sorbonne eine Forschung über die Trobairitz zu beginnen, dem weiblichen Gegenstück der südfranzösischen Trobadors im 12. und 13. Jahrhundert. Diese verdienten sich ihren Lebensunterhalt als höfische SängerInnen und KomponistInnen. Eine wesentliche Aufgabe lag in dem Finden von unterhaltsamen wie klangvollen Weisen, in deren Mittelpunkt oft die tragischen und die romantischen Nuancen der Liebe standen.

Nu Folk, Edelpop und Jazz transferiert in mittelalterliche Sphären

Die Beschäftigung mit dem Frühmittelalter klingt auch aus Kyrie Kristmansons Musik heraus, ohne je zu dominant zu werden und sich in das entsprechende Genre einzufügen. Stattdessen verschmilzt sie dezente Referenzen an die klaren, von hohen Saitenklängen bestimmten Melodien früherer Jahrhunderte mit nordamerikanischer Folk-Music, eingängigem Pop und innovativem Jazz. Inhalt der Texte sind dabei weniger die Auf und Abs von Liebesbeziehungen. Ihre Songs erzählen oft vom Wind, dem Himmel und der Nacht. Eins zu Eins passt hierzu der Albumtitel "Ursprung der Sterne", der mit einem philosophischen Augenzwinkern die Aufmerksamkeit anlockt. So wird er zum ersten Indiz für das modern-mythische Element, welches ihren Songs das gewisse Etwas verleiht, durch das sie sich von allen anderen NewcomerInnen am internationalen Songwriting-Himmel unterscheidet.

Sie selbst beschreibt ihren persönlichen Ansatz beim Songwriting: "Ein Komponist bringt einen Song aufs Papier, aber das bedeutet nicht notwendigerweise, dass er ihn schreibt. Ein guter Song braucht Generationen, bis er plötzlich da ist. Er existiert schon, bevor er gesungen wird. Wenn man sensibel genug ist, kann man das Leben der Menschen und der Welt fühlen und in einem dreiminütigen Song bündeln. Aber das sind nur zehn Prozent der Arbeit."

Das mag eine esoterische Ausrichtung vermuten lassen, doch ihre Musik ist frei von spirituellem Schnickschnack.
Die Grundstruktur ihrer Songs legt sie oft minimalistisch an, sehr achtsam werden daraus die filigranen Instrumenten-Settings entwickelt. Meist darf dabei zu Beginn ein Instrument die Hauptrolle spielen, bevor sich weitere dazu gesellen. So bleibt die magisch schöne, glasklare Stimme im Vordergrund, von dem aus ihre nachdenklich-poetischen Lyrics ungestört in die universelle Ewigkeit perlen. An einigen Stellen kann ihre Stimme sogar pur vernommen werden. Mal scheint sie am Seidenfaden zu hängen ("Who"), dann könnte sie Gläser zum Zittern bringen ("Origin of Stars") und ist stets von einer leisen, zarten Kraft erfüllt. Der Einstiegssong "Song X" hebt dies besonders hervor, denn er setzt ganz auf den Charme des Gesangs, der hier zunächst nur von einem perkussiven Fingerschnippen begleitet wird.
Die frühe Liebe zur Trompete zeigt ihre Nachwirkungen auf dem Song "Comet of Desire", der die kristallinen Geheimnisse der anderen Songs mit einem jazzigen Chaos-Element durchwirbelt.

AVIVA-Tipp: Eins wird schnell klar, während sich frau auf die aktuellen Song-Kleinode von Kyrie Kristmanson einlässt. Der Pfad zu ihrem eigenen musikalischen Ausdruck hat weggeführt von den frühen Vorbildern PJ Harvey und Sinnead O´Connor hin zu Ton-Impressionistinnen wie Scout Niblett, Björk und Phoebe Killdeer, die mit Kontrasten aus Laut und Leise, der Erkundung der Instrumente und dem Reichtum ihres Gesangs experimentieren. Kyrie lässt dies zu einer Zeitreise werden, die nicht in eine bekannte Epoche, sondern in einen wohligen und zugleich gruselschaurigen Zustand führt, in dem frau sich dem eigenen inneren Wechselspiel aus Erinnerung, Traum, Mythos und Phantasie hingeben kann.

Kyrie Kristmanson im Netz:

www.myspace.com/kyriekristmanson

Kyrie Kristmanson
Origin of Stars

Label: No Format, Alive, VÖ Oktober 2010




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Beitrag vom 27.10.2010

AVIVA-Redaktion