MIA - Stille Post - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Music



AVIVA-BERLIN.de im Oktober 2024 - Beitrag vom 30.04.2004


MIA - Stille Post
Marie-Louise Leinhos

Das Enfant Terrible des Berliner Elektro-Pop-Punk`s meldet sich zurück. Die neue CD tötet im Gegensatz zum Vorgänger keinen Nerv und ist ein kluges und schön anzuhörendes Nachfolgewerk.




Mit "Stille Post" hat die Berliner Band etwas geschafft, was schärfste KritikerInnen nach dem ersten Album für unmöglich hielten: Die Message ist eindeutig. MIA sind sensibler, geschickter und melodiöser geworden, ohne dabei an Ausdruckstärke, Provokation oder Einfallsreichtum zu verlieren. Mietze´s Stimme ist immer noch ohrendurchdringend laut, hat an zynischer Schärfe nicht verloren, die Frontfrau weiß nur damit sorgsamer in Direktkonfrontation mit ihrem Publikum umzugehen. Und diese neue Einfühlsamkeit zieht sich ohne Ausnahme durch "Stille Post". Und wem der Titel aus Kindertagen noch ein Begriff ist, der versteht die Vieldeutigkeit der Songs.

Insgesamt steht das Album durchgehend unter der Attitüde: "Versteckter Umgang mit Provokation erreicht meist mehr und ist langatmiger." Die Texte, die hauptsächlich von Mietze geschrieben wurden, sind darum nicht weniger deutlich. Sie haben nur ihr Zeigefingergehabe verloren und regen damit umso mehr zum Nachdenken an. Einfach ein sympathischer und tiefsinnigerer Umgang, der die textliche Qualität auch beim mehrmaligen Anhören verdeutlicht.
Am besten erklärt Mietze in dem Song "Pro-Test" den Grundgedanken der neusten Produktion. Die Zeile "Ich bin dafür, öfters neu zu sein, alles zu ändern und sich dabei treu zu bleiben, Protest bedeutet nicht gleich stören, ich bin dafür auch nur mal zuzuhören" verdeutlicht die neue sensitive Nachdenklichkeit, die es aber an Lautstärke nicht mangeln lässt.

Aber trotz soviel Tiefsinn bleibt das Tanzbein nicht verschont. Die CD ist eindeutig balladenfrei und Songs um große Gefühle wurden in rockige Nummern wie "Was es ist" und "Hungriges Herz" verpackt. Letzt genannter Track mit dem zwinkernde Auge des erlegenden Raubtierblicks öffnete MIA bei der diesjährigen Vorentscheidung des Grand Prix d´Eurovision die Tür. Leider setzten sie sich damit nicht durch. Das schmälert aber weder textlich noch musikalisch die Qualität des Liedes. Es ist eine gelungene und direkt ins Herz dringende Botschaft an alle einsamen Seelen, die des Nachts auf der Suche nach Abendteuer durch die Clubs ziehen, dennoch den Sinn für Leidenschaft und Liebe nicht vergessen haben.

MIA klingen auf "Stille Post" gewohnt frech und direkt, aber sensitiv-nachdenklich und damit unterbewusst angenehm lautstark.
Deswegen: Widerstand ist zwecklos! Anhören und Abfeiern.



Stille Post
MIA

Label: Smd Col, VÖ: 08.03.2004
ISBN/EAN: 5099751612025
15,99 Euro

online


Music

Beitrag vom 30.04.2004

AVIVA-Redaktion