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Beitrag vom 17.05.2004
Scissor Sisters
Tatjana Zilg
Schräg, sexy, melodisch: Das Glam-Trio aus New York mit dem bizarren Namen bündelt sein kreatives Output zu elf Songs mit rockenden Gitarren-Riffs, hämmernden Synthie-Klängen und großartigen Texten
Vor fünf Jahren machte der damals 19 jährige Jake Shears die Bekanntschaft des Multi-Instrumentalisten Babydaddy. Sie entdeckten einen Fundus an Gemeinsamkeiten wie eine Vorliebe für solides Songschreiben und Sinn für schrägen Humor. Schnell entwickelten sie ihre besondere Stärke in der Komposition von Songs mit extrem eingängigen Hooklines.
Sie ließen sich in New York nieder und einigten sich auf den assoziationsreichen Bandnamen, der Verwirrung stiftet und die Gesichter erröten lässt: Scherenschwestern.
Schon bald holte das Duo eine dritte Scissor Sister auf die Bühne:
Die Perfomance-Künstlerin Ana Matronic, hauptberuflich Gastgeberin einer Kabarett-Show in der New Yorker Lower East Side. Ursprünglich kommt sie aus San Francisco, wo sie in der künstlerischen Szene sehr aktiv war. In Anas Club hatten die Scissors Ende 2001 ihren ersten Live-Auftritt. Nachdem der Gitarrist Del Marquis und der Schlagzeuger Paddy Boom zu ihnen fanden, war das Quintett komplett.
Inzwischen stehen die Scissors mit Glam-Größen wie den B 52s auf der Bühne. Ihre aktuelle Tour führt sie quer durch Amerika und nach Europa zu OpenAirs wie dem Glastonbury Festival.
In der Funk- und Glam-Musik werden die musikalischen Einflüsse deutlich:
David Bowie, Roxy Music, Elton John. Mit der lebendigen Show der Scissors ist spitzfindige Unterhaltung und Spaß pur garantiert: Schrille Outfits, possenhaftes Theater und Elemente aus Rock-Opern lassen ein außergewöhnliches Erlebnis entstehen. Ana fasst die Haltung der Band zu ihren Outfits so zusammen:
"Bei uns geht es darum, dass man seine Fantasien durch das Äußere ausdrückt, wir wollen aus dem Alltag ausbrechen und wie ein wahr gewordener Traum aussehen."
Der Intro-Song des Debütalbums "Laura" begeistert sofort durch den schrägen, aber sehr tanzbaren Beat. Jake überzeugt mit seiner kräftigen, leicht verzerrten Stimme. "Laura, can´t you give me some time? One more chance to be the man that I know I am".
Eine sehr reizvolle Überraschung ist das Remake des Pink Floyd Stückes "Comfortably Numb". Jake brilliert mit einem Gesang, der zwischen Bee Gees und Frankie Goes To Hollywood oszilliert. Der Rock-Klassiker transformiert zur schrillen Disco-Hymne mit dickem Glitzer-Überzug.
Ein Dancefloor-Klassiker könnte das Stück "Music is the victim" werden.
Schnell treibt der pulsierende Beat durch den Text, der von einer verrückten Nacht in San Fransisco erzählt.
Aber auch sanftere Balladen wie das piano-geleitete "Mary" sind vorhanden. Das Liebeslied sorgt für romantische Entspannung zwischen den Dancefloor-Zündern.
Aviva-Tipp: Ein Album, das an die Glam-Rock-Jahre der Siebziger mit leuchtendem Blick zurückdenken lässt, gleichzeitig sehr modern ist und Freude an ironischer Disco-Funk-Musik in die Wohnzimmer bringt.
Scissor Sisters
"Scissor Sisters"
ISBN: 02498-66067
Label: Polydor. VÖ 03.05.2004
Euro 16,99004006604908"