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AVIVA-BERLIN.de im Oktober 2024 - Beitrag vom 21.07.2004


Mittlerer-Osten-Sound von ZoRiya
Denise Hoffmann

Die israelische Sängerin sprach mit Aviva-Berlin über ihre Musik, ihre jemenitischen Wurzeln, Berlin und das Verhältnis von Israelis und PalästinenserInnen sowohl in Israel als auch hier




ZoRiyas Stimme verbindet die Mystik des Orients mit moderner westlicher Musik. "Wir greifen traditionelle Themen auf und interpretieren sie nach unserem heutigen Verständnis. Eine Verknüpfung mit der Gegenwart, die die Zuhörer in surreale Landschaften entführen soll."

Während ihrer klassischen Ausbildung an der Ruben Academy in Jerusalem wirkte ZoRiya Tuvia als Sängerin an verschiedenen Theater- und Opernproduktionen in Israel mit, "Al Hachaim ve´al Hamavet" und "Medea" im Nationaltheater Habima, sowie "Calling Mr. Geiser" im Zavta Theater. Anfang 2001 begann sie eigene Kompositionen zu schreiben und gründete die Formation "Zoe & Band".

AVIVA-Berlin: Ihre hypnotische Stimme kombiniert sowohl orientalische und westliche Einflüsse. Bitte erzählen Sie uns etwas über ihren familiären Background, die Kulturen, die Ihre Musik beeinflusst und geprägt haben.
ZoRiya: Ich bin in Israel geboren und habe so natürlich die israelische Kultur mitbekommen. Meine Großmutter kommt aus dem Jemen, genauer gesagt wurde sie auf dem Weg von Jemen nach Israel geboren. Bei uns zu hause hat nur mein Vater traditionelle jemenitische Musik gehört, wir als Kinder mochten sie allerdings nicht. Ich hörte lieber die modernen Sachen, die angesagt waren.
Als ich 18 war hatte ich die Chance, zwei wirklich tolle Sängerinnen zu hören, die eine war Margalit Oved und die andere meine Tante, die mich beide sehr inspirierten. Außer meiner Tante gibt es viele Musikerinnen in meiner Familie. Durch diese zwei großartigen Frauen habe ich die traditionelle orientalische Musik für mich entdeckt.
Ich begann mehr darüber zu lernen und imitierte, was sie da sangen. Ich nahm alles auf, auch unbewusst. Nach dieser Inspiration begann ich auch zu komponieren.
Auf der anderen Seite habe ich seit ich sieben Jahre alt war in einem Chor gesungen. Wir haben dort fast nur klassische Musik von Bach, Brahms, Mozart gesungen und gehört. Ich habe diese klassischen Stücke aber sehr gerne gehört und war sehr mit dieser Musik verbunden.

AVIVA-Berlin: Vermissen Sie Israel? Wenn ja, was besonders?
ZoRiya: Ja, ich vermisse Israel schon, vor allem das Wetter. Ich denke, dass das Wetter einen großen Einfluss auf die Leute hat, wie sie sich bewegen, verhalten, denken, kommunizieren. Ich vermisse besonders das Land an sich, die Energie der Natur. Die Menschen vermisse ich natürlich auch, aber wie jedes Land hat Israel auch gute und schlechte Eigenschaften. Aber ich versuche den Kontakt zu Israel nicht zu verlieren, ich informiere mich viel im Internet, durch die Nachrichten.

AVIVA-Berlin: Sie sind Sängerin und komponieren ihre Lieder auch selbst. Sie haben an der Ruben Academy in Jerusalem studiert und mit dem Habima National Theatre und dem Zavta Theatre in Israel gearbeitet. Warum sind Sie ins Ausland gegangen und warum gerade nach Berlin?
ZoRiya: Ich wollte einfach aus Israel raus, um mich selbst kennen zu lernen. In eine Gegend, wo alles fremd und anders ist. Ich wollte entweder nach Berlin oder New York. Ich habe mich schließlich für Berlin entschlossen, weil ich es aufregend fand, so frisch und neu. Ich glaube, die ersten Jahre nach dem Mauerfall waren sehr wild – ich wünschte, ich wäre hier gewesen (lacht). Hier in Berlin gibt es so eine starke Dynamik, viele internationale Künstler kamen her und kommen her. Berlin ist einfach ein guter, angenehmer Platz, auch finanziell gesehen.
In der Zukunft möchte ich aber auch in anderen Stätten und Ländern leben, viel reisen und rumkommen. Vielleicht zwei Jahre hier, zwei Jahre dort, aber für den Anfang ist Berlin wirklich toll.

AVIVA-Berlin: Möchten Sie später, vielleicht in zwanzig Jahren, wieder zurück nach Israel gehen. Für länger oder für immer?
ZoRiya: Ich weiß natürlich nicht, was ich in zwanzig Jahren mache, aber ich kann es mir sehr gut vorstellen. Ich glaube, jeder will, wenn er älter ist, doch wieder in seine Heimat zurück, irgendwann. Und für mich ist Israel immer meine Heimat.

AVIVA-Berlin: Was sind Ihre Träume und Visionen für die Zukunft?
ZoRiya: Ich hoffe, dass viele Leute meine Musik hören und natürlich mögen. Und ich möchte, dass wir uns weiterentwickeln von Platte zu Platte.
Interessant finde ich auch die künstlerische Verbindung zwischen verschiedenen Medien: Theater, Tanztheater, Lichtinstallationen. Ich mag es, eine Sache durch mehrere Medien zu transportieren und zu zeigen, das hat mehr Symbolkraft.

AVIVA-Berlin: Sie arbeiten mit traditionellen Themen und interpretieren Sie auf moderne Art und Weise. Wohin möchten Sie das Publikum mitnehmen, wenn es Ihre Musik hört?
ZoRiya: Jeder hört Musik natürlich anders, und das akzeptiere ich. Aber für mich ist Musik als Kommunikator interessant, welchen Einfluss ich auf die Gruppe haben kann. Ich will etwas Neues machen: "unseren sound". Ich möchte der Rock- oder Pop-Musik einen neuen Aspekt geben. Ich möchte den Mensche einen "Mittleren-Osten-Sound" auf meine Weise nahe bringen. Ich möchte nicht die traditionelle jemenitische Musik repräsentieren, da wäre ich nicht richtig.

AVIVA-Berlin: 2001 haben Sie "Zoe & Band" gegründet. Die Mitglieder sind aus Deutschland, Ghana, Italien, Palästina und neuerdings auch aus Neuseeland. Sie sind also eine sehr multikulturelle Band. Interessant für viele ist bestimmt die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Khader Ahmad, der verschiedene arabische Percussion-Instrumente, wie z.B. Tablah, Riq und Bandir spielt.
Glauben Sie daran, dass es zwischen Israelis und PalästinenserInnen jemals Frieden geben wird? Welche Möglichkeiten sehen Sie? Vielleicht über die Musik?

ZoRiya: Khader und ich arbeiten zusammen, weil wir über die Musik gut kommunizieren können, nicht weil er so und ich so bin. Aber doch ist es interessant, dass eine Israelin und ein Palästinenser zusammen arbeiten – nicht nur für andere, sondern auch für uns.
Ich denke, dass es ganz bestimmt eine Möglichkeit für Frieden zwischen Israelis und Palästinensern gibt. Irgendwann in vielleicht 50 Jahren, wer weiß. Ich denke, dass die Leute auf beiden Seiten einfach irgendwann nach Generationen müde sind, sich gegenseitig umzubringen. Es wird politische Schritte der Annäherung geben, um auch die finanzielle Situation auf beiden Seiten zu verbessern.
Ich habe in Israel selbst eigentlich kaum Palästinenser getroffen, dafür aber in Berlin. Hier traf ich so viele Araber. Eigentlich ist es verrückt: Palästinenser und Israelis sind sich so ähnlich, wie sie denken, wie sie lieben, ihr Humor und ihre Ruppigkeit. Wir ähneln uns vielmehr, als wir Europäern gleichen.
Deswegen ist es für mich auch immer merkwürdig, dass man sich gegenseitig umbringt, anstatt, dass man diese Gemeinsamkeiten einfach annimmt.
Ich möchte nicht zu naiv klingen, aber wir sollten uns doch bemühen, die andere Kultur kennen zu lernen und zu verstehen, um etwas neues daraus zu machen. Das mache ich mit meiner Musik ja auch: Ich nehme verschiedene Kulturen und gucke, wie sie zusammen klingen, nicht mit Gewalt, sondern durch Harmonie, durch Kombination der verschiednen Einflüsse. Ich möchte einfach einen neuen Sound kreieren.

AVIVA-Berlin: Sie haben Ihren Namen von Zoe bzw. "Zoe & Band" zu "ZoRiya" umbenannt. Warum? Was bedeutet dieser Name?
ZoRiya: Ja, es gab bereits eine Künstlerin, die Zoe heißt. Sie macht Reggae-Pop-Musik, ich wollte nicht, das es Verwirrungen gibt. Wir machen zwar nicht dieselbe Musik, befinden uns aber beide in einer Art Nische. Außerdem ist der Name ZoRiya sehr schön, ich bin sehr glücklich damit. Auf arabisch heißt zoriya "Strahlung", also das Leuchten der Sterne oder Kerzenstrahlen. Und auf hebräisch hat er sehr viele verschiedene, schöne Bedeutungen, z.B. Kranz, Beweis, Einpflanzen des göttlichen Samens. Außerdem wollte ich nicht zu weit weg gehen von Zoe, deshalb also ZoRiya.

ZoRiya gibt am Sonntag, den 15.08.2004 um 16 Uhr ein Konzert.
Museen Dahlem, Garten vor dem Sanchi-Tor
Lansstraße 8
14195 Berlin 7 Euro (inkl. Museumsbesuch), Kinder bis 16 Jahre frei.

Demnächst erscheint auch die erste CD von Zoriya.

www.zoriya-music.com ist im Moment noch "under construction", wird aber bald fertig gestellt.



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Beitrag vom 21.07.2004

AVIVA-Redaktion