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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 06.08.2004


PJ Harvey - Uh Huh Her
Tatjana Zilg

Ein extrem kraftvolles und lebensfrohes Rockmeisterwerk der Multikünstlerin PJ Harvey, die neben ihrer vielfältigen musikalischen Karriere auch Poesie veröffentlicht und Skulpturen ausstellt




Das siebte Album der charismatischen Engländerin knüpft nahtlos an die Stärken des Welterfolges "Stories From The City, Stories From The Sea" (2001) an, das mit dem "Mercury Music Prize" ausgezeichnet wurde. Sie ist die erste weibliche Künstlerin, die sich für diesen Preis etablieren konnte. Der alternative Music Award wurde 1992 zum ersten Mal an Primal Scream vergeben. In den Folgejahren bekamen ihn bisher u.a. Gomez, Pulp und Portishead.

Seit 1991 bereichert Polly Jean Harvey die internationale Musikszene mit ihrer ausgefeilten und abwechslungsreichen Rockmusik. Das hohe Niveau ihrer künstlerischen Aktivität brachte ihr bereits 1993 für das Album "Rid Of Me" die erste Nominierung zum "Mercury Music Prize". Zuvor kürte sie die bekannte Musikzeitschrift "Rolling Stone" zum "Best Songwriter" und "Best New Female Singer", nachdem ihr der Durchbruch in die Spitze der anspruchsvolleren Rockmusik mit ihrem Debütalbum "Dry" und der Single-Auskoppelung "Sheela-Na-Gig" 1992 gelungen war.

In das aktuelle Album "Uh Huh Her" floss die Intensität und Energie des von Spitzen-Live-Gigs gefüllten Tour-Sommers 2003 ein. Sie spielte beim "V Festival 2003", dem "Eden Project" und dem ersten Rock-Konzert im "Tate Modern", dem Museum für moderne Kunst in London.
Schon der Introsong "The Life And Death Of Mr. Badmouth" fesselt die Zuhörerin/den Zuhörer völlig durch stakkatoartige Gitarrenriffs und den perfekten Einsatz der dynamischen Stimme PJ Harveys. "Shame" bietet eine sanfte Erholung vom Power-Einstieg - magischer, fast mädchenhafter rnGesang wird begleitet von lyrischer, aber rhythmischer Musik. Im spannungsreichen Kontrast zwischen der verzerrten Stimme und den kurzen Gitarren-Akkorden in "Who the fuck?" kommen Erinnerungen an die schillernde Zeit der Punkära auf.
Mit scheinbar unschuldiger Mädchenstimme singt die 34 jährige Engländerin in "Pocket Knife". Der Einsatz von Schellen lässt eine leichte Reminiszenz an traditionelle Countrysongs entstehen. In "The Letter" dagegen entfaltet sich die Rockröhre PJ Harvey, begleitet von einer genialen Bassgitarre, zur vollen Größe.
"It´s You" ist eine erotische Liebeshymne an einen jungen Liebhaber. Der verführende Gesang trägt in einen sanften Groove.

"When I Was Younger
I Spend My Days
Wondering To Whom
I Was Supposed To Pray
It´s you It´s you"

Einen angemessenen Ausklang gibt das magische "The Desperate Kingdom Of Love". Der Gospel stimmt hoffnungsvoll, zugleich melancholisch: Ein Lichtschimmer am Ende eines dynamischen, düsteren, aber lebensbejahenden rnRockalbums.

Das gesamte Album wurde von PJ Harvey geschrieben, eingespielt, rnaufgenommen, gemischt und produziert. Beim Mix und der Aufnahme ging ihr Head zur Hand. Einen Großteil der Instrumente spielte die Multi-Könnerin selbst. Rob Ellis, der aus der Urbesetzung ihrer 1991 gegründeten Band stammt, unterstützte sie am Schlagzeug und an den Perkussions-Instrumenten. Obwohl sie sich 1993 von ihrer Ursprungsband trennte, um mehr Variationsmöglichkeiten bei ihren BegleitmusikerInnen zu haben, arbeitet sie seit 1998 wieder regelmäßig mit Rob Ellis zusammen.

Ihre Ungebundenheit an eine feste Band nutzte sie für zahlreiche rnProjekte mit außergewöhnlichen Musikerpersönlichkeiten wie Mick Harvey, John Parish, Tricky, How Gelb von Giant Sand, Pascal Comelade, Gordon Gano von den Violent Femmes und Nick Cave. Auf dessen Themen-Album "Murder Ballads" sang sie den weiblichen Part des makabren Traditionals rn"Henry Lee".

Neben ihren eigenen Alben mischte PJ Harvey bei den Soundtracks zu rn"Basquiat", "Stella does Tricks", "The Cradle Will Rock" und "Six Feet Under" mit. Auch als Schauspielerin probierte sie sich aus: Sie übernahm den Part der Mary Magdalene in Hal Hartleys Film "The Book Of Life". Zudem stellt sie eigene Skulpturen in Galerien aus und veröffentlicht rnPoesie.

Aviva-Tipp: Die ausgereifte Mischung aus Melancholie und optimistischer rnLebenskraft ist eine wertvolle Bereicherung für die CD-Sammlung erwachsener Rockmusik-Hörerinnen und Hörer. Unbedingt anschauen: Das Booklet mit ausdruckstarken Selbstportraits, die PJ Harvey mit Hilfe von Spiegeln aufgenommen hat.

PJ Harvey im Netz:
www.pjharvey.net


PJ Harvey
Uh Huh Her

ISBN/EAN: 986-6711-LC-00407
Label: Hot Head Music Ltd./ Universal Island Records Ltd., VÖ 01.06.2004
17,99 Euro
Mit Hörprobe!
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Beitrag vom 06.08.2004

AVIVA-Redaktion