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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 17.11.2005


Vanessa Petruo
Chrizzi Heinen

Depressive lips - depressive hips? Auf ihrem Debütalbum "Mama Lilla Would" versucht sich das ehemalige "No Angels"-Mitglied als Soul- und Funksängerin.




Nachdem Vanessa Petruo bei den "No Angels" ausstieg, begann sie zielstrebig an Ihrer Solo-Karriere zu arbeiten. Auf ihrem Debüt-Album "Mama Lilla Would" kombiniert sie ihre Soulstimme mit poppigen Funk-Elementen.

Die Anfangsakkorde ihrer ersten Singleauskopplung "hot blooded woman" erinnern durch den akustischen Gitarrensound an Justin Timberlakes "rock your body". Sauber eingesetzte Stakkato-Bläsersätze sorgen für den nötigen Pfeffer und eine hitzige Stimmung. Die besungene Heißblütigkeit soll durch Textfetzen wie "hips´n lips" verstärkt werden. Zwar erwähnt Petruos gehauchte Stimme auch eine "spanish guitar", doch löst der eingängige und beinah platte Refrain ("I´m more than a hot-blooded woman") jegliche Spannung auf und garantiert dadurch lediglich Ohrwurmqualitäten. Konsequent poppig und konventionell werden die Lieder des Albums von sorgfältig arrangierten Bläsersätzen begleitet. Dieser harmonische Klangteppich erinnert jedoch an den Sound von Bands, die in täglichen Late-Night-Shows für das Ein- und Ausblenden von Werbepausen verantwortlich sind. Der Song "ha, ha, don´t waste your time" besticht durch stimmliche Rhythmisierung in gewolltem Funk-Stil.

Während die schnelleren Songs des Albums insgesamt zum Hinternwackeln einladen, kann auf den Balladen "break my wings", "made of stone" und "can´t change it" kontemplativ mit den Fingern geschnipst werden.

Hier verarbeitet Petruo "Beziehungsängste" und möchte "dem einen oder anderen Menschen sagen, dass es dennoch oft weh getan hat, wenn ich ohne ihn weiter gezogen bin." Auch Depressionen sind der Sängerin laut einem Interview der Presseerklärung nicht fremd: "Man muss dagegen ankämpfen (...), bevor sich paranoide Zustände oder Persönlichkeitsstörungen breit machen. Ich selbst unterstütze jede Aufklärung in diese Richtung, weil ich weiß, wie schwer es für einen jungen Menschen ist, eine solche Krankheit zu erkennen und ihr nicht zu verfallen."

Wie ein solches Projekt musikalisch zu klingen hat - darüber kann man streiten. Eine gewisse Leidenschaft und Stärke ist Petruos Liedern nicht abzusprechen. Doch sind die Lieder zu durchgestylt und perfekt, als dass offensichtliche Bezüge zum Bereich seelischer Erkrankungen hergestellt werden können.
Wie ernst Petruos depressive Aufklärungsarbeit wirklich zu nehmen ist, wird auch durch das Plattencover ersichtlich. Dieses zeigt die Sängerin in Hot-Pants, weißen Socken und allem, was dazugehört, um auch die FreundInnen von "depressive hips, lips and tits" zu KonsumentInnen ihres Albums zu machen. Die Sängerin präsentiert sich weniger kämpferisch als selbstvergessen und selbstverliebt. So wirkt auch ihr dramatischer Gesang auf "can´t change it", der von einer fulminanten E-Gitarre eingeleitet wird, eher aufdringlich.
Durch die Betitelung ihres Eingangsstücks ("superbad") nimmt Petruo Bezug zu einem Albumtitel James Browns. Dadurch sollen eindeutige Anleihen an das Oeuvre der Funk-Legende vor Augen und Ohren gehalten werden. Doch greift die Sängerin damit eindeutig zu hoch. Herausgekommen ist ein aufwendig produziertes und radiotaugliches Pop-Album.

Mehr über die Sängerin erfahren Sie unter www.vanessapetruo.com


Vanessa Petruo
Mama Lilla Would

Label: Island
Universal, VÖ: 25.11.2005
EAN: 0602498740545
14,99 Euro
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Beitrag vom 17.11.2005

AVIVA-Redaktion