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Beitrag vom 02.07.2006
Jhelisa - A Primitive Guide to Being There
Tatjana Zilg
Die Jazz- und Soulsängerin, die auch schon oft als Gastsängerin bei Pop-Produktionen beeindruckte, wählte New Orleans als Ausgangsbasis für ihr drittes Soloalbum. Mit 52 minütiger DVD!
2004 entdeckte Jhelisa New Orleans als den idealen Ort für die Inspiration und Umsetzung ihres nächsten eigenständigen Werkes. Die Jazzmetropole mit der immens lebhaften, multiethnischen reichen Musikkultur erwies sich als fruchtbarer Boden für ihre Kreativität. Ursprünglich wollte sie ihr Album als Hommage an die Stadt "Discovery Of Amazing" nennen. Doch die Hurricane-Katastrophe von letztem Jahr verzögerte die Fertigstellung auf dramatische Art. Nur mit dem Nötigsten bepackt verließ sie die Stadt, bevor Katrina Haus und Studio, in dem sie gearbeitet hatte, schwer beschädigte.
In Atlanta fand sie einen neuen Wohnort und komplettierte dort ihr Album. Sie schrieb einige weitere Stücke, die ihre Erfahrungen mit der alles verändernden Naturgewalt reflektieren wie "Survivin` (in the Key of E flat)", und entschloss sich zu dem essentiellen Albumtitel "A Primitive Guide to Being There".
Nun zeigt Jhelisa auch ihr Talent zu energiegeladenen Stücken - zuvor war sie eher für langsame Songs bekannt. Jetzt treibt sie den Beat manchmal auf 130 BPM hoch und verleiht ihrem Werk so mehr Abwechslung und Überraschungseffekte.
Ihre Texte sind in klarer Kontinuität zu den Vorgängeralben kompromisslos und sozialkritisch, sie schreibt über brisante Themen wie arrangierte Hochzeiten oder den Missbrauch von Prozac.
Das flotte Tempo vom Opener "Freedom´s Land" entwickelte Jhelisa anhand ihrer Erfahrungen mit den Fußstampf-Rhythmen, denen sie in der Afroamerikanischen Kirche begegnete. "Journey Of Live In 9 Minutes" dagegen ist ein schamanisch angehauchter Neunminüter, in dem Pandjit Danish einige exotische Perkussion -Instrumente zum Schwingen bringt. Aufgrund der Länge hat der Track die Möglichkeit, sich in einem Raum zwischen Chaos und Ordnung anzusiedeln, was ihn einen ganz besonderen Reiz verliert. "Love Is A State Of Mind", das jazzigste Stück, lässt Jhelisa viel Freiraum ihre Stimmkraft voll zu entfalten, und ist eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Facetten von Liebe, Tod und Körperlichkeit. "Walking On Air" mit den wirbelnden Perkussions-Tönen und dem leicht hektischen Gesang ist eine ideale Temperamentspritze für heiße Tage. In "Far I Have Come, Far I Must Go" zeigen sich die afrikanischen Einflüsse in einem treibenden Grundrhythmus und weitschweifigen Refrains, eine Atmosphäre zwischen Sehnsucht und Fröhlichkeit verführt zu fernwehschwangeren Träumen.
Ohne den Preis wesentlich zu erhöhen ist der CD eine 52minütige DVD beigefügt. Im April 2005 begleiteten INFRACom!-Labelmacher Jan Hagenkötter und Regisseur Markus Bader Jhelisa eine Woche mit der Kamera durch New Orleans. Die beiden filmten die Sängerin im lokalen Radiosender WWOZ, wo sie ein Interview gab und bei ihrem wöchentlichen Nina Simone-Abend im bekannten Hookah-Club.
Jhelisa zeigte den Besuchern aus Frankfurt die Vielfalt von New Orleans - von der ehemaligen Sklavenplantage bis zum Nachtleben. Die Ausflüge gerieten dabei nie zu einer rein touristischen Sightseeingtour, sondern Jhelisa vermittelt ihre persönliche, kritische Sicht der USA, mitgeprägt durch ihre europäischen Jahre und ihre Aufenthalte in Brasilien und Südafrika.
Die vielseitige Karriere von Jhelisa Anderson begann mit der Mitarbeit an einigen Chartstürmern ihrer britischen Rave-Kollegen The Shamen: Den Top-Ten Hits "Love Sex Intelligence" und "Phorever People" verlieh sie als Gastmusikerin ihren Charme und ihre Vocals. Zuvor veröffentlichte sie bereits mit Soul Family Sensation das von der Musikkritik vielbeachtete Album "New Wave". Auch die Island-Elfe Björk schätzte die amerikanische Sängerin und vertraute ihr die Vocals auf dem Track "There´s More To Life Than This" an( zu finden auf Björks Debutalbum).
1994 bekam Jhelisa das Angebot von Dorado Records, ein eigenes Soloalbum zu veröffentlichen. "Galactica Rush" erfüllte alle Erwartungen und pünktlich zwei Jahre später konnten sich die MusikhörerInnen und Medien von ihrem Potential zu einer kontinuierlichen Größe nicht nur in der R´n´B-Szene auf dem Follow-Up "Language Electric" überzeugen.
Mit "Friendly Pressure" gelang ihr ein eigener Hit, von dem es mindestens zwei Dutzend Remixe und möglicherweise ebenso viele Bootlegs gibt und der unzählige Male veröffentlicht wurde. Weitere Engagements als Gastmusikerin schlossen sich an: Für Bryan Ferry, Courtney Pine, Block 16, Massive Attack, da Lata und Chaka Khan, mit der sie fünf Monate lang in Los Angeles produzierte.
Auch familiär ist die Amerikanerin musikalisch verwurzelt: Sie wurde in Jackson/Mississippi als Tochter eines Gospelradio-DJs geboren. Mit Jhelisas Vater am Piano und an der Orgel trat die Anderson-Familie fast überall im Süden der USA in Kirchen und bei großen Gospelkonzerten auf. Als sie fünf war, produzierten die Andersons ihre erste erfolgreiche Gospelsingle.
AVIVA-Tipp: Eine angenehm-abwechslungsreiche Melange von Jazz, Soul und Worldmusic-Klängen, die sich sanft in die Ohren der ZuhörerInnen swingen und dennoch viele tiefe Momente bieten.
Die Musikerin im Web: www.jhelisa.com
Jhelisa
A Primitive Guide To Being There
CD + DVD Video
Label: INFRACom!, VÖ April 2006
EAN: 0801824005123
18,99 Euro90008115&artiId=5345900" .