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Beitrag vom 02.10.2006
Delerium - Nuages du monde
Silvy Pommerenke
Elektronischer Soundteppich mit weiblichen Stimmen umschmeichelt, so könnte die Kurzformel für Delerium lauten. Manche nennen es Ethnosound, andere Industrial oder Electro-Pop. Aber immer sind es...
...hörmuschelschmeichelnde Klänge. Die beiden Musiker von Delerium sind Vielproduzenten! Beim Zählen ihrer Alben kommt man bisweilen durcheinander.
An die vierzehn Alben haben sie seit 1987 produziert. Mit EPs inbegriffen liegt die Zahl noch deutlich höher, und das ist ein überschnittlich hoher Produktionsausstoß. Sie klingen wie eine Mischung aus Dead can Dance und Enigma und haben schon diverse Stilmischungen von Ambient-Sound bis hin zu Electro-Pop fabriziert.
Auf dem neuen Album nun sind die Klänge wiederum sphärisch.
Bereits das Cover unterscheidet sich von den meisten Vorgängeralben, da dieses Mal nicht die bevorzugte düstere Farbe Schwarz gewählt wurde, sondern helle Beige-, Grau- und Brauntöne. Der Betrachterin mit dem Rücken zugewandt sitzt eine langhaarige nackte Schönheit über den Wolken und lässt ihren Blick, von Schmetterlingen umgeben, auf ein fernes Gebäude gleiten, das wie aus Tausendundeiner Nacht anmutet. Damit ist quasi schon der Verweis gegeben, dass sich das Duo Bill Leeb, der einst Delerium gründete und Rhys Fulber, der zwischendurch schon mal bei anderen Projekten mitarbeitete, tatkräftige weibliche Unterstützung mit hinzugezogen haben. Dabei handelt es sich um die Gastsängerinnen Zoë Johnston (Sängerin von Faithless!!!), Isabel Bayrakdarian (klassisch ausgebildet), Katharine Blake, Kristy Thirsk, Jaël und andere. Diese femininen Stimmen runden die elektronischen Klänge wunderbar ab und lassen viel Platz für Sphäre & Raum.
In Kanada stehen Delerium mittlerweile auf Platz 1 der Downloadcharts für elektronische Musik und in den USA auf Platz 2. Höher geht es kaum noch, aber in Deutschland wollte sich ein dauerhafter Erfolg - bis auf das Duett "Silence" von 1997 (das später dann ein Milleniumshit wurde) mit dem Superstar Sarah McLachlan - noch nicht so recht einstellen. Das mag zum einen daran liegen, dass sich die Band aus zwei Kanadiern zusammensetzt, sie somit einen Heimvorteil in den schönen Wäldern Nordamerikas haben, zum anderen, dass die Musik vielleicht doch manchmal zu sehr an seichten Retro-Electro-Pop erinnert. In Zeiten von Spaß-Punk und erneuter deutscher Welle ist es nicht ganz einfach, sich am hiesigen Musikmarkt zu etablieren.
Anspieltipps: "Fleeting Instant" ist etwas poppiger geraten und von daher nicht ganz so esoterisch, wie manch andere Lieder auf Nuages du monde. Auch "The way you want it to be" ist überaus hörenswert, weil die Melodieführung und Stimme sehr beschwingt ist.
AVIVA-Tipp: Sphärisch schöne Klänge aus dem Land der weiten Wälder und langgestreckten Seen. Elektrolounge, Wohlfühlmusik oder wie immer man das auch nennen will: entspannend ist es allemal!
Delerium im Netz:
Delerium
Nuages du monde
Label: NETTWERK, VÖ: September 2006.
EAN: 5037703060227
18,99 Euro90008115&artiId=5847813"