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Beitrag vom 02.10.2006
Jenny Weisgerber - When worlds collide
Silvy Pommerenke
Wie aus einer anderen Zeit klingen die melancholisch schönen Lieder der jungen Berlinerin. Fast ist man versucht zum eigenen Plattenspieler zu sehen, um sich zu vergewissern, dass da...
...keine alte Vinyl-Scheibe rotiert. Aber nein, handgespielte Musik aus dem 21. Jahrhundert, auf CD gepresst, hat Weisgerber mit Hilfe von Colin Bass in Bits und Bytes umgewandelt. Dabei wäre es so schön, eine Vinylscheibe aus der Hülle gleiten zu sehen, sie auf den runden Filz zu legen, um daraufhin behutsam die Nadel aufzusetzen. Punk soll sie in ihrer Jugend gehört haben. Und die Platten von Van Morrison und Bob Dylan. Dass der Name Joni Mitchell nicht fällt, ist erstaunlich. Denn genau so, mit Verlaub, klingt sie. Folksongs mit Akustikgitarre und Klavier umgesetzt, bisweilen unterstützt von einem Cello und Electric Guitars. Die ideale Musik, um nachts im Auto durch die leeren Straßen Berlins zu fahren. Oder auch, um bei Räucherstäbchen und Kerzenschein das Strickprojekt des letzten Jahres zuende zu führen.
Wenn irgend möglich, so besuchen Sie ein Konzert von Jenny Weisgerber!
Sie hat eine ganz unaufdringliche und sehr sympathische Art, ihre Musik dem Publikum vorzuführen. Dabei erzählt sie dann kleine Geschichten, die nicht immer etwas mit den Songs zu tun haben. Wie beispielsweise die, von der wunderschönen Frau, neben der sie im Bus saß, und die beim zweiten Hinsehen völlig vernarbte und zerschnittene Arme aufwies. Die Haut als Spiegel der Seele? Jenny jedenfalls hat keine Narben auf der Haut. Das wurde von keinem Geringeren als Jim Rakete photographisch festgehalten. Wie es zu dieser außergewöhnlichen Zusammenarbeit kam? Ganz einfach: an ihrem Geburtstag klingelte ihr Handy, und Mr. Rakete war dran. Er hätte sie letztens auf einem Konzert gesehen und würde sie gerne photographieren. Dass sie sich da nicht hat zweimal bitten lassen, liegt auf der Hand.
Im Jahr 2003 gewann sie den ersten Preis beim Wettbewerb des Berliner Jugendkulturfestivals. Ein Jahr darauf erreichte sie, erneut als Solokünstlerin, das deutsche Finale des Emergenza Acoustic Musikwettbewerbs. Mit Sicherheit wird Jenny Weisgerber weiterhin von sich hören machen. Dem Debütalbum "When worlds collide", das bereits im Winter 2005 erschienen ist, sollte bald ein würdiges zweites Album folgen. Sie arbeitet bereits an neuen Songs, und vermutlich wird das nächste Projekt jazziger ausfallen, da sie zur Zeit Jazzunterricht nimmt. Da ist vor allem Improvisation angesagt, und das ist ja bekanntermaßen den BerlinerInnen sowieso zu Eigen.
Anspieltipps: "Until I lose my mind" ist erfrischend dynamisch gelungen und erinnert darin ein wenig an Naked Raven (für die Weisgerber im November in Halle den Support spielt). Auch "Hear me call" ist mit Klavier und E-Gitarre gut besetzt und verlässt ein wenig die sonst vorherrschenden melancholischen Töne.
Weiterhören: Rickie Lee Jones und Joni Mitchell
AVIVA-Tipp: Folkpop zum Verlieben. Genau die passende Musik, um dem Laub beim Verfärben zuzusehen, lange Spaziergänge im Tiergarten zu machen und im Anschluss bei heißer Milch mit Honig vor dem Kohleofen zu sitzen.
Jenny Weisgerber im Netz: jennyweisgerber.kartini-music.com
Jenny Weisgerber
When worlds collide
Label: SoulMaid Records, VÖ: November 2005.
EAN: 4030143000120
16,99 Euro90008115&artiId=5181427"