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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 07.10.2006


Ulrike Haage - Weißes Land
Silvy Pommerenke

Musik für Fortgeschrittene! Jazz als Reisebegleitung für Haages Fahrt ins Universum der Welt. Herausgekommen ist ein Album höchster Reife und Abgeklärtheit! Die Frau ist definitiv am Piano...




...in ihrem Element!

Zu Ulrike Haage gibt es unendlich viel zu sagen. Unter anderem, dass sie an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Hamburg studierte, wo sie später dann von 1983 bis 1989 als Dozentin für Improvisation und Orchesterleitung tätig war. Es folgte die Zusammenarbeit von 1989 bis 1994 mit Katharina Franck bei den "Rainbirds", zudem die Arbeit an dem Projekt "Stein". Auch vor Hörspielbearbeitungen - mit Durs Grünbein, Thea Dorn und vielen, vielen anderen - machte sie nicht halt, und als bislang größte Wertschätzung ihrer Musik wurde sie 2003 mit dem Albert Mangelsdorff-Preis (Deutscher Jazzpreis) ausgezeichnet. Als erste Frau erhielt sie diesen begehrten Musikpreis, und man kürte sie für ihre Innovation und ihre Grenzüberschreitung. 2004 legte sie schließlich ihr erstes Soloalbum "Selavy" vor.

Sie müssen "Weißes Land" unbedingt über Kopfhörer hören, sonst entgeht Ihnen ein Großteil der Haage`schen Experimentierfreude. Das Album ist gewiss nichts für `zwischendurch` oder `nebenbei`. Bisweilen ist man sogar an das großartige "The Köln Concert" von Keith Jarrett erinnert, und es wird klar, wofür Ulrike Haage den Deutschen Jazzpreis erhalten hat. Sie ist eine großartige Soundtüftlerin, Komponistin, Pianistin und Tonvirtuosin. Man kann der positiven Zuschreibungen nicht genug finden und sicherlich hat sie sich mit ihrem neuen Werk "Weißes Land" einen Platz neben Jarrett & Co im CD-Regal erobert! Bei allem hört man aber auch immer wieder die Rainbirds heraus, geht auf die "Reise Toter" (Dursbein lässt grüßen) und ist trotz allem immer wieder gefangen von den, ach so typischen, Klängen Haages. Ihre Grenzöffnung bringt sie zustande, indem sie den libanesischen Geiger Claude Chalhoub und den Schlagzeuger Erik Schaefer mit in ihre Musik einbezieht. Zudem verwertet sie andernorts eingefangene Geräusche, wie das Regengetrappel auf Jurten im fernen Santa Fe, das verfremdet in "Remember Monsoon" eingearbeitet wurde. Aber nicht nur mit Fremdgeräuschen arbeitet die Pianistin, sondern sie experimentiert auch mit divergierenden Musikrichtungen, wie das Aufeinandertreffen von nahöstlichen Trauermelodien versus luftige Drum&Bass-Beats. Das alles verlangt der Hörerin höchste Konzentration ab, auf die sie sich aber gerne einlässt. Ein Album, dass mit zunehmendem Hören immer neue Momente eröffnet. Grandios!

Lesen Sie auch das AVIVA-Berlin Interview von 2003 mit der Künstlerin.

Weiterhören: Julia Hülsmann Trio und Aziza Mustafa Zadeh

AVIVA-Tipp: Ein ganz großes Album! Ulrike Haage vereint Jazz mit klassischer Musik, mit Filmmusik, mit... Die Analogien sind unzählig, das einzige was hilft, ist, es sich selbst anzuhören.

Ulrike Haage im Netz:


Ulrike Haage
Weißes Land

Label: edel records GmbH, VÖ Oktober 2006
EAN: 4029758748329
17,99 Euro90008115&artiId=5807393"



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Beitrag vom 07.10.2006

Silvy Pommerenke