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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 22.07.2006


Schtimm - Time, Space And Other Stories
Tatjana Zilg

Genreeinordnungen überdrüssig erfanden die NorwegerInnen eigene Bezeichnungen für ihre sanft-düsteren Songs. Dunkelpop und Alcojazz. Magisch-zart, bittersüß, clever, mit einer delikaten Prise Ironie




Drei Geschwister aus dem kühlen Norden und ein Nachbarsjunge gründeten im Dezember 1998 eine Band. Aufgewachsen in dem kleinen Dorf Saltdal machten sich die Vier auf den Weg, ihre ganz eigene Art des Musikmachens zu entdecken und wählten Trondheim als ihre Ausgangsbasis. Ihr Debut ”The Alcoholovefi Collection” erschien im Frühjahr 2000 und im Herbst zuvor spielten sie die ersten Live-Gigs.

Für das Konzept des Follow-Up “plays Mrakoslav Vragosh” war eine besondere Vorbereitung erforderlich. Auf ihrer Suche nach einem russischsprachigen Menschen, der zudem Literatur empathisch schätzt, fanden sie Knut A Grimstad. Für die String-Arrangements des Tracks „Flowers“ gewannen sie den norwegischen Klassik-Komponisten Fred Johnny Berg. Im Mai 2002 konnten dann die ersten Fans das Album in den Händen halten. Zwei Jahre später, nach weiteren ausgedehnten Touring-Erfahrungen, komplettierten sie das Album „Featuring“.

In Deutschland begegneten sie einem besonders interessiertem Indie-Publikum, was dazu führte, dass das aktuelle Album „Time Space And Other Stories“ noch vor dem Release in Norwegen beim Düsseldorfer Label Make My Day Records veröffentlicht wird. Diesmal entschieden sie sich für das Konzept eines „Short Story Albums“, das sich mit den Aspekten von Time und Space beschäftigt. Für einen Teil der kreativen Phase wohnten sie in einen Haus mit Blick aufs Meer, die Aufnahmen fanden in drei verschiedenen Studios statt.

Entstanden ist ein eindrucksvolles, pop-angehauchtes Album mit Tiefgang. Besonders reizvoll ist, dass sich B und ihr Bruder AE bei den Vocals abwechseln - das Ergebnis ist ein kontrastreiches, sehr lebendiges Spektrum an femininen und maskulinen Nuancen.
„The Onceuponatimer`s Theme” wurde gänzlich als Duett gestaltet - sehr fröhlich im Grundton, während bei den anderen Tracks die melancholisch-sensiblen Komponenten vorherrschen.
Verspielt-romantisch klingt „Dead, Sparks and Wine” - hier dominiert die elfenhaft-klare Stimme von B die Vocals, der rauere Refrain bildet hierzu einen spannungsreichen Gegenpol.
Die Glockenspielballade „From the time to Neverletgo” erinnert mit den jazzigen Posaunen-Tönen fast an ein Christmas Carol, fast vermutet man einen Elch hinter der nächsten Ecke. Der leicht kratzige maskuline Gesang schafft eine angenehm-geheimnisvolle Atmosphäre.
Einer der kräftigsten Tracks des Albums ist „Same Old Circle“ mit raumgreifendem, femininem Gesang und prägnanten Percussion-Einsätzen.
Sehr minimalistisch dagegen zeigen sich die NorwegerInnen auf „Scccch“. Der zarte Gesang von B steht ganz im Vordergrund, nur begleitet von leisen Glockenspielfacetten im Hintergrund.

AVIVA-Tipp: Feinsinnige Songs, im weiten Raum irgendwo angesiedelt zwischen Edelpop, New Acoustic Movement und Barjazz, aber sehr eigenständig und kontrastreich. Lebhaft, melancholisch, düster und romantisch wie das Land, aus dem sie kommen - Norwegen mit seinen Fjorden, Gletschern und tiefen Wäldern.

Schtimm
Time, Space and Other Stories

Label: Makemyday Records, VÖ Juli 2006
EAN: 4260031820206
14,49 Euro

Die Band im Web: www.exposia.no/cgi-bin/schtimm/site

Lesen Sie auch unser Interview mit AE (männliche Vocals und Bass) und B (weibliche Vocals und Percussion).
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Beitrag vom 22.07.2006

AVIVA-Redaktion