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Beitrag vom 19.10.2006
Goldfish - coming home
Tatjana Zilg
Ausgesprochen professionell, detailreich und vielfältig für ein Debut. Eigentlich kein Wunder, denn die Berliner Band spielt bereits seit 1999 zusammen. Zuvor in Bands wie Häwi Mädels, Helicopter
Tief und eindringlich sind nicht nur die ersten E-Gitarren-Akkorde des Openers
„My House“. Die rauchige, volle Stimme von Sängerin Danuta begleitet durch 11 Tracks, die doch etwas mehr heavy sind als der sanfte Bandname und das poppige Cover vermuten lassen: Die goldene Fischfrau bevorzugt eindeutig einen Heavy-Sound, der kräftig und mit E-Gitarren daher kommt, die gerne laut gehört werden können. Dies jedoch mit Perfektion und sehr abwechslungsreich, wodurch sich die Band klar von Bands aus der Berliner Hardcore-Ecke unterscheidet.
Vergleiche mit Patti Smith, PJ Harvey oder Portishead liegen nahe, wobei die Band einen ganz eigenen Stil hat, der sie auch hier ihre ganz spezielle Position einnehmen lässt. Wozu auch Vergleiche, wenn die Musik fesselt, Emotionen aufrüttelt und eine Menge Spaß macht.
Eingängige und gleichzeitig raffinierte Sound-Ideen wie im Keyboard-orientierten „Tracy“ lassen ZufallshörerInnen möglicherweise schnell zu Fans werden. Durch den Stakkato-Gesang, mit erstaunlich zarten Nuancen, und dominanten Drums prägt sich nicht nur der ambivalente Text nachhaltig ein. Noch einen Song später, in „Snow“, wandelt sich Danutas Stimme in schneeflockenzarte Töne, der langsame Blues-Rhythmus passt wunderbar als Wegbegleiter beim Herbstschlendern im Park oder am Ufer.
Mit „Rock The Floor“ wird es wieder schneller, der Gesang bleibt aber intensiv und eindringlich. Beats wie aus dem Maschinenraum eines Spree-Dampfers bannen die gesamte auditive Aufmerksamkeit - am besten einen kuscheligen Platz suchen, um den Rest des Albums mit jeder Pore genießen zu können!
Langsamere, sehnsüchtige Töne in „No Tears“, hypnotische Beats in „I Try, I Try“ und rockige Gitarren-Experimente sind noch zu erwarten bis das Nu Country - angehauchte Outro „Sunny Side Up“ mit einer deutsch-englischen Slam-Poetry-Collage die ZuhörerInnen wieder in die Dunkelheit der Herbsttage entlässt.
AVIVA-Tipp: Erdiges Rock-Album mit feinen Pop-Nuancen und vielen sehr intensiven Pointierungen. Nicht nur die MusikerInnen sind äußerst band-erfahren, sondern auch Thomas Stern (früher bei der Kultband Crime & the City Solution, heute Produzent von Meret Becker und Katharina Frank) und der Produzent Olaf Bruns („Seed“ und „Bela B.“) signierten „Coming Home“ mit ihrer Handschrift. Während Stern für einige Stücke seinen Bass wieder auspackte, mischte Bruns „Carry your name“ neu ab.
Goldfish
`coming home
Label: Pale Music,
VÖ Mai 2006
Volksbühne
Rosa-Luxemburg-Platz
10178 Berlin
Mehr unter www.berlinsane.com
www.goldfish-music.de