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Beitrag vom 07.03.2008
Yael Naim und David Donatien – Yael Naim
Tatjana Zilg
Einige werden ihre Stimme aus dem Werbespot für das hauchdünne Apple MacBook kennen. Alle anderen sollten es nicht versäumen, sie jetzt kennenzulernen, denn die 30jährige Israelin lässt ...
... ihre Stimme in einem eindringlichen Spannungsfeld zwischen pur / rein und kraftvoll / verführerisch erklingen, und gesellt sich damit in eine Liga weiblicher Gesangskünstlerinnen, zu der Ausnahmetalente wie Feist, Regina Spektor und Joni Mitchell gehören.
Wie die Vocal-Akrobatin aus dem kalten Kanada nahm die Newcomerin aus dem sonnigen Israel ihre aktuelle Songwriting-Perle in Paris auf. Ihr fester Wohnsitz liegt aber nach wie vor in Tel Aviv. Ursprünglich wurde sie in Frankreich geboren und zog im Alter von 4 Jahren mit ihren tunesischen Eltern nach Israel. Für ihr selbstbetiteltes Album entschloss sie sich, neben englischsprachigen Songs einige mit hebräischen Texten aufzunehmen. Die Verbindung der modernen Melodien, die in einer universellen Mischung aus NuFolk, Pop und sanften Rock erklingen, mit der herben Sprache bereichert das Album um eine wunderschöne Komponente. In der eigenen Sprache zu singen, ist immer eine mutige Entscheidung, denn der internationale Markt steht dem oft skeptisch gegenüber. Yael Naim braucht sich da keine Gedanken mehr zu machen. Yael Naim braucht sich da keine Gedanken mehr zu machen. In Frankreich wurde das Album innerhalb kürzester Zeit 150.000 Mal verkauft, schnellte auf Platz 6 der Album-Charts und wurde zum Album des Jahres in der Kategorie Weltmusik gewählt. In den USA gelang ihr mit der Singleauskoppelung "New Soul" der Einzug in die Top Ten der amerikanischen Billboard Charts.
Wie bei Feist steht bei den 13 Songs die Sprachmelodie oft im Vordergrund, und wird im perfekten Zusammenspiel unterlegt von abwechselnd minimalistisch und detailreich angelegten Melodien. Da geht der einnehmend kraftvolle Gesang auch mal in Phasen des Seufzens, Hauchens, Dahinsummens über, die eine ganz eigene Welt entstehen lassen. Eine Vielfalt von Gefühlen spiegelt sich in den Songs wieder: Zeitloses Glück in "Endless Song of Happiness", nachdenkliche Melancholie und berührende Traurigkeit in "Lonely" und "Too Long", die Tücken der Liebe in "Shelcha". Die Singleauskoppelung "New Soul" wurde von Apple-Chef Steve Jobs für den MacBook Air-Werbespot ausgewählt. Die eingängige Piano-Melodie und der akzentuierte, fröhlich-beschwingte Gesang ist ein geeignetes Mittel, um vom digitalen Zeitalter verwöhnte Seelen einzufangen und für die neuste Innovation zu begeistern.
Für sie selbst beinhaltet der Song die Beschreibung des Prozesses, den sie in den ersten Jahren ihrer Musikerinnen-Karriere durchlief. Als kleines Mädchen wurde sie von den Eltern für ihr großes Interesse an ihrer Kinderorgel mit dem Erwerb eines Klaviers belohnt, das sie eines Tages in ihrem Kinderzimmer in Ramat Hacharon, einer kleinen Stadt in der Nähe von Tel Aviv, vorfand. Die Überraschung war perfekt und von klein auf widmete sie einen Großteil ihrer Zeit der Musik. 10 Jahre lang besuchte sie ein Konservatorium und war begeistert von klassischen Symphonien. Parallel dazu träumte sie davon, eine Seelenwanderin zu sein, die früher schon einmal in anderer Gestalt auf Erden gewandelt ist.
Mit 12 Jahren infizierten sie die Beatles-Melodien, die vom Plattenspieler ihres Vaters durch das Haus schallten. Sie begann, selbst Songs zu komponieren und reihte etwas später Aretha Franklin und Joni Mitchell in ihre musikalischen Vorbilder ein.
In Tel Aviv gab sie ihre ersten Live-Auftritte in Jazz-Clubs, wo sie einige wichtige Leute aus der Musikszene kennen lernte. Bald nach der zweijährigen Militärzeit, während der sie nicht von der Musik lockerließ und mit der Band The Anti Collision in Israel tourte, wurde sie zur Teilnahme an einem Wohltätigkeitskonzert in Paris eingeladen. Von dort gelang der Sprung ins kommerzielle Musikschaffen schnell, aber genauso schnell stolperte sie über die marktüblichen Hindernisse.
Unter dem Dach von EMI veröffentlichte sie 2001 ihr Debut "In A Man´s Womb". Da sie sich selbst nicht mit dem fertiggestellten Album identifizieren konnte, war ihr Selbstvertrauen zunächst zerstört. Dabei hatte sie sich kurz zuvor auch als Schauspielerin und als Soundtrack-Komponistin einen Namen gemacht, aber nun hatte sie das Gefühl, sich im Chaos verworren zu haben.
Die Begegnung mit dem Allround-Talent David Donatien im Jahr 2004 gab den Anstoß, sich wieder auf das eigene Potential zu konzentrieren und an einem Album zu arbeiten, hinter dem sie hundertprozentig stehen konnte. Langsam tasteten sie sich an die passenden Arrangements für ihre einzigartige Stimme, die sich in ungemein vielen Facetten zeigen kann, heran. David brachte eine Menge Erfahrung mit: Seit 15 Jahren arbeitete er mit einer Vielzahl von außergewöhnlichen MusikerInnen zusammen, darunter Bernard Lavilliers, Junior Jack, Wassis Diop und Malia. Als Drummer variiert er routiniert zwischen traditionellen Trommeln und elektronischen Werkzeugen. Ausgehend von diesen Rhythmen entwickelt er seine überzeugenden, raffinierten Arrangements. Die beiden Musikbesessenen fanden ineinander die perfekte Ergänzung und holten, nachdem sie sich über die Grundlinie geeinigt hatten, ein Team von erfahrenen InstrumentalistInnen mit ins Boot.
AVIVA-Tipp: In jedem Moment des Hörens kann die große Hingabe und kreative Sorgfalt, die in das Album von den MusikerInnen während des mehr als zwei Jahre dauernden Arbeitsprozesses investiert wurde, nachempfunden werden. Herzerwärmend, sehnsuchtsvoll, ergreifend, betörend und bittersüß schwebt Yael Naim´s Stimme in die Sinne und wird so schnell bestimmt nicht mehr vergessen werden.
Yael Naim und David Donatien
Yael Naim
Label: Warner, VÖ 7.03.2008
Die Songwriterin im Web:
www.yaelweb.com
www.yaelnaim.de
Mehr Infos zu israelischen Sängerinnen in der internationalen Musikszene finden Sie auch in unserem Artikel "Jüdische Newcomerinnen erobern die Download-Charts".