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Beitrag vom 06.05.2008
Fairplay im Fußball - Gemeinsam gegen Rassismus und Gewalt
AVIVA-Redaktion
Aufgrund zunehmend auftretender Fälle von Rechtsextremismus hat der Berliner Fußball Verband ein neues Projekt gestartet, um Vereine im Umgang mit gewaltbereiten SportlerInnen zu stärken.
Konflikte mit Gewalt, Rechtsextremismus, Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus sowie innerethnische Probleme stellen für den Amateurfußball insbesondere im Jugendbereich eine zentrale Herausforderung dar. Der Berliner Fußball-Verband (BFV) hat vor diesem Hintergrund das Projekt "Fairplay im Fußball - Gemeinsam gegen Rassismus und Gewalt" entwickelt.
Die Schulung von TrainerInnen, BetreuerInnen, SchiedsrichterInnen, SportrichterInnen und FunktionärInnen ist ein wesentlicher Schwerpunkt des Projekts. Darüber hinaus sind öffentlichkeitswirksame Aktionen mit den Mitgliedsvereinen vorgesehen. Anlässlich des Abschlusses einer Projektvereinbarung mit dem Berliner Fußball-Verband am 29.04.2008 erklärt Staatssekretär Thomas Härtel: "Fußball ist eine der beliebtesten und populärsten Sportarten und sollte geprägt sein von Fairness und Besonnenheit, von Geduld und sportlichem Geschick. Er bietet unseren Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit sinnvoller Freizeitbeschäftigung und darüber hinaus die Chance, die eigenen sozialen und persönlichen Kompetenzen weiter zu entwickeln. Um diese Potentiale des Fußballs nicht zu gefährden, gilt es, allen Formen von Gewalt und Rechtsextremismus mit Entschiedenheit die Rote Karte zu zeigen."
Der Präsident des Berliner Fußball-Verbandes, Bernd Schultz erklärt: " Schon seit 10 Jahren bemüht sich der BFV in vielen Aktionen, Gewalt und Rechtsextremismus einzudämmen, aber leider machen sich gesellschaftliche Entwicklungen auch im Sport bemerkbar. Wir werden auch weiterhin jegliche Art von Gewalt und Rechtsextremismus ächten und offensiv dagegen vorgehen. Mit unserem neuen Projekt wollen wir uns diesem Thema noch intensiver widmen und unsere Handlungsmöglichkeiten optimieren.".
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die DFL Deutsche Fußball Liga GmbH (DFL) beteiligen sich ebenso an einem bundesweiten Projekt der Wochenzeitung DIE ZEIT gegen Rechtsextremismus. Kern der Aktion, die im Mai 2008 startet, wird eine große Online-Plattform sein, auf der Betroffene Rat von ExpertInnen erhalten und sich mit anderen Interessierten austauschen können.
Was tun, wenn plötzlich Nazi-Symbole rings um die Fußball-Plätze oder in den Stadien auftauchen? Wie reagieren, wenn in der Kabine rassistische Sprüche fallen? Wie einschreiten, wenn MitspielerInnen von ihren GegnerInnen oder von den Tribünen wegen ihrer Hautfarbe beschimpft werden? Wann sind Fan-Gesänge noch lustig und originell, wann überschreiten die Texte möglicherweise die Grenze zu rechtsextremistischem Gedankengut? Dies sind nur ein paar von vielen Fragen, die auf dem neuen Internet-Portal www.netz-gegen-nazis.de gestellt, diskutiert und beantwortet werden.
Dass Projekte gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus im Amateurfußball sinnvoll und wichtig sind, zeigt die Situation des jüdischen Fußballvereins TuS Makkabi. Bereits im Jahr 2006 musste ein Spiel von Makkabi gegen Altglienicke wegen Sprüchen wie "Auschwitz ist wieder da" und körperlichen Bedrohungen abgebrochen werden. Vor einigen Wochen zeigten zwei Fans des Makkabi-Gegners Adlershof den Hitler-Gruß. Der Vorsitzende von TuS Makkabi, Tuvia Schlesinger, sagte daraufhin: "Fast kein Spieltag vergeht mehr, an dem unsere Spieler nicht antisemitisch beleidigt werden. Derzeit herrscht eine Stimmung gegen uns, die ist nahezu unerträglich." Vor allem im vergangenen Jahr haben die Beleidigungen drastisch zugenommen. "Die Hemmschwelle ist gefallen: Die Leute denken nicht nur antisemitisch, sondern sie zeigen es auch lautstark". Auf die Frage, wie lange sich der Verein dies noch zumute, antwortet Schlesinger: "Wir Verantwortlichen im Verein stellen uns vermehrt diese Frage. Die Zustände verschlechtern sich, aber wir machen weiter. Das ist eine Art Trotzreaktion."
Um auf die wiederholten Pöbeleien gegenüber den Spielern hinzuweisen, enthüllte die Mannschaft des TuS Makkabi beim Spiel gegen den Berliner SC ein Banner mit der Aufschrift "Menschenrechte gelten: Auch im Fußball!?". Zukünftig wird der Verein jede rassistische oder antisemitische Beleidigung beim Berliner Fußballverband melden.
Weitere Informationen über den TuS Makkabi: www.tus-makkabi.de
Ein Interview mit dem Vereinspräsidenten des TuS Makkabi, Tuvia Schlesinger, finden Sie unter: www.woz.ch
Mehr zum Netz gegen Nazis unter: www.dfb.de
(Quelle: Landespressedienst, 30.04.2008)