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Beitrag vom 31.07.2007
Pratibha Patil als erste Präsidentin von Indien vereidigt
Stefanie Denkert
Am 21. Juli 07 setzte sich die 72-jährige Politikerin für die regierende Kongress-Partei durch. Bei ihrer Vereidigung am 25. Juli 07 versprach Patil, die Situation für indische Frauen zu verbessern
Pratibha Patil, die Rechtsanwältin und bisherige Gouverneurin des Bundesstaats Rajasthan, erhielt bei der Wahl zur Präsidentschaft fast zwei Drittel der Stimmen. Somit schlug sie den amtierenden Vizepräsidenten Bhairon Singh Shekhawat, der für die Opposition kandidierte. Am 25. Juli 2007 wurde sie offiziell als erste Präsidentin Indiens vereidigt.
Bereits im Vorfeld zur Wahl wurde Pratibha Patil als klare Favoritin gehandelt, obwohl sie als umstritten galt. 1973 hatte Patil eine Genossenschaftsbank gegründet, die Frauen aus der Armut helfen sollte. Während des Wahlkampfs wurde ihr vorgeworfen, diese Bank genutzt zu haben, um Familienmitgliedern Kredite zu gewähren. Zudem hieß es, dass Familienmitglieder von Patil in kriminelle Machenschaften verwickelt seien. So soll ihr Bruder für den Mord an einem Parteirivalen verantwortlich sein.
Patils Sieg macht sie zur Hoffnungsträgerin für FrauenrechtlerInnen. Diese hoffen, dass die Präsidentin helfen wird, die soziale, politische und ökonomische Situation von Frauen und Mädchen in Indien zu verbessern. In Indien werden Frauen aufgrund ihres Geschlecht noch immer stark diskriminiert. So kümmern sich viele indische Eltern nicht um die Bildung ihrer Töchter - mit dem Ergebnis, dass 40 Prozent der Frauen nicht lesen und schreiben können. Von vielen indischen Familien wird auch immer noch erwartet, dass sie eine große Mitgift bei der Hochzeit ihrer Töchter zahlen. Obwohl es nicht legal ist, werden Mädchen in ländlichen Gegenden Indiens bereits im Kindesalter für arrangierte Ehen versprochen.
Pratibha Patil erklärte sich selbst im Wahlkampf als Befürworterin von Frauenrechten und betonte, dass "Frauen das Rückgrat jeden Hauses bilden und zu großen Teilen zu dem Fortschritt und der Entwicklung Indiens beigetragen haben". Patil bekam große Unterstützung von der weiblichen Wählerschaft, die aus den VolksvertreterInnen aus den Landesparlamenten und dem Bundesparlament bestand. Bei ihrer Vereidigung am 25. Juli 2007 gelobte die Präsidentin, sich für die Rechte von Frauen und Mädchen einzusetzen und machte deutlich, dass "die Stärkung von Frauen besonders wichtig für mich ist, denn ich glaube, dass es zu einer Stärkung der Nation führt". Zudem schwor Patil, die geschlechtsselektive Abtreibung und die hohe Kindersterblichkeit in Indien zu bekämpfen. Beides habe zu einem erhöhten männlichen Bevölkerungsanteil (927 Frauen kommen auf 1000 Männer) geführt. Das ist ungewöhnlich, da die meisten Völker einen leicht höheren Frauen- als Männeranteil haben.
Die erste Präsidentin Indiens will sich zudem für Umweltschutz einsetzen und Armut bekämpfen, dabei will sie alle Teile der Gesellschaft als gleichwertige Partner miteinbeziehen.
Zur Info: Pratibha Patil (geb. 1934 im Bundesstaat Maharashtra) begann 1962, nach ihrem Jura-Studium, ihre politische Karriere als Abgeordnete der Kongresspartei für die Region Jalgaon. Seit 1967 war sie auf verschiedenen MinisterInnenposten an der Regierung vom Bundesstaat Maharashtra beteiligt. 1985 wurde Patil in das Rajya Sabha, das indische Oberhaus, gewählt und danach ins Unterhaus, das Lok Sabha. 1994 wurde sie zur Gouverneurin von Rajastan gewählt und ist bis heute die erste und einzige Frau auf dem Posten eines Gouverneurs. Patil ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Quellen:
Netzeitung, 21. Juli 2007
Ms. Magazine, 23. Juli 2007
und Ms. Magazine, 30. Juli 2007