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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 06.03.2010


2009 - Frauen in den Nachrichten noch immer unterrepräsentiert
Nadja Grintzewitsch

Nur 23 Prozent aller Personen, über die in den deutschen Medien berichtet wurde und die selbst berichteten, waren Frauen. Dies ergab eine Untersuchung des Global Media Monitoring Project (GMMP),...




...einer internationalen Medienbeobachtung. Auch dieses Jahr oblag das GMMP der "World Association of Christian Communication" in Toronto. Die Koordination der deutschen Nachrichtenuntersuchung übernahm zum vierten Mal in Folge der Journalistinnenbund. Die Daten wurden in über 100 Ländern erhoben.

Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1995 stieg der Frauenanteil in den Hauptnachrichten um sieben Prozent. Im Vergleich zur letzten Stichtagserhebung 2005 bedeutete das einen Zuwachs von ein Prozent. Für den internationalen Stichtag 2009 wurde ein Datum gewählt, das weltweit möglichst nicht mit großen Ereignissen kollidieren sollte. So fiel die Wahl auf den 10. November. Die Berichterstattungen in den deutschen Medien drehten sich an diesem Tag um zwei Hauptthemen: Die Antrittsrede Angela Merkels als wiedergewählte Bundeskanzlerin und der 20. Jahrestag des Mauerfalls.

Analysiert wurden am Stichtag 153 Berichte aus 12 Tageszeitungen sowie 117 TV-Nachrichten aus ARD, ZDF, RTL und weiteren Regionalsendern. Hinzu kamen 50 Radiomeldungen und 63 Onlinebeiträge. Es wurde hierbei insbesondere auf die Präsenz von Männern und Frauen als BerichterstatterInnen oder JournalistInnen geachtet sowie untersucht, inwieweit sie Subjekt der Nachrichten waren oder zitiert wurden. Zusätzlich wurde aufgelistet, ob die Beiträge von regionaler oder bundesweiter Bedeutung waren. Das (GMMP) kam zu dem Ergebnis, dass in insgesamt 384 (2005: 324) Berichterstattungen 256 (2005: 147) weibliche Personen und 839 (2005: 524) männliche Personen namentlich erwähnt wurden. Dies ergab einen Frauenanteil von 23 Prozent.

Regierungsmitglieder und PolitikerInnen wurden in den Nachrichten am häufigsten genannt. Angela Merkel führte mit wörtlichen Zitaten und auf Fotos die Rangliste aller in den Medien genannten Personen an. Dennoch waren nur 20 Prozent dieser Berufsgruppe weiblich. Zu den Feierlichkeiten des 20. Jahrestages des Mauerfalls wurden in allen Medien detailliert über die teilnehmenden RepräsentantInnen aus dem In- und Ausland berichtet. Nach Angela Merkel landete Hillary Clinton auf Platz Zwei, weiterhin fanden vor allem Renate Künast, die Fraktionschefin der Grünen, und die Stasi-Bundesbeauftragte Marianne Birthler Erwähnung.

Auffällig unterrepräsentiert blieben am Stichtag des GMMP der Kultur- und Sportbereich in den Hauptnachrichten. Am häufigsten wurden in der Boulevardpresse die Schauspielerin Jessica Schwarz in Zusammenhang mit ihrer neuen Rolle als Romy Schneider, Paris Hilton in ihrer Dauerrolle als Hotelerbin, und Germany´s Next Top Model-Verursacherin Heidi Klum genannt.

Auffällig ist: Früher wurden Frauen oftmals nur in Zusammenhang mit ihren prominenten Ehemännern, Vätern oder Brüdern namentlich erwähnt. Diese Form der Diskriminierung ist stark zurückgegangen. Familiäre Beziehungen werden meist nur noch in Hinblick auf kriminelle Straftaten aufgezeigt, etwa um den Hintergrund eines Verbrechens zu beleuchten.

Die Internationale Medienbeobachtung wurde 1995 im Anschluss an die Weltfrauenkonferenz in Peking zum ersten Mal durchgeführt. Seitdem wird die Zählung der Männer und Frauen, die in Tageszeitungen, TV oder Radio nachrichtlich erwähnt werden, alle fünf Jahre wiederholt. 2010 jährt sich die Pekinger Weltfrauenkonferenz zum 15. Mal. Es wird geprüft, welche Fortschritte - oder auch Rückschritte - bei der Umsetzung der damals verabschiedeten Aktionsplattform erzielt worden sind.
Das internationale Endergebnis ist im Herbst 2010 zu erwarten. Dann wird sich zeigen, wie Deutschland im weltweiten Vergleich abschneidet.

(Quelle: Journalistinnenbund, 5. März 2010)

Weitere Infos finden Sie unter:

www.whomakesthenews.de

www.journalistinnenbund.de


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Frauen sind zunehmend in den Nachrichten präsent (2005)



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Beitrag vom 06.03.2010

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