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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 03.03.2005


Frauen und Vorbilder
AVIVA-Redaktion

Die Unternehmensberatung Accenture, deren eigene Vorbildfunktion seit den jüngsten Kungelei-Vorfällen bezweifelt werden muss, legt eine Studie zum Thema Führungskräfte und Vorbilder vor.




"Nicht ohne unsere Frauen! Parameter für unternehmerischen Erfolg in einem herausfordernden Umfeld" - so der offizielle Titel der Begrüßungsrede am zweiten Konferenztag. Doch über die angekündigten Erfolgsfaktoren erfuhren die Teilnehmerinnen der World Women Work - nichts.

Stattdessen zog es Susanne Klöß, Geschäftsführerin der Firma Accenture vor, ihre neueste Studie zum Thema "Frauen und Vorbilder" zu präsentieren.
Accenture? Diesen Namen kennen wir doch: Die Bundesagentur für Arbeit hatte 2003 der Unternehmensberatung Accenture den Auftrag zum Aufbau eines Virtuellen Arbeitsmarkts erteilt. Die BA hatte für die Erstellung der Internet-Börse, deren Stellenangebote laut Bundesrechnungshof "unvollständig, nicht aussagekräftig oder nicht schlüssig" sind, unglaubliche 100 Mio. Euro ausgegeben. Jüngsten Berichten zufolge hat die BA bei der Auftragvergabe die Firma Accenture begünstigt, Accenture hatte danach Einfluss darauf, dass ein Auftrag von drei Millionen Euro nicht an einen Mitbewerber vergeben wurde.

Viele peanuts waren offensichtlich auch in die Produktion und Präsentation der Accenture-Vorbild-Studie geflossen:
Ein Video-Clip, in welchem zahlreiche als Business-Frauen verkleidete Models agieren und ein Hochglanz-Magazin, in dem auf bunten Seiten die Ergebnisse der Untersuchung dargelegt werden: 246 Führungskräfte aus deutschsprachigen Ländern waren zu ihrem Verhältnis zu Vorbildern befragt wurden, nur 35% der Interviewten waren allerdings weiblich (ging es nicht um Frauen und Vorbilder?), weshalb man die Aussagekraft dieser Untersuchung anzweifeln darf.
Auch Frau Klöß war sich offenbar des mangelnden Gehalts ihrer Umfrage bewusst, weshalb sie ersatzweise auf die "hochinteressanten" Interviews in ihrem Heftchen verwies, darunter immerhin zwei Gespräche mit weiblichen Führungskräften.

Die bahnbrechenden Ergebnisse der Accenture-Studie? "Es gibt zu wenig weibliche Vorbilder" und echte Vorbilder sollten "Fixsterne statt Sternschnuppen" sein! Hätte Frau Klöß uns doch lieber etwas über Erfolgsfaktoren erzählt.


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Beitrag vom 03.03.2005

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